Erste Eindrücke
Mit ziemlich großer Verspätung kommt hier endlich mein erster Blogbeitrag, den ich bereits nach der ersten Woche geschrieben habe (jaa ich weiß das war vor 5 Wochen :D).
Mit ziemlich großer Verspätung kommt hier endlich mein erster Blogbeitrag, den ich bereits nach der ersten Woche geschrieben habe (jaa ich weiß das war vor 5 Wochen :D):
Seit fast einer Woche bin ich nun also schon hier – in Tvrdošin, einer kleinen Stadt im Norden der Slowakei, nahe der Grenze zu Polen. Schon jetzt habe ich so viel erlebt, dass ich gar nicht weiß, wie ich das alles aufschreiben soll, ich möchte hier aber von einigen meiner Erlebnisse berichten, damit ihr einen kleinen Eindruck davon bekommt, was ich hier so mache.
Angekommen bin ich am Montag mitten in der Nacht und schon am Flughafen wurde mir klar, dass hier einiges anders ist, als zuhause. So liefen wir mit den drei Leuten von der Organisation nicht etwa zum Parkplatz des Flughafens, sondern folgten ihnen eine Weile bis zu einer Einfahrt eines etwas älteren Hauses, wo das Auto stand. Dort bezahlte einer der drei bei einer Frau, die neben einem kleinen Tisch mit einer Geldkassette und einem Wecker stand. Ich dachte nur: „Willkommen in Polen“ :D. Ziemlich müde kamen mein spanischer EVS-Kollege Maikel und ich dann bei unserem neuen Zuhause an – und waren erstmal verwirrt. Ganz anders als Google maps das vorher gezeigt hatte, ist das Haus nämlich nicht inmitten eines Wohngebietes. Nein, es ist, wie unser slowakischer Mitbewohner dann auch festgestellt hat, das wohl am höchsten gelegene und am weitesten vom Stadtkern entfernte Haus in Tvrdošin :D Die Höhenproblematik bekamen wir dann auch gleich am ersten Morgen zu spüren. Ich kam morgens in die komplett dunkle Küche (die Küche ist wohl das merkwürdigste an der Wohnung, sie hat weder Fenster noch einen „normalen“ Zugang), wo mir Maikel mit der Taschenlampe in der Hand eine SMS zeigte: Uns wurde mitgeteilt, dass wir den ganzen Vormittag keinen Strom haben werden. Gut, ohne Strom kann man leben, dachte ich. Als wir dann aber feststellten, dass wir auch kein Wasser hatten, sah das ganze schon wieder anders aus. Keine Dusche, kein Glas Wasser und das am Morgen nach einer sehr anstrengenden Reise. So warteten wir dann gezwungenermaßen bei einem Glas Milch auf unsere Mentorin Klaudia, die uns gegen Mittag abholte. Kurz bevor sie kam, war zum Glück auch das Wasser wieder da ;)
Im strömenden Regen mit nur einem Schirm für alle ging es dann in die Nachbarstadt Trstená, mit dem Bus braucht man ca. 10 Minuten. Dort gab es ein Willkommens-Mittagessen mit den Mitarbeitern der Organisation, wo wir dann endlich alle persönlich kennenlernten. Beeindruckt hat mich, wie eine ältere Frau, von der ich noch nicht genau weiß, was genau sie mit der Organisation zu tun hat, total fasziniert erzählt hat, dass wir die ersten Ausländer sind, die sie trifft.
Am Mittwoch lernten wir dann auch den „Chef“ kennen, der Klaudia, Maikel und mich mit nach Žilina nahm, wo wir uns bei der Polizei anmelden mussten. Zunächst kam ich jedoch in den „Genuss“ einer fast zweistündigen Autofahrt in hoffentlich nicht typischem slowakischen Fahrstil. Das lief ungefähr so ab: Zuerst das Auto vor einem möglichst schnell einholen, dann jeglichen Sicherheitsabstand ignorierend so lange hinter ihm herfahren, bis sich eine „geeignete“ Situation zum Überholen ergibt um dann manchmal in die sehr kleine Lücke zwischen dem nächsten Auto und dem Überholten wieder einzuscheren und die Prozedur wieder von vorne beginnen. Er beherrscht diesen Fahrstil aber ziemlich gut, sodass man relativ ruhig dort ankam ;)
Ja das „dort“… darüber war auch Klaudia sehr erstaunt und sie fand auch die passenden Worte: „Like in a jail.“ In einem verlassenen Gefängnis, muss ich hinzufügen. Die Polizei von Žilina wirkt wirklich so, als wäre sie nach dem Ende der Sowjetunion verlassen worden und nun hat man dort spontan einige Büros der Polizei untergebracht. Deshalb – und auch weil ich heraushören konnte, dass die Polizei hier wohl nicht so beliebt ist – ging ich mit einem etwas komischen Gefühl in das große Gebäude, wo wir dann eine halbe Ewigkeit warteten. Danach bummelten wir noch ein wenig in der Stadt herum, wobei wir von unserer Mentorin viele interessante Dinge erfuhren über die Sowjet-Zeit und die aktuelle politische Situation und so etwas. Wirklich erstaunt hat mich, dass die Slowakei anscheinend ziemlich korrupt ist.
