Drei Wochen durch Bulgarien
Viele neue Eindrücke, viele neue Leute – und ein Freiwilliger, der sich auf ein freies Wochenende daheim freut.
In den letzen drei Wochen war ich ziemlich viel unterwegs: erst für eine Präsentation in Sofia, dann auf dem Mid-Term-Training in Veliko Tarnovo, kurz in Varna und dann bin ich nochmal mit meiner Familie durch Bulgarien gereist. Viele neue Eindrücke, viele neue Leute – und ein Freiwilliger, der sich auf ein freies Wochenende daheim freut.
In Sofia war ich zu einer Karrieremesse eingeladen worden, um dort über meine Motivation, einen Europäischen Freiwilligendienst zu absolvieren, zu sprechen. Richtig interessant und schwierig ist es dadurch geworden, dass die ganze Präsentation auf Bulgarisch sein sollte. Zur Vorbereitung habe ich also zum einen eine kleine PowerPoint-Präsentation entworfen, zum anderen habe ich mir jeden Satz vorformuliert und zusammen mit meinem Bulgarischlehrer korrigiert.
Obwohl ich von vielen Bulgaren Schauergeschichten übers Bahnfahren erzählt bekommen habe, war meine erste Zugfahrt in Bulgarien erfreulich unspektakulär. Meine Präsentation war im Nationalen Kulturpalast – ein riesiges Veranstaltungsgebäude, das einen mit etwas in die Jahre gekommenem Sozialismus-Chic empfängt. Gut versteckt im fünften Stock fand die Karrieremesse statt, auf der meinem Eindruck nach alle großen bulgarischen Arbeitgeber vertreten waren – normalerweise eine gute Chance, sich durch ein bisschen Zuhören viele Kugelschreiber zu verdienen. Da ich aber kein Interesse an einem Arbeitsplatz und Kugelschreibern hatte, wollte ich mich eigentlich nur ein bisschen umschauen. Trotzdem versuchte eine bulgarische Computerspielfirma, mich als Programmierer anzuwerben – wahrscheinlich ohne zu merken, dass ich nur ein wenig Bulgarisch spreche und nicht Programmieren kann.
Meine eigene Präsentation war für mich ein großer Erfolg. Obwohl es nicht mehr so viel Publikum gab, hat mir die Präsentation wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich habe meinen Text nicht vorgelesen, sondern mithilfe meiner Vorlage ziemlich frei gesprochen. Sehr gut daran, in einer Fremdsprache zu präsentieren, ist, dass man nicht zu schnell wird, weil man immer mal wieder über einen Satz nachdenken muss. Nach der Präsentation gab es noch einige Fragen auf Bulgarisch, die ich verstanden habe und beantworten konnte. Dieser Tag hat gezeigt, dass ich wirklich schon solide Grundkenntnisse in Bulgarisch habe.
Nach einem freien Tag in Sofia, an dem ich mir nochmal in aller Ruhe die Stadt angeschaut habe, bin ich nach Veliko Tarnovo gefahren – die alte Hauptstadt Bulgariens. Auch dort hatte ich einen freien Tag, um alles zu erkunden. Besonders gefallen hat mir die Festung „Tsarevetz“, die im Mittelalter Sitz der bulgarischen Zaren war. Ein Highlight, das es normalerweise nur im Sommer zu sehen gibt, war die Lichtshow, bei der die gesamte Festung in verschiedenen Farben beleuchtet wird – einfach Spitze!
Die nächsten vier Tage habe ich zusammen mit 40 anderen Freiwilligen verbracht. Die eine Hälfte davon war wie ich beim Mid-Term-Training, was mir wesentlich mehr Spaß gemacht hat als das On-Arrival-Training. Wir haben zum Beispiel über unsere eigenen Projekte, Probleme mit unseren Organisationen, den Youthpass und Konfliktmanagement gesprochen. Mir hat das wirklich geholfen und ich denke, dass ich in meinen letzten vier Monaten noch einiges von dem neuen Wissen nutzen kann. Auch die Gruppenatmosphäre war fantastisch – ich habe viele interessante Leute aus ganz Europa kennen und schätzen gelernt.
Nach einem kurzen Intermezzo in Burgas und einem Besuch bei Anja in Varna, habe ich meine Osterferien zusammen mit meiner Familie verbracht. Wir haben ein Auto gemietet und haben Bulgarien entlang der Route Sofia – Blagoevgrad – Plovdiv – Veliko Tarnovo – Shumen – Varna – Burgas erkundet. Auf der einen Seite konnte ich meinen Eltern und meiner Schwester einen Einblick in mein Gastland geben, auf der anderen Seite habe auch ich einige neue Eindrücke gesammelt. Sehr gut gefallen hat mir der Abend in Plovdiv, so dass ich auf jeden Fall nochmal mit etwas mehr Zeit in die zweitgrößte Stadt Bulgariens reisen will.
In der Nähe des Rila-Klosters habe ich dann Ende März endlich einen Storch gesehen, sodass meine Martenizi jetzt in Blagoevgrad hängen und ich darauf warte, dass meine Wünsche in Erfüllung gehen. Der Sommer ist in Bulgarien zwar noch nicht angekommen, aber nach zwei Tagen mit Strandspaziergängen in der Sonne habe ich meine erste Bräune bekommen, ich freue mich auf mehr!