Freundschaft steht über Allem
Manchmal muss einem erst durch eine andere Person die Augen geöffnet werden.
Ein Auslandssemester zu machen ist wirklich eine schwere Entscheidung. Abgesehen von der ganzen Bürokratie, wie Bewerbungen schreiben, Anträge ausfüllen, Beihilfen beantragen, gibt es auch noch den persönlichen Aspekt. Will ich ein halbes Jahr getrennt von meiner Familie leben? Kann ich ohne meine Freunde auskommen? Bekomme ich Heimweh? All das muss beachtet werden, bevor das Abenteuer starten kann. Hat man sich dann für ein Auslandssemester entschieden, heißt es vor der Abreise erst einmal Abschied nehmen.
Die Familie wird dich vermissen und all deine Freunde versprechen dich zu besuchen und dann geht die Reise auch schon los.
Ich habe mir schwer getan mich in der neuen Welt zurecht zu finden, doch die Aussicht auf einen Besuch von Freunden aus der Heimat hat das alles schon viel erträglicher gemacht. Jede Woche habe ich nachgefragt, wann sie Zeit haben und wann sie mich besuchen kommen. Doch die Antwort war jedes Mal die Selbe: „Ich muss erst nachsehen, ob ich wirklich Zeit habe“. Als dann die anderen Austauschstudenten in meinem Wohnheim die ersten Besucher aus der Heimat willkommen geheißen haben wurde mein Wunsch selbst Besuch zu kommen immer größer. Dann jedoch der große Schock, alle meine Freunde haben mir abgesagt. Zuerst war ich enttäuscht und habe mir die Frage gestellt, ob meine Freunde wirklich meine Freunde sind. Ich habe mich zurückgezogen und wollte nicht mehr mit auf Partys gehen, doch durch eine Person habe ich bemerkt, dass ich komplett falsch lag. Wir waren beide Auslandsstudenten und haben uns zu Beginn des Semesters kennengelernt. Wir haben täglich zusammen gekocht und hatten immer Spaß wenn wir etwas gemeinsam unternommen haben und er hat mir die Augen geöffnet. Nur weil meine Freunde keine Zeit oder wenig Geld haben und mich nicht besuchen kommen, heißt das nicht, dass sie nicht trotzdem gute Freunde sind. Schließlich haben sie mich immer aus meiner Heimat angerufen und mich aufgebaut, falls etwas nicht so gut lief.
Und da habe ich es auch erkannt, ein Flug in ein weit entferntes Land ist teuer und zusätzlich muss noch eine Unterkunft besorgt werden, alles materielle Dinge, die eine Freundschaft nicht ausmachen sollten. Dank ihm und seinen guten Ratschlägen war der Rest meines Semesters noch ein voller Erfolg und zusätzlich habe ich noch einen weiteren Freund fürs Leben gefunden. Danke für alles.