Erste Eindrücke... (vom 6.September)
Ich habe mir vorgenommen meine Berichterstattung hierher zu übertragen. Also ein wenig nacharbeiten.
Meine erste Woche (und ein bisschen mehr) ist jetzt rum und ich konnte mich ein wenig eingewöhnen. Ich habe mit meiner Arbeit begonnen, die Stadt besser kennen gelernt, für mich eingekauft und gekocht, die Tradition der Freiwilligen hier erfüllt, dass der Neue mit putzen dran ist, mit Griechisch angefangen und gerade läuft die Waschmaschine mit meinen Sachen... Ich habe also angefangen meine alttäglichen Sachen zu erledigen. Einiges mehr oder weniger holprig, aber es klappt bisher alles gut. :)
Meine Mit-Freiwilligen sind eine gute Truppe und sie zeigen mir die wichtigsten Sachen erklären mir vieles und eine (Maria, Estin) bringt mir auch Griechisch bei, damit ich zumindest bis der Unterricht anfängt ein wenig lerne. Ich kann jetzt hallo sagen, wie es mir geht, bitte, danke, entschuldigung, bis 10 zählen und sagen das ich kein Griechisch spreche...das ist schon mal ein ziemlicher guter Anfang. Man kommt hier jedoch ziemlich gut zurecht mit Englisch und da viele der älteren Bewohner der Stadt zurückgekehrte Gastarbeiter aus Deutschland sind, funktioniert in einigen Fällen auch Deutsch.
Wenn die angesprochene Person einen nicht versteht, kommen meistens gerne einige der Umstehenden zur Hilfe und basteln so eine Antwort zusammen. Dadurch kann aus einer einfachen Frage auch mal eine lebhafte Diskussion durch den ganzen Raum auf Griechisch entstehen, nur um am Ende dann eine kurze Antwort zu haben, die dann aber auch stimmt.
Generell hört man hier schnell raus, dass die Griechen ein sehr lebenhaftes Völkchen sind. Ich habe ab und zu meine Mit-Freiwilligen gefragt, worüber meine Chefin Anna und ihr Kollege Costas denn so heftig streiten und ich bekam die Antwort, dass sei kein Streit sondern nur eine intensive Diskussion. Danach ist dann auch wieder alles wie gehabt.
Desweiteren ist hier immer was los. Egal zu welcher Tages- und Nachtzeit man in die Stadt geht, die Cafes/Bars sind eigentlich immer gut besucht und die Leute sitzen zusammen an kleinen Tischen auf den Gehsteigen und in den Gassen, wie man das eben so von Südländern erwartet. Ich habe noch nicht gezählt, aber es gibt VIELE Cafes etc. im Verhältnis zur Einwohnerzahl, aber irgendwie sind diese dann besonders Mittags und Abends immer voll. Das war den Sommer über nicht so, aber jetzt wo es "kälter" wird, kommen die Menschen in die Stadt zurück und die Arbeit, Schule usw. fängt wieder an.
Ein weiteres interessantes Phänomen war für mich, dass egal wie voll eine Bar und wie laut die Musik war, kaum einer, meist sogar niemand, getanzt hat. Ich habe mich erkundigt und das ist anscheinend normal so. Jetzt wo die Stundenten auch zurück in die Stadt kommen macht aber ein Club auf. Es gibt also noch Hoffnung. ;)
Meine Arbeit beginnt jetzt auch so langsam. Ich durfte kurze Texte für unsere Facebook Seite über Events schreiben, habe bei einem neuen Video geholfen, begann die Musik zu sortieren und am aller wichtigsten, wir haben mit der Arbeit an unserer eigenen Sendung begonnen. Das heisst wir durften uns ein Thema aussuchen, haben eine Zeit bekommen und erstellen nun kleine Spots, die für unsere Sendung werben sollen. Ich habe mich für den Titel "Music and its Movements" entschieden und möchte mich jeden Dienstag von 3-4 Uhr mit Musikrichtungen auseinandersetzen, die zu einer politischen oder gesellschaftlichen Bewegung gehören. Soweit die Idee, mal schauen mit der Umsetzung. Ich weiss noch nicht genau wann wir starten, aber ich freue mich schon darauf.
Draussen geht gerade wieder wildes Gehupe los. Jeden Samstag finden mehrere Hochzeiten statt und dann hört man die Autokorsos überall. Ich weiß nicht woher diese ganzen Paare in einer so großen Stadt kommen, aber es scheinen genug zu sein, dass permanent Hochzeiten stattfinden und es viele Läden in der Stadt gibt die damit ihr Geschäft machen.
Jeden Dienstag ist hier in Serres Markttag. Dann pilgern unglaublich viele Leute dorthin, schieben sich zwischen den Ständen durch die Gegend und kaufen bei den umherrufenden Verkäufern ein. Das Obst und Gemüse dort ist sehr günstig (4kg Tomaten für 2 Euro) und daher kaufen wir Freiwilligen dort für die ganze nächste Woche ein. Das schmeckt auch alles immer gut und am besten sind die Tomaten!
An Essen habe ich hier auch schon einiges probiert. Neben dem griechischen Kaffe, verschiedene Fleischsorten und Gerichte an deren Namen ich mich aber nicht wirklich erinnern kann. Viele dieser Gerichte sind mit Käse. Aber wenn man hier Käse sagt, meint man Feta-Käse. Wenn man anderen will, muss man nach gelbem Käse fragen. Mein Favorit ist aber "Pita". Das ist eine Art große Teigrolle, die mit verschiedenen Dingen gefüllt werden kann und danach gebacken wird.
Ich habe mir jetzt auch ein Fahrrad besorgt, um mich durch die Stadt zu bewegen (vielleicht folgt irgendwann auch ein Foto). Beim fahren muss man hier aber aufpassen, denn es sind zwar ein paar andere Menschen auch mit Fahrrädern unterwegs, aber die Autofahrer rechenen trotzdem nicht mit einem. Und man sollte auch als Fußgänger nicht erwarten, dass an einem Zebrastreifen angehalten wird. Man wartet bis ein wenig Platz ist und läuft einfach irgendwo über die Strasse.
Hier gibt es auch viele Strassenhunde, die durch die Gegend laufen und einen ab und zu begleiten, diese sind jedoch alle sehr friedlich.
Letzten Samstag sind wir fünf Freiwilligen zu einem Festival der kommunistischen Jugend Griechenlands gegangen. Hauptgrund war, dass es dort auch Livemusik geben würde und als wir den Ticketverkäufern am Einlass erklärten, dass wir von den Diskursen sowieso kaum etwas verstehen würden, zahlten wir statt zwei Euro nur einen Euro Eintritt. Es waren einige Leute da, aber es war eine entspannte Stimmung. Die meisten saßen zusammen an Tischen, aßen und folgten den vorgetragenen Reden. Die erste Band spielte aktuelle Rockmusik und die zweite griechische Musik. Die griechische Musik regte einige (besonders viele der älteren Anwesenden) dazu an vor die Bühne zu gehen, sich in einen Kreis zu stellen und mit viel Freude gemeinsam zu tanzen. Es kamen neue Personen hinzu, andere setzten sich und es war auf jeden Fall interesaant anzusehen.
So viel zu meiner Berichterstattung fürs erste. Kreuz und quer und bunt gemischt, aber alles andere wäre ja auch langweilig.
Achso, an Griechen in meinem Alter habe ich auch schon ein paar von den Freunden der anderen Freiwilligen kennen gelernt. Sie wirken alle sehr nett und freuen sich, wenn man sich mit ihnen zusammen in eines der vielen Cafes setzt und einfach quatscht.