Ein politischer Traum
Heute morgen bin ich aufgewacht von diesem Traum, den ihr hier beschrieben findet. Und ich habe das Gefühl, mehr zu verstehen.
Mein Traum beginnt in einem großen, schäbigen Raum. Wir alle wohnen hier, weil sie uns alles weggenommen haben. Auf dem Boden liegen schmutzige Matratzen.
Ich verlasse das Haus, und vor dem Eingang liegen viele Säcke und Taschen für uns. Ich weiß nicht, woher sie kommen. Ich nehme eine blaue Tasche und mache mich auf, ihren Inhalt an die Wartenden zu verteilen.
Als ich auf die Straße trete, kommt ein junger Officer auf mich zu. Er kontrolliert mich nicht, Gott sei Dank. Die Straße ist voller Schutt, zu beiden Seiten erstrecken sich lange Reihen schäbiger grauer Gebäude, Müll liegt überall. Sie haben uns alles genommen, und nun sogar unsere Würde. Auf unseren eigenen Straßen dürfen wir nicht mehr laufen, ohne von einem 20jährigen mit einer Waffe gestoppt zu werden.
Ich weiß nicht, was in der Tasche ist, die ich trage. Ich öffne sie nicht. Ich will es nicht wissen. Es macht keinen Unterschied mehr.
Ich passiere eine große Halle. Mehrere weitere Soldaten patrouillieren davor. Im Inneren sehe ich noch andere von ihnen und einen großen Haufen von Dingen, die ihnen nicht gehören. Die sie meinen Leuten weggenommen haben, und mir.
Sie halten mich an. Das Gewehr halten sie mir unter die Nase, die Schweine. Dabei laufe ich nur die Straße entlang, die mein eigener Großvater gebaut hat. Was fällt euch ein! Ich bin wütend, lasse es mir aber nicht anmerken.
Der Officer wirkt genervt. Tatsächlich, ist Unterdrückung anstrengend?, denke ich sarkastisch. Er sagt, ich müsse die Tasche öffnen. Ich leiste keinen Widerstand. Ich weiß, dass sie das nicht abhalten wird.
Ich öffne die Tasche. Darin befinden sich Fahrradschlösser und andere Gebrauchsgegenstände, mit denen wir in diesen Zeiten improvisieren, um unsere letzte Habe und unsere Familien zu schützen. Ich sehe dem Officer in die Augen.
"Bitte lass' mir diese Dinge. Wenn ihr uns die auch wegnehmt, müssen wir sie nochmal besorgen."
Er sieht mich nicht einmal an. "Das kann ich nicht entscheiden. Gib mir die Tasche, die muss ich drinnen weiter untersuchen." Er verschwindet mit meiner Tasche im Inneren des Gebäudes. Ich werde von einem anderen Soldaten in ein Nachbargebäude geführt. Ich sitze und warte, der Soldat mir gegenüber. Er spricht nicht, ich sehe aus dem Fenster in den stahlblauen Himmel. Wut und Trauer mischen sich in mir, werden zu Resignation. Wieso lassen sie uns nicht in Ruhe?
Und als der Soldat mit einem wütenden Aufschrei den Raum verlässt, als die Sirenen zu heulen beginnen, das Gebäude auf der anderen Straßenseite mit einem lauten, tiefen Schlag in einem Feuerball verschwindet - da kann ich nicht anders, als einen Stich der Genugtuung zu empfinden. Hättet ihr mich in Ruhe gelassen, hättet ihr uns alle in Ruhe gelassen, dann wäre euch nichts passiert.