Eine Stadt feiert Geburtstag
A_nnika lebt sich gerade in Litauen ein. In ihrem Tagebucheintrag erzählt sie von ihrer Arbeit in der Bibliothek und einem großen Geburtstagsfest der Stadt Panevezys.
Laba diena aus Panevezys.
Heute ist Sonntag und endlich habe ich mal wieder Zeit über meine Erlebnisse in der letzten Woche zu berichten. Unter der Woche habe ich dazu keine Zeit, weil ich abends aus der Bibliothek kam, schnell was gegessen habe und nach höchstens einer Stunde wieder weggefahren bin. Oder gar nicht zu Hause war und erst um elf heimkam.
Ein Wochenüberblick
Am Montag war ich im Babilonas. Das ist nicht nur ein großes Einkaufszentrum, sondern da gibt es auch einen Raum zum Billard und Bowlingspielen und viele kleine Bars. Das ist im Babilonas 1, im Babilonas 2 gibt es dann eine große Fläche zum Schlittschuhlaufen und das Babilonas 3 wird gerade gebaut. Vielleicht erlebe ich ja noch, was dort dann Besonderes ist.
Am Dienstag war ich dann zum ersten Mal in Velzys in der Bibliothek. Dort sind wir gleich mit Tee und Gebäck begrüßt worden. Nach einer Stunde sind wir (also Rasa, Gokhan und eine Frau aus der Bibliothek) dann weiter nach Eriskiai gefahren. Dort soll Gokhan dann drei Tage in der Woche sein. Am Dienstag habe ich auch mit meinen Eltern telefoniert und gesagt: „Es ist so kalt hier, bitte schickt mir schnell meine Wintersachen!!!“. Seitdem hat es hier nicht mehr geregnet, an jedem Tag scheint die Sonne und es ist gefühlte 5°C wärmer :-).
Am Mittwoch hatte ich dann das erste Mal Sprachkurs und habe das litauische Alphabet und Sachen wie mein Name ist Annika, ich bin aus Deutschland, gelernt. Eigentlich sollte der Sprachkurs um zehn Uhr morgens beginnen und ich war schon fast aus dem Haus, als ich eine SMS von Rasa bekam in der sie schrieb, sie habe ihre Schlüssel vergessen und müsse noch mal nach Hause. Ich beschloss also in der Zeit, die mir nun blieb ein paar Bilder für euch zu machen. So bin ich eine Stunde mit meinem Foto durch Panevezys gelaufen und habe fleißig Bilder gemacht. Nach dem Sprachkurs habe ich Egle und Renata getroffen. Sie studieren hier in Panevezys an der Universität und soll mir ein bisschen helfen, wenn ich irgendwelche Fragen habe. Der Name Egle bedeutet im litauischen „Tanne“ oder Fichte :-). Danach war ich kurz in der Bibliothek und dann bin ich zusammen mit Egle in Gokhans Wohnung gefahren, wo wir auch Rasa und ihren Mann Vidas mit den beiden Kindern getroffen haben (die sind echt süß die kleinen) und außerdem Renata. Rasa hat dann für uns gekocht (Studentenessen wäre das: Reis mit Ketchup und Fleisch). Gokhan hat gesagt, es wäre das erste Mal, dass jemand in dieser Küche was kocht :-). Das Essen in Litauen ist auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Nudeln und Reis werden ganz weich gekocht. Danach sind Egle, Renata, Gokhan und ich zum Eislaufen ins Babilonas. Nachdem zweimal unsanft auf meinem Hinterteil gelandet bin, ging es auch ganz gut. Tja und dann hätten Egle und ich beinahe den letzten Bus nach Hause verpasst. Außerdem war ich ausgesperrt. Vilmas Freund hatte beim abschließen der Haustür den Schlüssel drei Mal gedreht und dann kann man von außen nicht mehr öffnen. Also habe ich Vilma auf dem Handy angerufen, damit sie mir die Tür aufschließt.
Am Donnerstag war ich dann zum ersten Mal den ganzen Tag in Velzys in der Bibliothek. Und vorher waren in der Stadtbibliothek eine Gruppe Kindergartenkinder, die mir Tiernamen beigebracht haben. Ich habe auf die Tiere in den Büchern gedeutet, sie haben den Namen gesagt und ich habe wiederholt. Antis ist zum Beispiel Ente. Am Abend habe ich dann Felicitas getroffen. Sie kommt aus Österreich und ist hier in Panevezys als Freiwillige so wie ich. Schön, dass ich mit jemandem Deutsch reden kann.
Das Geburtstagsfest
Am Freitag morgen sollte eigentlich Sprachkurs sein, der ist aber ausgefallen, weil Gokhan krank war. Das hat ihn aber nicht daran gehindert abends zum Konzert zu gehen. Panevezys hat an diesem Wochenende Geburtstag und das wird wie jedes Jahr groß gefeiert.
Also in diesem Sinne Happy Birthday oder auf Litauisch: Sveikinu su gimtadieniu.
Jede Stadt macht das in Litauen anscheinend so. Da gibt es im Zentrum zwei Bühnen, wo verschiedene Musik gespielt wird. Am Anfang eher Klassik und dann Pop und Rock. Dort war ich also am Freitag und Samstag Abend. Gestern war dort auch noch großes Feuerwerk. Pünktlich mit Beginn des Feuerwerks hat es auch angefangen zu regnen. Außerdem habe ich dort eine portugiesische und einen französischen Freiwilligen getroffen, die Ulrich besucht haben. Sie wohnen in Vilnius. Tania hat auch gleich gesagt, wenn ich mal nach Vilnius komme und irgendwo übernachten will, soll mich bei ihr melden. Am Nachmittag war außerdem ein kleiner Markt, wo man Schmuck und Taschen und allen möglichen Krams kaufen kann. Felicitas und ich haben dort unabhängig voneinander den gleichen Anhänger gekauft.
Unser On-Arrival-Training wird wahrscheinlich Anfang Oktober sein. Gestern hat auch Litauen bei der Basketball-Europameisterschaft gespielt und die Litauer haben überall das Spiel geschaut und nach dem Sieg gegen Italien gefeiert. Aber nicht so extrem wie wir bei der Flussball-WM letztes Jahr. Das Litauen gestern auch Fußball gespielt hat in der EM-Qualifikation hat keinen interessiert. Litauen ist eben doch leider kein Fußballland :-(.
Ja das war’s auch schon wieder von mir.
Ein kleiner Nachtrag noch. Nun ist schon Montag und ich hatte in der Bibliothek ein Arbeitsmeeting. Ich werde ab jetzt dreimal in der Woche nach Velzys in die Bibliothek gehen (einmal davon wird es Samstags sein, dafür habe ich Montags frei) und zweimal direkt in Panevezys in der Bibliothek sein. Heute habe ich auch einen Bibliotheksausweis bekommen und kann nun Bücher ausleihen. Offiziell habe ich keinen Beruf erlernt, arbeite aber in der Bibliothek. Die Rubrik Volunteer gab es im System nicht und Schüler oder Student bin ich ja auch nicht. Jetzt habe ich keine Zeit mehr, ich gehe in ein französisches Theater. Bin schon gespannt wie viel ich davon verstehe.