Eg skal bli norsk ;)
Wie es Fussel nach einem halben Jahr in Norwegen ergeht und was sie für ihre Zukunft plant, kannst du hier nachlesen.
Hei Leute!
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, da so unendlich viel passiert ist! :)
Zuerst einmal: Mir geht es richtig richtig gut und ich genieße meine Zeit hier mit jedem Atemzug!
Durch meinen norwegischen Freund bekomme ich endlich eine Seite der Kultur zu sehen, die einem Außenstehenden sonst wohl eher nicht zu Gesicht kommt. Ich probiere neue Sachen und andere Speisen. So habe ich zum Beispiel zum ersten Mal das Erlebnis gehabt „Brun Ost“ - brauner Käse zu Essen (jedenfalls kann ich mich nicht wirklich an die Male zuvor erinnern ;)), der so typisch norwegisch ist. Da es aber langweilig ist, den einfach so zu probieren, gab es ihn auf norwegischem Brot zu einer heißen Schokolade. Käse plus Brot in die Tasse mit der Schoki ditschen/tunken/...und dann auf der Zunge zergehen lassen. Ich war echt positiv überrascht, wie lecker es ist. (An alle Freiwilligen in Norwegen oder an die,die Zugang zu dem Käse haben: Probiert es!)
Auch habe ich Lefse – norwegisches Gebäck mit Zimt – mit brun ost überreicht bekommen. Ich habe nicht schlecht gestaunt, dass es gar nicht so schlimm geschmeckt hat, wie gedacht, denn schließlich ist der Käse recht deftig. Im Großen und Ganzen essbar, aber eben Geschmackssache.
Typisch in seiner Familie sind auch die Pfannkuchen. Logisch,die isst man hier auch mit Marmelade – blåbær (Blaubeer)- und Zucker. Sobald man fertig damit ist, gibt es dann Suppe mit vielem unterschiedlichem Fleisch drin. Da ich die Kombination süß und deftig nicht so sehr aus Deutschland kenne, wage ich mich da noch nicht so heran, vielleicht beim nächsten Mal.
Auch kümmer ich mich, wie beim letzten Eintrag schon erwähnt, um meine Zukunftspläne. Die Universitäten und Hochschulen kommen ja schließlich (leider) nicht zu einem und fragen, welches Studium ich machen möchte ;) Daher habe ich mich mit meinen Eltern ein bisschen auf den Hosenboden gesetzt und das ein oder andere organisiert.. Wie macht man das mit dem Anmelden? Was brauche ich alles? Wann ist der Sprachtest? Und und und..
Inzwischen habe ich mich beim Bergenstest – das ist eben dieser Sprachtest,den ich brauch, um hier studieren zu dürfen- angemeldet und bin dabei mich dafür vorzubereiten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine einfache Aufgabe sein wird.
Meine Unterlagen sind schon fast alle vollständig und ich warte nur noch auf ein paar Formulare, bis es dann losschicken und Daumen drücken heißt. ;)
Vom 9. bis 11. Februar hieß es dann für Erki, Daniil und mich, Abschied von Eid für ein paar Tage mit anderen Freiwilligen in Oslo zu nehmen. Das Mid-Term-Training dort stellt für die meisten Freiwilligen die Halbzeit des Aufenthalts in Norwegen dar, so auch für mich. Insgesamt waren wir 66 Freiwillige von vielen verschiedenen Nationalitäten, obwohl die Deutschen wohl überwogen haben. Der Kurs wurde auf Englisch gehalten, da nicht alle ausreichende Sprachkenntnisse erlernen konnten – da wir alle unterschiedliche Kurse bzw. unterschiedliche viele Stunden in den Kursen verbracht haben. Es war aber auch nicht weiter schlimm und ich denke in der einen und anderen Situation einfacher.
