Endlich in Schweden!
Janna ist wohlbehalten im schwedischen Edsbyn angekommen. Abenteuerlich wurde es im Hochseilgarten beim On-Arrival-Training in Stockholm...
Nun bin ich tatsächlich in Schweden angekommen! Die Reise verlief gut. Ich hatte zwar 25kg Gepäck, aber der Mann am Schalter war sehr nett und meinte nur grinsend: „Na dann schicken wir das mal schnell weiter...“Das war schon mal ein guter Start!
Von Berlin flog ich am 10. September 2006 nach Stockholm, von wo aus ich noch zwei Stunden mit dem Zug in den Norden fuhr. Dort holte mich Helena (die Projektleiterin, meine Tutorin und Schwedischlehrerin) dann in Bollnäs ab. Zusammen fuhren wir nach Viksjöfors, das ist ein winziges Örtlein von nur 270 Einwohnern, in dem das Tanzprojekt liegt. In der Tanzschule lernte ich Nickie kennen, das ist die Luxemburgerin, mit der ich nun für zehn Monate zusammen wohne und arbeite. Von der Tanzschule ging es dann sofort weiter zu einer kleinen Musik- und Tanzaufführung im Nachbarort. Das war echt cool und zwar war das so typisch schwedisch folkloristische Musik mit Tanz. Die Musik erinnerte mich sehr an den schwedischen Film „Wie im Himmel“. Abends im Bett war ich nach diesem anstrengenden und aufregenden Tag dann total fertig, weil ich die Nacht zuvor auch nur zwei Stunden schlief. Ich musste noch packen…
Montags war ich dann das erste Mal im Schwedischunterricht. Der ist aber eher auf freiwilliger Basis, das heißt, wir können da von Montag bis Donnerstag hingehen, müssen aber nicht immer kommen. Außerdem ist es so, dass dort jeder für sich arbeitet, weil wir total unterschiedlich weit sind. Helena kommt dann ab und zu mal vorbei, um sich die Übungen anzuschauen und ein bisschen die Aussprache mit uns zu üben. Das ist im Schwedischen echt gar nicht so einfach! Bin mal gespannt, ob ich am Ende wirklich richtig schwedisch sprechen werde!?
Abends ging ich dann zum Tanzunterricht, und zwar zu den „Fat Ladies“, das ist für die Mamas und die sind im Vergleich zu ihren Kindern halt nicht mehr ganz so beweglich…
Am Dienstag verbrachten wir mit dem Schwedischkurs einen schönen Tag bei Helena. Sie wohnt in so einem typisch schwedischen rot-weißen Haus, direkt am See, mitten im Wald… Wir ruderten mit ihrem Boot auf dem See und die anderen waren in der Sauna. (Das ist mir aber immer zu heiß! Mal sehen… vielleicht komme ich im kalten Winter dann mal mit.) Und sie bekochte uns lecker. Später kletterten wir noch auf den Mückenberg, von wo aus wir eine wunderschöne Aussicht über die Wälder und die Seenlandschaft der Umgebung genossen!
Neulich hatte ich ein tolles Erlebnis! Und zwar hatte ich die Möglichkeit, bei einem typisch schwedischen Folklore-Tanzabend mitmachen zu dürfen. Das war sehr beeindruckend, wie in einer anderen Welt! Anfangs fühlte ich mich etwas fehl am Platz - ich hatte ja noch nie zuvor so getanzt – aber mit der Zeit kam ich rein und fand es sehr lustig. Die Leute waren alle so herzlich, geduldig und offen. Und es tanzten wirklich junge wie alte Leute fröhlich miteinander, während andere Violine, Akkordeon oder Klarinette spielten. Es war einfach toll, die enge Verbindung zwischen den Menschen zu spüren!
On-Arrival-Training in Stockholm
In der zweiten Woche verbrachte ich dann vier Tage auf dem so genannten „On-Arrival-Training“ in Stockholm. Es war super interessant andere Freiwillige aus so vielen verschiedenen Ländern zu treffen!
