Eine Reise nach Võrumaa, viel Essen und das On-Arrival Training/A journey to Võrumaa, a lot of food and the On- Arrival Training
Mein Erster Monat in Estland ging zu Ende und ich verließ zum ersten Mal meinen Ort. Ich reiste mit der Arbeit nach Võrumaa und kurz danach alleine nach Talinn zu meinem On-Arrival Training. Zwischendurch ging es beim Senioren Tanzabend so richtig ab und ich stelle zum ersten Mal fest, dass die Esten mich wahrscheinlich mästen wollen.
So, nach langer Pause geht es mal wieder weiter mit meiner Zusammenfassung des ersten Monats. Meine dritte Woche in Estland war nicht groß anders als die Wochen davor. Ich arbeitete im Kulturhaus an der Dekoration und im Jugendzentrum hatten wir den Workshop für die Erneuerung unseres Sofas. Besonders war jedoch die Ankunft eines Paktes aus der Heimat. Meine Mama hatte mir ein paar Sachen nachgeschickt, die leider nicht mehr in meine Koffer gepasst hatten. Doch so wie sie nun mal ist, war mehr in dem Paket als erwartet und das Öffnen des Pakets wurde schon fast zu einem vorzeitigen Weihnachtsfest für mich. Danke Mama!
Das Wochenende versprach aber aufregender zu werden. Denn am Freitag traf ich mich mit meinen Arbeitskollegen und ein paar Kindern am Jugendzentrum. Wir wurden von einem Bus abgeholt in dem schon andere Jugendarbeiter mit ihren Kinder saßen. Unsere Reise führte uns nach Tõrva, Võru und Rõuge. Der Sinn des Ausflugs war es, andere Jugendzentren kennenzulernen und dort etwas Zeit zu verbringen. Unser erster Stopp war in Tõrva, genauer gesagt an der Schule in Tõrva. Es überraschte mich, wie groß die Schule ist, denn bis dahin kannte ich nur die Schule in Abja, die nur um die 200 Schüler hat. Doch die Schule in Tõrva erinnerte mich schon stark an meine eigene Schule zu Hause in Deutschland. Die Anzahl der Schüler war zwar trotzdem sehr unterschiedlich, aber das Schulgebäude war sehr groß und kam dann schon eher an den deutschen Standard ran, den ich gewohnt war. Außerdem hatte die Schule ein wirklich großes Angebot an sportlichen, kreativen und intellektuellen Freizeitangeboten und Schulfächern. In der nähe der Schule befand sich ein unglaublich schöner See, der im Sommer von allen zum schwimmen genutzt werden kann und Estlands höchsten Sprungturm beherbergt. Nach einem sehr leckeren Mittagessen in der Schule ging es jedoch schon weiter zum Jugendzentrum in Tõrva. Dort wurden wir erst herumgeführt und hatten dann die Möglichkeit dort etwas Zeit mit Spielen zu verbringen. Doch recht schnell mussten wir wieder in den Bus und unsere Reise führte uns weiter nach Võru. In dem dortigen Jugendzentrum traf ich einen weiteren EVS Freiwilligen, der aus Portugal kam und in Võru und in Rõuge arbeitete. Auch hier verging die Zeit zu schnell und es ging weiter nach Rõuge. Auch dort gab es wieder das gleiche Programm wie in Tõrva, Schulführung und dann weiter ins Jugendzentrum. Am Ende des Tages fuhren wir zu einem kleinen Hotel im Ort, wo wir die Nacht verbringen würden. Wir spielten Spiele und aßen zu Abend. Allgemein war auf diesem Ausflug Essen ein großes Thema! Es gab gefühlt immer etwas zu essen, also unterversorgt war auf jeden Fall keiner. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zu einem Turm in Rõuge, wo wir etwas Zeit hatten die Gegend zu erkunden, uns auszuruhen, oder in meinem Fall wandern zu gehen. Dort traf ich auch den portugiesischen Freiwilligen wieder, der mich und ein paar andere etwas herumführte. Der Turm selbst war sehr interessant, denn er sah aus wie ein großes Vogelnest in dem ein Ei lag. Genau dieses Ei leuchtete in zwei verschiedenen Farben, wenn in Rõuge ein Kind geboren wurde. Die Farbe variiert nach dem Geschlecht des Kindes. Nach unserer kleinen Freizeit ging es weiter, und wo hin wohl? Genau! Zum Mittagessen! Auch das war wieder unverschämt lecker und ich begann mich langsam zu fragen, ob meine Arbeit noch irgendwie besser werden konnte. Mit vollen Mägen und der Sonne im Rücken fuhren wir wieder nach Hause.
Zu Hause blieb das Wetter das ganze Wochenende so schön und so verbrachte ich den Rest davon hauptsächlich an meinem Lieblingsort in Abja, neben dem kleinen See auf einer Bank, von der aus man genau in die Sonne blickt.