Die Fahrt dahin war die reinste Qual. Wir drei fuhren 9 Stunden mit dem Nachtbus. Leider war es entweder viel zu warm oder viel zu kalt, um zu schlafen. Unbequem und laut ist es sowieso und der Weg durch Norwegen ist nie so einfach wie eine schöne deutsche Autobahn.
Morgens sind wir dann eben total übermüdet noch irgendwie bis zu unserer Unterkunft getaumelt und freuten uns dann zu erfahren, dass wir noch 6Stunden bis zum Check-In hätten. Wundervoll, und jetzt? So ruhten wir uns, so gut es eben ging, im Tv-Raum aus und warteten auf andere Freiwillige.
Ein tolles Wiedersehen und Kennenlernen war eigentlich das wichtigste an diesem Seminar und ich denke, austauschen konnten wir uns über unsere Projekte, Wünsche, Sorgen alle zu genüge. Am Abend hatten wir unser „Self-Portrait“, in dem wir uns mitteilen sollten, wie es uns geht, was wir erlebt, gesehen, gerochen, gefühlt,..haben und konnten alle Erfahrungen reflektieren. Ich muss sagen, ich glaube,dass mein Vortrag ziemlich glücklich klang, da ich kaum Negatives erlebt habe, im Gegensatz zu anderen.
Am nächsten Tag, wir waren in zwei Gruppen unterteilt worden, sodass wir nur mit ca 30 in Richtung Oslo Innenstadt aufbrachen, um uns das norwegische Parlamentsgebäude – Stortinget-, das Rathaus und das Volksmuseeum anzuschauen, was sich auf jedenfall lohnt. Abends waren wir alle zusammen in einem ziemlich teurem Lokal essen. Es gab Lachs auf Kartoffelbrei, richtig edel hergerichtet und als Nachtisch „Crème Brûlée“. Leider waren die Portionen bisschen zu klein, sodass kaum jemand wirklich satt wurde, aber lecker war es ;)
Am Freitag hatte dann die andere Gruppe die Tour durch Oslo und wir hatten den eher „theoretischen“ Teil des Seminares mit einem Forum Theater. Dort stellt man Probleme in einem Schauspiel dar und kann sie dann als von außen betrachtenden daran etwas verändern, dass es zu einer Lösung kommen könnte.
Da ich hier in Eid eigentlich kaum Probleme habe – echt toi toi toi- wurde ich noch glücklicher, als ich gesehen habe, wie gut es mir hier wirklich geht. Ich liebe meine Arbeit und mein Umfeld. Schade, für die, die es leider nicht so klasse haben. Aber ich hoffe, dass es ihnen bald besser geht, wenn sie die paar Möglichkeiten,die wir durchgesprochen haben, umsetzen und sich ihren Aufenthalt anders, besser, gestalten.
Am Abend war für mich schon Abreise angesagt. Ich wollte nicht erst Samstag abends in Eid ankommen, sondern den Nachtbus nehmen, um keine Tageszeit sinnlos im Bus zu verschwenden.
Der Abschied war ziemlich traurig, da ich die meisten wohl nicht mehr sehen werde, aber jede Stunde freute ich mich mehr auf Eid, wo immerhin jemand auf mich warten würde.
Mein Freund holte mich also vom Bus ab -morgens um 7Uhr- und nahm mich mit zu der Hütte von seinem Vater, die an einem See liegt und ca. einen Kilometer von den Nachbarn entfernt ist. Der Zufahrtsweg war eher eine Art Trampelpfad für Autos und der Fußweg zum Haus unter dem Schnee nicht sichtbar ;) Doch trotzdem war ich sofort begeistert, denn das Panorama, der Ausblick aus dem Fenster ist einfach nur überragend gewesen. Ich verbrachte zwei wunderschöne Tage dort mit Sonnenschein, Schlittenfahren, Wandern, ausruhen und dem Entscheid für den Star für Norwegen für den Eurovision Song Contest. Habba Habba ist also DAS Lied Nummer eins hier. Lena, du hast eine Chance, wenn der Refrain nicht alle mitreist! ;) Das Wochenende ging dann leider schon wieder viel zu schnell vorbei und der Alltag nahm seinen Lauf.
