Ein Attentat und seine Folgen
Attentat auf führenden Politiker scheitert - Prügelattacke auf Angreifer löst Proteste aus
Ein Thema, über das in Bulgarien zurzeit diskutiert wird, ist der gescheiterte Attentatsversuch auf Ahmed Dogan. Dogan war an diesem Tag noch Vorsitzender der Partei DPS (Bewegung für Rechte und Freiheiten), die sich vor allem als Vertreter der türkischen Minderheit in Bulgarien sieht.
Während Dogan am 19. Januar auf einem Kongress seiner Partei in Sofia eine Rede hielt, stürmte ein mit einer Gaspistole bewaffneter Mann auf die Bühne. Der Attentäter Oktaj Enimehmidov hielt Dogan die Pistole an den Kopf, es fiel jedoch kein Schuss, da die Pistole Ladehemmungen hatte.
Anschließend wurde Enimehmidov von Sicherheitsleuten überwältigt und zu Boden geworfen. Mehrere Delegierte stiegen auf die Bühne und es kam zu einem Tumult. Der auf dem Boden liegende Enimehmidov wurde von verschiedenen Delegierten mit Schlägen und Tritten traktiert. Dazu riefen Delegierte aus dem Publikum: „Tötet ihn!“.
Obwohl einige Personen versuchten Enimehmidov zu schützen, dauerte es mehr als eine Minute, bis sich die Situation beruhigte. Selbst beim Abführen aus dem Saal wurde Enimehmidov noch mehrmals angegriffen. Unter den Personen, die auf den Attentäter einprügelten, waren unter anderem auch ein Mitglied des bugarischen Parlaments, ein Bürgermeister und ein Mitglied des Gemeinderats der zweitgrößten bulgarischen Stadt Plovdiv.
Auf die Frage, ob auch gegen die Schläger ermittelt werden soll, antwortete der Sofioter Staatsanwalt Nikolaj Kokinov, dass das seiner Meinung nach nicht nötig sei. In der folgenden Woche gab es jedoch viele Bulgaren, die nicht nur eine Strafverfolgung von Oktaj Enimehmidov forderten, sonder auch eine der Schläger.
Zu Beginn diskutierte die Protestgruppe über Facebook und verschiedene Blogs. Die Bewegung war jedoch nur gering vernetzt und nicht organisiert. Als der Protest auch auf die Straße gebracht werden sollte, wurde es zum Problem, dass sich nicht genügend Organisatoren fanden.
Am 2. Februar gab es schließlich in allen größeren bulgarischen Städten Protestaktionen. Die zentralen Forderungen der Organisatoren waren eine Aufnahme der Ermittlung der Staatsanwaltschaft gegen die Schläger, Identifikation aller Schläger und einen Gerichtsprozess sowohl für Oktaj Enimehmidov als auch für die Schläger.
Innerhalb der Protestierenden gibt es jedoch noch weitere Motive. Einige unterstützen Enimehmidov aus persönlichen Gründen, andere sehen ihn als Held, da er sich gegen das ungerechte und korrupte politische System gewehrt habe. Seine Tat sei als Aufschrei gegen den aktuellen Zustand der Politik zu sehen.
Weiterhin unklar sind Enimehmidovs Beweggründe. Neben dem oben genannten politischen Motiv gibt es noch eine weitere unpolitische Theorie - Enimehmidov soll aus Neid auf seinen Bruder gehandelt haben, der in Bulgarien durch verschiedene Fernsehauftritte als Tänzer bekannt wurde.
Bei den Protesten und im Internet wurden Unterschriften gesammelt, die den bulgarischen Oberstaatsanwalt auffordern, Ermittlungen gegen die Schläger aufzunehmen.
Link zu einem Video des Attentats:
https://www.youtube.com/watch?v=F6DHBT7whNI