Endlich Frühling?
Nomen est Omen und auch Litauen heißt nicht ohne Grund Litauen. Evil_eva muss das zurzeit hautnah erleben. Da kann man schon mal versehentlich die Zeit in die falsche „Richtung“ verstellen.
Inzwischen hat hier auch endlich der Frühling angefangen: Es regnet und alles ist grau und voller Schneematsch! Aber man darf dem litauischen Wetter wohl nicht zuviel auf einmal abverlangen. Immerhin heißt „Lietuva“ nicht ohne Grund „das Land des Regens“.
Letzte Woche war hier nicht mehr viel los. Aus meiner Englischstunde ist bis jetzt immer noch nichts geworden, was mich nicht sonderlich überrascht hat: das Projekt ist zwar super und die Mitarbeiter auch offen für Vorschläge, aber die Zeiteinteilung habe ich trotz ausführlicher Stundenpläne immer noch nicht durchschaut. Entweder liegt das an der anderen Mentalität oder aber ich blick’s nur nicht, weil das natürlich alles auf Litauisch geplant wird. Allerdings glaube ich eher an ersteres, weil es auch öfter mal vorkommt, dass einer von den Mitarbeitern nicht auftaucht und keiner weiß, wo er ist und sie kommen auch gar nicht erst auf die Idee, nachzuforschen.
Am Donnerstag war dann wieder mein Tutor da. Diesmal haben mich seine Übersetzungen schon sehr viel weitergebracht, was glaube ich daran liegt, dass ich inzwischen auch schon ein paar Sachen ohne Hilfe verstehe und das die perfekte Ergänzung ist. Allerdings ist es auch ein komisches Gefühl, wenn plötzlich ein anderer Ausländer da ist, der sich mit allen verständigen kann und mit meinen Kindern in einer Minute soviel redet wie ich an einem ganzen Tag.
Immerhin verstehe ich inzwischen auch schon genug, um die Unterschiede zwischen der Arbeit mit Kindern (und vor allem Jugendlichen) in Deutschland und Litauen zu bemerken. Was von beiden besser ist, kann ich allerdings nicht sagen. Nur, dass die Kinder in meinem Projekt unglaublich brav sind! Keine Ahnung wieso und ich habe auch gehört, dass das in anderen Projekten ganz anders aussieht. Allerdings sind die Litauer im Allgemeinen höflicher als die Deutschen. So, genug rumphilosophiert.
Mein Wochenende in Vilnius war super wie immer, auch wenn ich etwa doppelt soviel Geld ausgegeben habe, wie ursprünglich geplant, so dass mir mein Taschengeld schon wieder nicht bis zum Ende des Monats ausgereicht hat. Das liegt einerseits daran, dass wir am Freitagabend auf einer Party für dreißig Litas waren (das sind fast zehn Euro - in Litauen ein Vermögen!), andererseits war ich am Samstag auf einem Basketballspiel.
Basketball ist in Litauen der unumstrittene Nationalsport und obwohl ich mich eigentlich nur mäßig für diese Sportart interessiere, war das Spiel total überzeugend! Gespielt haben Lietuvos Rytas aus Vilnius und Žalgiris aus Kaunas – also die Mannschaften der beiden größten Städte in Litauen gegeneinander! Entsprechend haben wir Gäste dann auch eine ziemliche feindselige Stimmung erwartet, vor allem, da die Fans zahlenmäßig fast gleichstark vertreten waren. Stattdessen war die Stimmung absolut super und obwohl Lietuvos Rytas mit etwa dreißig Punkten in Führung lag, haben die Fans in der Pause friedlich in derselben Bar nebeneinander ihr Bier getrunken. Da können wir Mittel- und Westeuropäer noch eine Menge von lernen!
Samstagabend war ich dann noch mal in einem Club (diesmal sehr viel billiger, aber trotzdem total lustig) und hab dann Sonntagmorgen auch prompt verschlafen, was allerdings daran lag, dass wir unsere Uhren zurück - statt vorgestellt haben. War wohl etwas zu früh über die gewonnene Stunde gefreut.
Den restlichen Sonntag habe ich genutzt, um mit Irene zusammen Akropolis zu erkunden. Leider haben wir bei der Gelegenheit auch festgestellt, dass Klamotten in Litauen genauso viel kosten wie in Westeuropa. Nur dumm, dass ich dringend eine Frühlingsjacke brauche! Dafür ist das „italienische“ Eis, das da überall verkauft wird, superlecker!
Den Abend haben wir mit einer Gruppe von Freiwilligen bei Edita (einer litauischen Russin) verbracht. Wir haben litauisch gekocht und das Wochenende ausklingen lassen. Bei der Gelegenheit sind übrigens auch einige sehr interessante Fotos entstanden.
Diese Woche ist bis jetzt super verlaufen! Obwohl oder vielleicht gerade weil ich zweimal verschlafen habe (vielleicht sollte ich mal in einen richtigen Wecker investieren), bin ich irgendwie fitter als letzte Woche. Inzwischen kann ich auch schon halbe Gespräche auf Litauisch führen (die andere Hälfte besteht allerdings aus sehr vielen „ähms“ und eingeschobenen deutschen beziehungsweise englischen Wörtern). Und ich übe fleißig weiter! Hatte heute mal wieder meine erste richtige Litauischstunde seit Wochen, in der ich dann auch gleich genug für die nächsten zwei Wochen gelernt hab. Mit jedem Grammatikkapitel verliere ich einen Teil meiner Hoffnung, das jemals meistern zu können. Wird schon ein Wunder, wenn ich nach sechs Monaten richtig deklinieren kann, von den tausend Verbformen ganz zu schweigen!
Also falls irgendjemand einen Europäischen Freiwilligendienst machen will, aber sich nicht sicher ist, ob er das auch wirklich schafft, sollte er besser nicht in ein Land gehen, in dem er die Sprache nicht versteht! Damit will ich jetzt auf keinen Fall sagen, dass ich hier in Litauen unglücklich wäre! Wenn ich die Sprachprobleme nicht hätte, dann gäbe es sicherlich andere Probleme.