Erki ist von Oslo nach Estland durchgestartet, sodass ich die meiste Zeit, wenn ich denn mal daheim war, alleine war und ihn vermisste. Denn es ist echt ein super Gefühl, wenn man „heim“ kommt und jemand wartet auf einen, bzw. es ist einfach jemand da. (vor allem hat ja sozusagen mein persönlicher Chefkoch gefehlt :/ aber eine Diät zu haben war nicht so schlecht ;))
In der Woche habe ich dann auch endlich mal das erreicht, was ich seit einem halben Jahr versuche – einen Platz in einer Halle zu bekommen, um Rope Skipping anzubieten. Mein erster Kurs steht also fest und ich freue mich rießig darauf (auch wenn ich noch nicht weiß, ob ich bis dahin alle Seile habe ;)) Des Weiteren habe ich mit meiner Chefin über meine Bewerbungen an den Hochschulen geredet. Ich habe bis jetzt alles richtig gemacht *freude* und die zwei Hütten für meine Eltern, Großeltern und Bruderherz sind gebucht. Wahnsinn, warum geht das nicht immer so schnell? ;)
Am Samstag hatte ich dann meinen Frühjahrsputz, passend um die Winterferien einzuläuten. Ich habe gesaugt, gewischt, aufgeräumt, geputzt, geschrubbt, Fenster und Spiegel geputzt, Wäsche gewaschen und alles von Staub befreit. Die Sonne hat mich super motiviert und am Ende hat dann nicht nur sie und ich gestrahlt ;)
Sonntag habe ich dann Besuch von Inga, einer deutschen Mitfreiwilligen aus Dale und guter Freundin und Ally, Ingas Freundin und Schottin, bekommen. Mit den Zweien hatte ich eine wundervolle Zeit und viel Sonnenschein. Leider hat das bei mir mit dem Skifahren nicht geklappt, aber schlittern auf dem Eis mit meinem Freund hat das ein bisschen entschädigt ;) Ally ist schon eher abgereist, sodass ich mit Inga allein einen schönen Filmabend hatte. In der Nacht kam dann auch Erki wieder zurück :) und ich konnte mich kaum zurückhalten ihn nicht umzurennen. Es war immerhin die längste Zeit, die er bis jetzt fort war. Wir beschlossen, noch in der Nacht Inga am nächsten Tag heimzufahren und das mit der Abschiedsfeier von einem anderen Freiwilligen aus Dale zu verbinden. Die Abschiedsfeier war eher etwas komisch für mich, aber wohl wie immer typisch norwegische Party ;) mit Rumsitzen, Musikhören und viel Trinken. Wenigstens hatte ich ja Inga und Erki bei mir :P Am nächsten Morgen ging es dann wieder zurück nach Eid mit dem Gedanken: Zuhaus ist es doch am schönsten :D
Seitdem habe ich tolle Stunden mit meinem Freund und seiner Familie verbracht und freue mich auf weitere, denn noch ist das Wochenende nicht rum ;)
Übrigens habe ich bald meinen nächsten Schwimmwettkampf, dh ich trainiere auch wieder dafür ein bisschen mehr :P Ich habe euch ein Bild von der Halle mit reingestellt ;)
Ich werde langsam immer norwegischer ("Eg skal bli norsk"), nicht nur wegen der Sprache und freue mich das die Halbzeit für mich noch garnicht so lang zurückliegt.
Auch wenn ich meine Freunde und Familie in Deutschland vermisse und ich jeden Tag vor den Bildern in meinem Zimmer stehe und sie mir betrachte, freue ich mich in diesem wunderschönem Land zu sein und ein Teil davon zu werden, sollte ich hier studieren und leben.
Fühlt euch umarmt! Liebste Grüße an das eigentlich gar nicht so weit entfernte Deutschland :)
Eure Kay