Europa-Seminar in Straßburg
Ich war für 4 Tage in Straßburg (Frankreich). Was ich dort erlebt habe, könnt ihr in meinem ersten Blogeintrag lesen :)
Jedes Jahr veranstaltet die Friedrich-Ebert-Stiftung gemeinsam mit dem Forum Jugend und Politik und der Europäischen Bewegung Deutschland den Europawettbewerb. Zu drei Themen in verschiedenen Altersklassen können Teilnehmer aus ganz Deutschland Zeichnungen, Collagen, Texte, Videos,... einreichen. Ich habe auch mitgemacht und die Chance erhalten, die europäischen Institutionen und noch viel mehr in Straßburg kennenzulernen.
Zunächst war ich nicht sicher, was mich nach der langen Zugfahrt und der Ankunft im European Youth Centre erwarten wird. An der Rezeption wurde ich gleich auf Französisch und Englisch begrüßt. In meinem Zimmer für die nächsten Nächte traf ich auf Linda, eine Abiturientin aus der Oberpfalz, mit der ich mich gleich sehr gut verstand. Ein wenig später trafen wir die anderen Teilnehmer bei unserem ersten Meeting im Konferenzraum. Nach der Begrüßung und einer Vorstellungsrunde hat jeder seinen Beitrag zum Wettbewerb vorgestellt. Es war unheimlich interessant, welche Kreativität in jedem von ihnen steckt und wie man diese auch auf abstraktere Themen wir Gewalt im Alltag oder die europäische Identität anwenden kann. Viele Beiträge stimmten uns nachdenklich; besonders berührt hat mich ein Lied von Lena Wacker ( http://www.europaeischer-wettbewerb.de/lena-wacker/ ), das die Gedanken eines misshandelten Mädchens zeigt.
Nach dem kreativen Teil des Nachmittags ging es weiter mit einem Vortrag von Hr. Gerlach über die EU und den Europarat. Das Wissen dazu aus der Schule, das schon etwas eingestaubt war, wurde so auf eine interessante Weise wieder aufgefrischt und insgesamt haben uns die Informationen und Diskussionen auf die kommenden Tage vorbereitet.
Den ersten Tag haben wir mit einem sehr guten Abendessen und einen Spaziergang zu den Bars in der Innenstadt abgerundet. Es war spannend, mehr über die anderen Teilnehmer zu erfahren, da wir vorher gar nichts voneinander wussten und unsere Hintergründe teilweise komplett verschieden. Die Gespräche gingen von Opern zu Bamberger Rauchbier, von studentischen Vereinigungen mit ihrem konserativen Frauenbild zum Hamburger Kiez,...
Am Dienstag Morgen starteten wir recht bald mit dem Frühstück, um danach in das Thema "Hate Speech" einzutauchen, Wir beschäftigten uns vor allem mit den Fragen, was dieser Begriff umfasst, warum Hatespeech so gefährlich ist und wie man dagegen vogehen kann. Neben unserem Referentenvon der Amadeo Antonio Stifung kamen auch noch zwei Mitarbeiter des Youth Councils vom Europarat. So konnten wir sogar einen Einblick in die Arbeit einer der wichtigsten europäischen Institutionen erhalten.
Mittags gab es dann bei schon fast zu gutem Wetter eine Bootsfahrt vorbei an La Petite France, den EU-Gebäuden, den arte-Studios entlang der Altstadt. Immer dabei waren Hüte und unzählige Fächer, damit man die hohen Temperaturen überhaupt aushalten konnte. Am Abend wurden wir zu einem Essen im Restaurant "La Corde à Linge" eingeladen, in dem traditionell alsässische Gerichte auf uns warteten.
Das Highlight der Reise gab es am Mittwoch: Nach einer Führung durch das Gebäude und einer Diskussion über Rechtspopulismus nahmen wir an einer Plenarsitzung im EU-Parlament teil. Und dabei haben wir genau den richtigen Zeitpunkt erwischt, denn auf der Agenda stand das Thema "State of the Union". Kurz bevor wir auf die Besuchertribüne gingen, hat Jean-Claude Juncker seine Rede dazu gehalten, über die jetzt diskutiert werden sollte. Dabei hörten wir unter anderem die Front National-Politikerin Marine Le Pen und Nigel Farage, die ihre bekannte Einstellung gegen die EU in deutlichen Worten ausdrückten. Der letzte Abgeordnete, dessen Beitrag wir hören konnten, war Martin Sonneborn, der uns alle mit seinem Brief an den irischen Präsidenten zum Lachen brachte ( https://www.youtube.com/watch?v=kfAc_ratkM4 ).
Mittags gingen wir, nach einem kurzen Abstecher durch die Orangerie, zum Palais de l'Europe, in dem der Europarat seinen Sitz hat. Dort erfuhren wir mehr über die Arbeit dieser wichtigen Institution und über die Istanbul Convention, die die Frauenrechte stärken will. In dem Vorträgen und bei der Führung wurde uns klar, wie wichtig die drei Säulen des Europarats Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Demokratie eigentlich sind. Und dennoch sehen wir sie als etwas Alltägliches an.
Bevor wir am nächsten Tag Abschied nehmen mussten, hatten wir erst noch eine Führung durch das Gebäude und die Studios von arte. Eine Praktikantin hat uns ein neues Projekt vorgestellt, bei dem man virtuell über Europa fliegen und sich bestimmte Regionen anschauen kann. Dabei hat sie uns wunderschöne Aufnahmen von Lettland gezeigt, die mir natürlich besonders gefallen und mich auf meine baldige Abreise eingestimmt haben.
Alleine machte ich mich dann nachmittags wieder auf den Weg nach Hause. Es war eine unheimlich lehrreiche und spannende Zeit, mit netten und interessanten Personen. Der Aufenthalt hat mir verdeutlicht, wie wichtig eine gemeinsame europäische Regierung ist und was man alles bewirken kann. Die EU ist nicht nur ein abstraktes Gebilde, das irgendwo etwas über unsere Köpfe hinweg entscheidet. Alle Mitarbeiter übernehmen wichtige Aufgaben, von denen auch wir als (Bald-) EFDler profitieren können. Wir leben europäische Integration und können etwas verändern!