Am zweiten Tag waren wir in einem Hochseilgarten! Das war unglaublich! Ich hatte mir vorgenommen, bis zum Schluss durchzuhalten und wollte es unbedingt schaffen! Als ich dann da oben war, hatte ich große Angst und wagte mich nur Schritt für Schritt voran, wobei ich mich, dank meiner Größe, oben an einem Sicherheitsseil entlang hangeln konnte. Während ich zitterte und schwitzte, hüpften andere fröhlich über das Seil oder gingen gar rückwärts mit geschlossenen Augen! Wie auch immer: Ich habe es tatsächlich bis ans Ende geschafft und bin nun stolz darauf! Und es ist doch toll, wenn ich das mal als Metapher aufs Leben übertrage: Dass man, wenn man nur will, eigentlich alles schaffen kann! Und das Schlimmste, was dabei passieren kann ist, etwas hinunterzufallen – dann muss man halt wieder auf das Seil kommen, um seinen Weg durchs Leben weiterzugehen…
Neue Bekanntschaften
Nun bin ich gerade zu Hause in Edsbyn, wo etwa 5.000 Leute leben. Ich habe es mir aber von den Häusern her viel dörflicher und gemütlicher vorgestellt! Wir wohnen leider in einem Plattenbau, das ist nicht sehr schön, aber die Wohnung an sich ist OK. Für mein Zimmer muss ich noch ein paar Sachen kaufen, damit ich es mir gemütlicher machen kann. Muss mich ja schließlich hier wohl fühlen, um den langen Winter zu überstehen!
Den Spanier habe ich nie kennen gelernt, der hat seinen Dienst hier abgebrochen. Er hat wohl gar nicht erst versucht, sich hier einzubringen und auf die neue Kultur einzulassen. Stattdessen hat er angeblich alles immer damit entschuldigt, dass das in seiner Kultur anders sei. Er kam dann auch nicht sehr gut mit der Helena klar, die kann auch manchmal ein bisschen anstrengend sein, ist aber eigentlich nett.
Sebastian, Helenas Sohn, habe ich in den gut zwei Wochen vielleicht fünfmal kurz gegrüßt, ansonsten liefen wir uns aber irgendwie nie über den Weg. Er geht noch zur Schule und hockt ansonsten den ganzen Tag im Zimmer. Scheint überhaupt kein Interesse an irgendeiner Art von Kommunikation mit uns zu haben… komisch!
Mit Nickie verstehe ich mich bisher gut. Am ersten Abend haben wir uns gleich sehr viel unterhalten und zeigten uns gegenseitig Fotos von unseren Freunden und der Familie. Ich glaube, sie ist echt ganz nett. Mal sehen, wie es halt auf die Dauer klappt, weil wir im Alltag nun fast alles zusammen machen werden und das kann dann auch ziemlich anstrengend werden, denke ich. Von daher ist es gut, dass wir wenigstens getrennte Zimmer haben.
Am Wochenende sind Nickie und ich sehr früh aufgestanden, um eine Wanderung um Edsbyn herum zu machen. Es war herrlich in der Morgenstimmung!
Jetzt am Anfang habe ich erstmal noch ein bisschen mehr Freiheit und Freizeit als eigentlich vorgesehen, weil Helena meint, wir sollen erstmal auch die Gegend erkunden und so. Finde ich gut! Mein richtiger Arbeitsalltag wird sich dann erst so nach und nach einstellen.
Bisher haben wir halt Schwedischunterricht, geben hier in Edsbyn in der Grundschule gemeinsam Tanzunterricht, helfen im Deutsch- und Englischunterricht und können in Viksjöfors selber am Tanzunterricht teilnehmen. Der ist echt anstrengend, macht aber Spaß. Ich hätte nicht gedacht, dass die das hier so professionell machen! Mit der Zeit werden wir dann immer mehr Verantwortung übernehmen und uns auch voneinander trennen können, sodass wir unsere eigenen Gruppen leiten werden.
Ich freue mich auf meine Zeit hier in Schweden! Es wird sicher eine tolle Erfahrung werden, von der ich viel mitnehmen kann!
Liebe Grüße aus Schweden, bis bald, eure Janna ;-)