Don't worry
Über die grünen Hügel in die Dämmerung fährt kreunkernchen mit dem Troto nach Ajumako. Dort ist ihre neue Arbeitsstelle.
15. Dezember 2007
Das war vielleicht ein Schock, als major Wendy mich am vorletzten Donnerstag angerufen hat und meinte, sie wollte mich wegen des Projektwechsels in Accra im Headquater sprechen. Sie klang irgendwie ganz und gar nicht amüsiert und ich hatte schon Panik, dass nach dem ganze Gemache und dem "ja" von allen Seiten, sie jetzt "nein" sagt. Aber wie sich bei dem Gespräch rausstellt, hat sie nur noch mal die genauen Gründe erfahren wollen. Ich wurde sogar noch ganz mütterlich von der guten Dame behandelt und sie hatte letztendlich kein Problem mit einem Wechsel und meint nur: "Don't worry, be happy!" Was ich dann natürlich glatt bin und somit den 27. Dezember, nach dem Weihnachtsfest in Cape Coast, als meinen Umzugstag festlege. