For the very first time...

Jetzt bin ich schon einen Monat hier, es fühlt sich irgendwie nicht danach an. Auf der einen Seite fühlt es sich manchmal so an, als wäre ich schon länger da, auf der anderen Seite kann ich aber auch nicht glauben, dass es schon fast viereinhalb Wochen sind...!!

Wann hast Du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?

Ich für mich kann sagen, während der Schulzeit habe ich nicht oft etwas neues gemacht. Da hätte ich auf diese Frage erst mal eine Weile nachdenken müssen und dann wäre wahrscheinlich nichts super besonderes eingefallen. Hier ist das ganz anders, die letzten vier Wochen waren voller erster Male!

Ich bin das erste mal alleine geflogen (ich weiß, ich bin schon groß, das sollte keine große Hürde sein, es war trotzdem aufregend!!) und das erste mal in "meine" Wohnung gekommen. Die erste eigene Wohnung mit allen Freiheiten, was die Einrichtung und Haushaltsführung angeht, aber auch mit all dem Zeug wie Aufräumen, Spülen und Putzen. Ich bin das erste Mal in meinem Leben nicht in Deutschland zuhause, das erste Mal völlig ohne die Aufsicht meiner Eltern (es ist nicht so dass ich in den letzten Jahren ständig beaufsichtigt war, aber Mama und Papa waren halt da...). Das erste Mal lebe ich in einer WG und in einer Umgebung, wo ich die Sprache absolut nicht verstehe, also auch keine Schilder oder andere Beschriftungen lesen kann.

Natürlich kommen viele kleine erste Male dazu, wie der erste Supermarkteinkauf, das erste Mal auch in kleinen Läden einkaufen, in denen man wirklich etwas sagen muss, die erste Post oder die ersten Bus- und Tramfahrten in Riga mit dazugehörigem Ticketkauf. Der erste Ausflug in die Rigaer Innenstadt, in die Heimatstadt, die erstmals nicht Münster heißt, das erste Fußballtraining.

Nicht zu vergessen, der erste Schultag als die Isolation endlich vorbei war! Die vielen neuen Namen, das unbekannte Umfeld, viele neue Aufgaben... und dann auch das erste Mal hier nach der Schule nach Hause kommen und wirklich das Gefühl haben, nach Hause zu kommen. Nicht in Münster, sondern hier.

Die Wochenenden haben bisher das erste Zusammentreffen mit anderen Freiwilligen beigesteuert, das erste Mal Essengehen, das erste Mal Zugfahren (spannend!!) und den ersten Blick auf das Meer, auf die Ostsee in Jurmala. Außerdem ganz aktuell den ersten Besuch von einer anderen Freiwilligen in unserer neuen Wohnung, umgezogen sind wir nämlich auch noch.

Erste Male sind anders als zweite, dritte, vierte... Male, sie sind neu, sie verändern dich mehr. Einige der ersten Male haben mich mit einer geichzeitig lähmenden und elektrisierenden Spannung erfüllt, die meine Hände hat zittern lassen, andere habe ich voller Vorfreude erwartet und wieder andere sind mir erst im Nachhinein als erste Male aufgefallen. Man gewöhnt sich nicht an erste Male, es ist immer anders und etwas besonderes, oder zumindest für mich ist das so, aber man hat irgendwann ein bisschen Übung.

Auf die Dauer wäre es mir, glaube ich, zu anstrengend, immer so viel neues zu machen, erste Male kosten auch Energie. Es hat schon seinen Grund, das Menschen sich ihre Gewohnheiten suchen und die einhalten, das habe ich jetzt auch gemerkt und ich freue mich auch ein bisschen auf die Zeit, wenn sich hier Gewohnheiten eingeschlichen haben. Dann muss man über manche Dinge einfach nicht mehr so viel nachdenken und der Kopf ist freier für andere Dinge.

Andererseits habe ich mir genau das gewünscht, als ich beschlossen habe, einen Freiwilligendienst im Ausland zu machen: neues zu erleben, meine alten Gewohnheiten hinter mir zu lassen und aus der Komfortzone zu kommen. Wahrscheinlich ist es gut, von Zeit zu Zeit neue erste Male einzustreuen und auch bewusst zu suchen, um Gewohnheiten zu hinterfragen, andererseits gibt es auch Routinen und Gewohnheiten, die überall und immer ihre Berechtigung haben, weil sie einem einfach gut tun.

Zusammenfassend würde ich mal sagen: es war spannend! Und es bleibt spannend! Vielleicht komme ich ja in der kommenden Woche dazu, über unseren Ausflug nach Jurmala letztes Wochenende und über dieses Wochenende etwas ausführlicher zu berichten.