Meine vierte Woche in Estland verbrachte ich auch wieder recht ähnlich wie die Wochen zuvor. Die einzige Besonderheit war, dass wir im Kulturhaus eine kleine Party für die ältere Bevölkerung des Ortes abhielten. Und ich muss sagen es war ein Erlebnis. Es kamen wirklich viele ältere Damen und auch Pärchen, die sich richtig raus geputzt hatten. Jeder brachte etwas zu essen mit, der Saal war schön dekoriert und eine Band spielte typisch traditionelle Musik. Die Stimmung war fröhlich und beschwingt und alle schwebten gut gelaunt über das Paket.
Am Freitag dem 29.09 ging es für mich aber raus aus Abja und ich machte mich auf den Weg nach Tallinn! Die Hauptstadt Estlands, denn dort fand mein On-Arrvial Training statt. Für alle die nicht wissen, was das ist: Dieses Training war ein Treffen von vielen Freiwilligen aus allen verschiedenen Ländern, die zur Zeit in Estland arbeiten. Der Sinn dieses Treffens ist es, andere Freiwillige kennenzulernen, über den Freiwilligendienst zu reden, sich Gedanken zu dem kommenden Jahr zu machen und natürlich auch mehr über Estland zu lernen. Ich hatte mir vorher keine Vorstellungen von dem Training gemacht und war am Ende mehr als nur positiv überrascht. Ich lernte viele tolle Menschen kennen, die aus allen Teilen der Welt kamen und auch überall in Estland verstreut arbeiteten. Wir verbrachten zusammen eine sehr schöne Zeit, wir redeten über unsere Projekte, Hoffnungen, Ängste, die bisherigen Erfahrungen, tanzten, sangen und ,viel wichtiger, aßen!! Denn wenn ich vorher schon gedacht hatte, dass mein Ausflug nach Võru ein Essens-Traum war, dann hatte ich mich getäuscht. Das Essen auf unserem Training war einfach göttlich! Und vor allem war es natürlich auch mal gut nicht immer kochen zu müssen.
Somit beendete ich am 3.10 mein Training mit vielen neuen Eindrücken, einem vollen Magen, den Nummern von vielen lieben Menschen und voller Energie für das kommende Jahr. Doch anders als bei den anderen ging es bei mir noch nicht sofort wieder nach Hause, denn ich hatte den Tag nach dem Training frei bekommen und nutzte diesen Tag um mir Tallinn anzuschauen. Ich übernachtete bei zwei deutschen Freiwilligen in Tallinn, die ich durch meine Freundin Dora kennengelernt hatte und erkundete die Stadt. Ich muss sagen Tallinn war eine wirklich beeindruckende Stadt. Auf der einen Seite waren die Hochhäuser und der Hafen mit den vielen Kreuzfahrtschiffen und auf der anderen Seite die „old Town“ mit ihren alten Häusern und kleinen Winkelgassen. Es war einfach traumhaft schön. Mein Lieblingsteil der Stadt war das Viertel um den Bahnhof, denn das ehemalige Industriegebiet war umgestaltet worden und beherbergte nun das Hipster - Viertel Tallinns. Die Mauern der alten Gebäude waren mit schönen Graffities bedeckt und an jeder Ecke gab es ein kleines Café, einen Second-Hand Shop, eine Galerie oder einen Laden mit Krimskrams. Auch das regnerische Wetter konnte meine Begeisterung nicht trüben. Und allein war ich auch nicht, denn am Mittwoch morgen traf ich einen alten Freund aus meiner Heimat, der zufällig in Estland ein FÖJ macht, mit seiner Mitbewohnerin und einer Besucherin aus Deutschland. Zusammen liefen wir durch Tallinn und mussten uns so einigen komischen Blicken stellen, weil wir uns auf deutsch unterhielten. Lustigerweise stellte sich das als schwieriger heraus als gedacht, denn durch einen Monat hauptsächlich Englisch reden, viel es mir manchmal schwer nicht doch wieder vom Deutschen ins Englische zu rutschen. Im Allgemeinen waren die drei Sprachen in meinem Kopf zu einem großen Sprachpool vermischt. Doch leider ging dann am Mittwochabend die Reise wieder nach Hause und ich setzte mich in den Bus, der mich in mein kleines Örtchen bringen würde. Aber ich muss zugeben, dass ich doch glücklich war wieder zurück zu sein, denn Tallinn war auch sehr wuselig und laut und in Abja hatte ich meine gewohnte ruhige Umgebung. Irgendwie hatte ich das schon vermisst.
Und so endete mein erster Monat in Estland, mit vielen neuen Eindrücken, Erfahrungen und Bekanntschaften. Die Zeit schien mir nur so wegzuschwimmen und doch wusste ich, dass es ein unvergessliches Jahr werden würde.
English:
After a long pause I will finally go on with my summary of my first month in Estonia. My third week wasn't very different to the weeks before. I worked in the Culture Center to finish the decoration and we had the furniture workshop in the Youth Center. But one special event was the arrival of a package from home. Since I wasn't able to pack everything in my two cases, my mom promised me to send some things after. And because my mom is my mom, she send much more than I told her to send me. Opening the package felt like a very early Christmas to me. Thank you mom!
