EVS-Spirit - Ein Blick zurück
Es ist der EVS-Spirit, der alle Europäischen Freiwilligen eint. Mit einem Blick auf mein EVS Rückkehrerseminar wage ich mich an den EVS-Spirit und versuch diese allzu komisch aber liebenswerte Gefühlsregung in Worte zu gießen.
Nun ist es so weit. Die letzte Amtshandlung ist getan. Ich sitze gerade im Zug und kehre von meinem letzten Seminar des Europäischen Freiwilligendienstes zurück. Es war das letzte von der Europäischen Union vorgesehene Seminar, mit dem fulminanten Titel „EVS Rückkehrerseminar“ (Eine ältere Frau, die auch in der Jugendherberge nächtigte stellte die Vermutung auf, dass es sich um ein Rückkehrertreffen von Kriegsveteranen handeln muss. Sie musste dann aber feststellen, dass der Raum voller junger Menschen war. Eine äußerst amüsante Situation für beide Seiten).
Zu Beginn stand ich diesem Seminar mit gehöriger Skepsis gegenüber. Doch als ich beschloss mich darauf einzulassen, erfasste mich der schon seit einiger Zeit in mir verlorengelaubte EVS-Ethos wieder in vollen Zügen. Der EVS-Spirit lebte wieder auf und riss einen großen Teil der Seminarteilnehmer mit.
Auf diesen Seminaren trifft man meist einen ganz bestimmten Schlag Menschen. Beim ersten Zusammentreffen würden sie euch höchstwahrscheinlich ganz normal vorkommen. Sie sind mit Normalität durchdrungen, so wie die meisten von uns. Und dennoch tragen sie etwas in sich, dass sie für mich ganz besonders macht. Es ist ein Gefühl, eine Emotionsregung, es ist der bestimmte Teil des Charakters, der vom EVS, vom Aufnahmeland geprägt und beeinflusst wurde. Es ist der EVS-Spirit, der sich tief in den Charakteren verankert hat. Bei jeder Person auf eine individuelle Art unf Weise, doch bei allen ist er da und meist nicht zu verleugnen. Dennoch ist es so eine Art Gefühl, eine Lebensweise, die sich vor dem hoch aufbegehrenden Konstrukt des alltäglichen Lebens versteckt und nur schwer mit viel Verlockung aus dem tiefen, verzweigten Versteck eines Charakters zu entlocken ist. Manchmal glaubt man schon fast, dass der Alltag die überhand gewonnen, dieses schwachglimmende Gefühl erstickt hat. Doch einen Vorteil, eine Powerwaffe hat der EVS-Spirit für sich allein gegenüber allem Alltäglichen beschlagnahmt. Es ist die Möglichkeit und der Wille zur gemeinsamen Erinnerung! Spricht man mit normalen Menschen, in denen sich diese bestimmte Gefühlsregung eingenistet hat, bricht es irgendwann aus einem heraus, auch wenn man versucht es zu unterdrücken. Man kommt nicht umhin, EVS-Erfahrungen zu teilen, sich im Austausch zu schwelgen, denn eines ist allen EVSlern gemein, egal welche Erfahrungen sie im jeweiligen Land gemacht haben. Es ist das Gefühl ein Stück von etwas Großem gewesen zu sein in seinem Land, in Europa etwas Kleines bewegt zu haben, einmal über die europäische Bühne gehuscht zu sein und sich in der Kultur des Gastlandes fallen gelassen zu haben. Und vor allem ist es die unglaubliche Lust auf Europa, es ist der Drang zu Reisen, in europäische Kulturen einzutauchen um etwas Gutes zu tun. Es scheint als sei der Europäische Freiwilligendienst für ganz normale Menschen zur Herzensangelegenheit geworden.
In der Feedbackrunde zum Ende des Seminares gab es folgende Anmerkung: „Ich finde es schön, dass man mit euch in verständnisvolles Schwärmen verfallen kann, denn ihr alle kennt das Gefühl, das die EVS-Erzählungen erst zu etwas Besonderem und Lebendigem machen.“
Als ich heute den Seminarraum des EVS-Rückkehrerseminars verließ um mich auf den Weg zurück in meinen Alltag zu machen, bat mich eine der Leiterinnen noch einen Zettel für den Heimweg zu ziehen. Auf dem Zettel stand folgender Spruch: „Warte nicht, bis dein Schiff anlegt – schwimm zu ihm hinaus“! Er versucht genau dieses kaum zu beschreibende Gefühl zu fassen, das den Europäischen Freiwilligendienst auszeichnet!
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