Am nächsten Tag gingen wir dann endlich in die Räume der Organisation, die mich extrem positiv überraschten. Die Mitarbeiter haben da ganze Arbeit geleistet und das alte Gebäude von innen wirklich schön renoviert. Durch einige Kennenlernrunden konnte ich mir dann auch endlich die Namen der Mitarbeiter merken.
So und jetzt mal zu diversen Klischees über den Osten, die ich ja auch versuche, abzubauen ;)
Ja, die Straßen und Häuser sehen etwas heruntergekommener aus, als in Deutschland. Extrembeispiel ist ein Loch mitten in der Straße, in das ich auf unsrem ersten Weg zum Bus fast hineingestanden wäre. Und ja, es ist ein Loch – kein Schlagloch – ein Loch, in das man hineinfallen könnte, wäre es größer, mitten in der Straße.
Ja, es gibt sehr viele Plattenbauten. Auch in unserer direkten Nachbarschaft befindet sich ein sogenanntes „Sídlisko“, eine Plattenbausiedlung. Da die Slowaken aber ein Faible für bunte Hauswände zu haben scheinen, sind die meisten fröhlich gelb, rot, grün usw. gestrichen, damit sie nicht ganz so trist wirken. Die farbenfrohen Häuser überall sind wirklich auffallend.
Ja, es gibt dort, wo wir wohnen, auch Hunde, die scheinbar niemandem gehören. Der Großteil der Hunde (und das sind sehr, sehr viele - scheinbar jeder hat hier mindestens einen Hund) befindet sich aber brav im Vorgarten oder Zwinger der Besitzer – wenn sie nicht gerade plötzlich laut kläffend auf die Straße rennen, um mir den Schreck meines Lebens zu verpassen :D
Ja, auch mit der Stromversorgung hatten wir wie gesagt schon Probleme. Das passiert aber normalerweise nie, wie uns versichert wurde. Dass zusätzlich zu dem Strom auch das Wasser weg war, lag nur daran, dass der Wasserdruck dank unserer hohen Lage ohne die elektrischen Pumpen nicht gehalten werden kann ;)
Ja, auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hatten wir schon Probleme. Vertrauend auf die absolute Zuverlässigkeit, die wir unter der Woche angetroffen haben, wo mindestens alle viertel Stunde ein Bus nach Trstená fährt, mussten wir am Samstag über eine halbe Stunde auf den Bus warten. Wir konnten leider nicht herausfinden, ob der Bus wirklich eine so große Verspätung hatte oder ob es ein ganz anderer war. Ziemlich seltsam sind auch die Preise, das System werde ich wohl nie verstehen. Ich habe für die ca. 6km Strecke zwischen Tvrdošin und Trstená nun schon alles zwischen 50 und 75ct bezahlt :D (Nachtrag: Inzwischen ist der absolute Tiefstpreis 30ct).
Trotz allem – oder vielleicht gerade deshalb – kann man sich hier sehr wohlfühlen, denn bis jetzt wurden wir von allen sehr freundschaftlich aufgenommen, ob von Kollegen, Mentorin oder der Slowakischlehrerin inklusive Familie. Leider richtig ist allerdings, dass die Sprache ziemlich kompliziert ist. So wird es wohl noch eine Weile dauern, bis wir verstehen, wenn der Wirt des Restaurants, in dem die Leute von der Organisation immer zu Mittag essen, mal wieder einen Witz auf unsere Kosten macht :D
Apropos Essen: Das slowakische Nationalgericht Bryndzové Halušky (ein bisschen wie Kässpätzle) habe ich in besagtem Restaurant schon probiert und bin begeistert :)
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