Ein Museum zieht um
Während sich die Bananenkartons stapeln, sich die Regale leeren und die Bauarbeiten im vollen Gange sind, tauchen schon lange vergessene Kunstwerke zwischen halb fertigen Schülerarbeiten auf.
Vor drei Jahren sind wir von Kastani 40 in die Hausnummer 42 umgezogen und in einer Woche wird unsere neue Adresse Kastani 48 lauten. Beim letzten Umzug musste ein Stück aus der Tür gesägt werden, damit unsere Druckerpresse, Victoria, hindurchkommt. Damals war das Fabrikgebäude verlassen, voller Fledermäuse und ohne Heizungen oder Licht. Innerhalb der drei Jahre haben diverse Pop-up Stores, Co Working Büros und hippe Restaurants das Gebäude bevölkert und das ganze wurde zum Hipster Viertel Apparaditehas.
Auf Lemmits Ankündigung, dass ein weiterer Umzug bevorsteht, war die Begeisterung nur sehr spärlich. Alle konnten sich and den Muskelkater und sogar gebrochene Füße vom letzten Umzug noch gut erinnern und haben sich im jetzigen Gebäude endlich richtig eingerichtet. Nach einigen intensiven Diskussionen waren wir uns jedoch einig, dass der neue Ort viele Probleme lösen wird und Chancen für spannende Veränderungen bietet. Als Besucher wird man vermutlich die Nachteile unsere jetzige Adresse nicht bemerken. Auch ich habe einige Monate gebraucht, um hinter der hippen Umgebung die verwinkelte Architektur mit unpraktischen Treppen und etwas ungemütlichen Atmosphäre zu bemerken. Im ehemaligen Museumsgebäude wurden wohl Übernachtungspartys veranstaltet und viele Freiwillige haben einfach den ganzen Tag dort rumgehangen. In unseren jetzigen Räumen würde das niemanden einfallen.
Mit dem Umzug ist eine generelle Neuerfindung unseres Images verbunden. Die Gruppe Praktikanten aus Riga, die ich im Herbst betreut habe, hat an einer neuen Identität für uns gearbeitet. Neben Input für ein Logo sollten sie Ideen für einen neuen Namen sammeln. Einer ihre Vorschläge war zum Beispiel „type house“, der uns bereits besser beschreibt als „Printingmuseum“. Das neue Gebäude, eine ehemalige Schuhfabrik, ist ebenerdig und hat große, offene Räume. Es wird mehr Platz für Workshops und Ateliers geben und mit großen Fensterfronten ist es insgesamt moderner und heller. Die nächsten Artist in Residence werden damit beauftragt, die große Fassade mit Street Art zu schmücken und es wird hoffentlich nicht lange dauern bis sich Cafés und Shops in dem Hinterhof ansammeln werden.
Der Umzug ist für den 28.1. bis zum 31.1. geplant und bis dahin bleibt noch viel zu tun. Ich habe bereits das Grafik Studio in Kisten gepackt und das Papier Museum für den Übergang in unsere Galerie verlegt. Dabei habe ich aus staubigen Mappen großartige Drucke zutage gefördert aber auch viel aussortiert. Gemeinsam mit Agnieszka sortiere ich nun die gesamte Materialsammlung in der Produktion. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, sich von unnützen Dingen loszumachen und Platz für neues zu schaffen. Das ein Umzug wirklich Spaß machen kann, habe ich spätestens gemerkt, als wir eine große Mauer aus Büchern zerstören durften.