But the weekend also promised to be very exciting. Because on Friday morning I met with my co-workers and some kids from the Youth Center to go to Võrumaa. The bus was full with other Youth workers and their kids from the Youth Centers. Our journey brought us to Tõrva, Võru and Rõuge. The idea of the trip was to get to know other Youth Centers and spend some time there. Our first stop was in Tõrva at the school. I was surprised how big the school was, because the only one I have seen so far was the one in Abja which has just about 200 pupils. Even tough the school in Tõrva also couldn't come close to the number of pupils in Germany, it still reminded me a bit of my own school back home. Moreover the school had a vast offer of sportive, creative and intellectual free time activities and subjects. Near the school there was a beautiful lake which is used by everybody to swim in summer and where you can find the highest jumping tower in Estonia. After a very good lunch in the school cafeteria we set off to the Youth Center in town. We got a tour around the house and afterwards we had some time to play and discover everything on our own. But quite quickly we had to leave again and head to Võru. Surprisingly I met another volunteer from Portugal in the Youth Center, who is working not just in Võru but also in Rõuge, our next stop. In Rõuge the procedure was the same as in Tõrva, we visited the school and then the Youth Center. At the end of the day we headed to a small hotel, where we stayed over night. We played games together and had some diner. In general food was a big subject on this trip! It felt like we get food all the time, so I am pretty sure that nobody could complain that he didn't get enough. On the next day we visited a tower in Rõuge were we had some time to rest, discover the surroundings or in my case go for a small hike. The Portuguese volunteer met us there and gave us a little tour. The tower itself was very interesting as well, since it looked like a huge bird-nest with a egg on top. And the egg would shine in different colours if a baby is born in town, the colour is depending on the gender of the baby. After our free time we had to go on. And what do you think we were going to do? Right, eat! Again the food was very good and I started to wonder if my work can get any better. With a full stomach and the sun shining in our back we headed to home.
At home the weather stayed very warm the whole weekend and because of that I spend most of the time at my favourite place in Abja. I sat on a bench next to the lake which was facing the sun.
My fourth week in Estonia was, again, mostly very similar to the ones before. But on Thursday we had a small party for the older residents of Abja, which was a great experience. A lot of ladies and couples came and they were dressed very nicely. Everybody brought something to eat, the hall was decorated very beautifully and there was a band that played traditional Estonian music. The atmosphere was happy and exhilarated and everybody was dancing cheerfully. It was nice to see that there are also events for the older people and that they are not sitting home alone. Because at home I know quite some people who never leave the house because they have nobody else.
On Friday the 29.09 I left Abja and headed to Tallinn! Estonia's capital city, where my On-Arrival Training took place. For everybody who doesn't know what it is: The Training was a meeting with other volunteer from different countries who work in Estonia a the moment. The idea behind the training is to meet other people who experience the same things as you do, talk, think about the upcoming year and learn something new about Estonia. I didn't have many imaginings before and I was more than positively surprised a the end of the training. I met many amazing people from all over the world, who work in different parts of Estonia. We spent a great time together talking about our projects, hopes, fears, experiences, dancing, singing and the most important eating! When I already thought that the food in Võrumaa was good, than I was wrong! The food in the training was heavenly and of course it was also nice that I don't have to cook.
I ended my training on the 3.10 with many new experiences, a full stomach, the telephone numbers of nice people and a lot of energy for the upcoming year. But I wasn't going to leave Tallinn yet like the other volunteers did. Since I had a free day after the training I decided to stay in Tallinn and walk around the city. I slept at the flat of two German volunteers that I got to know through my friend Dora and discovered Tallinn. I have to say that Tallinn is amazing. On the one side you have skyscrapers and the harbour with many cruise ships and on the other side you have the “old town” with its old houses and narrow alleys. It was just beautiful. My favourite part of the city is the district around the train station, the former industrial district was renewed and now the well-know Hipster part of Tallinn. The walls of the buildings are decorated with huge graffities and on every corner there is a café, a thrift-shop or shops full with bits and pieces. Even the rainy weather couldn't cloud my happiness. And I wasn't alone either, because on Wednesday morning I picked up an old friend from my home town in Germany, who is doing an FÖJ here, together with his room-mate and a visitor from Germany. Together we walked trough Tallinn and had to bear some really confused looks, since we were talking German all the time. Funnily it turned out to be much harder to talk German again, after all this time where I was mostly speaking in English, sometimes I just switched to English again. In general, the three languages were mixed like a huge pool of languages in my head. But sadly my journey ended on Wednesday evening and I got on a bus that carried me home again. Still I had to admit that I was happy to be back in Abja, because Tallinn was very hasty and loud and I was happy to have my known silent environment back. I missed it.
And that's how my first month in Estonia ended, with many new experiences and acquaintances. The time seemed to just fly away, but I was sure that I will have an unforgettable year.
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