Ein Bauer gegen McDonalds
Frankreich hat seine eigenen Helden. Zum Beispiel José Bové, einen Bauern, der mit seinen Demos gegen McDonalds eine ganze Bewegung gestartet hat.
Bewusst essen - darüber haben sich schon viele Menschen Gedanken gemacht, jedoch praktizieren es wenige. Während die einen unter Mangel an Nahrungsmitteln leiden, sind sie bei anderen im Überfluss in tausend verschiedenen Varianten zubereitet und verpackt in Supermarktregalen zu finden. Folglich scheint es Reichen wie Armen gleichermaßen schwer zu fallen, gesunde Nahrungsmittel aus dem vorhandenen Angebot für sich herauszusuchen.
Mit Hilfe der Werbeindustrie, chemischen Geschmacksverstärkern und künstlichen Farbstoffen wird minderwertiges Essen in Massen appetitanregend produziert, vermarktet und konsumiert. Ergebnis dessen ist eine Entfremdung des Menschen von der Natur und der sinkende Absatz der Bauern.
Darüber machte sich auch José Bové, Mitglied der Bauerngewerkschaft in Südfrankreich, Gedanken. Auffällig wurde der rotbärtige Franzose 1999, als er am 12. August im südfranzösischen Millau mit vielen Städtern und Bauern eine McDonalds Filiale ansatzweise auseinander nahm, um ein Zeichen zu setzen und zum Nachdenken anzuregen.
Nachdem die Presse von dieser „breiten Mobilisierung einer gewaltfreien, aber symbolischen Aktion“, wie José Bové sagte, informiert wurde, rückten Traktoren mit Anhängern und vielen Menschen, darunter auch Kinder, an. Sie montierten Türen, Fenster, Zwischenwände, Schalterdosen, Dachplatten und Dekorationsteile ab, luden alles auf den Anhänger und demonstrierten mit Krach schlagenden Holzstöcken zur Präfektur. Es wurde ein Schaden von rund 170.000 Euro verursacht. Mc Donalds klagte und es wurden fünf Bauern herausgesucht, unter ihnen José Bové, die wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung und Beihilfe zur gemeinschaftlichen Sachbeschädigung verhaftet wurden.
Die Protestbewegung richtete sich gegen die Standardisierung der Nahrungsmittel und die weltweite Gleichschaltung der Geschmacksnerven, für die McDonalds ein Paradebeispiel darstellt. Die damit verbundene Bedrohung der Gesundheit durch Genfood, Hormonkälber, BSE-Rinder, Pestizidrückstände und die Nebenwirkungen einer immer stärker auf Profit orientierten und dadurch kurzhaltigen Produktion der Landwirtschaft lagen den Protestierenden ebenfalls auf der Seele.
Anlass gab der auf dem Kongress der Welthandelsorganisation (WTO) in Seattle verabschiedete Beschluss gegen das europäische Importverbot für hormonbehandeltes Rindfleisch. Bereits 1998 hatte die WTO die Europäische Union deswegen verurteilt. Die WTO räumte der EU eine fünfzehnmonatige Frist ein, um die Grenzen wieder zu öffnen. Nach dem Kongress in Seattle wurden etwa einhundert europäische Erzeugnisse von den Vereinigten Staaten mit Strafzöllen belegt. Das führte dazu, dass zum Beispiel der Roquefort in Washington von dreißig auf sechzig Dollar stieg und damit der Verkauf praktisch abgewürgt wurde. Die Aktion der Franzosen motivierte weitere Menschen etwas dagegen zu unternehmen, dass die Tomate nicht mehr wie Tomate schmeckt und sich dafür einzusetzen, dass der Bauer verantwortungsbewusster arbeiten kann und seine Produkte nicht aus ökonomischen Zwängen an Qualität verlieren.
Comments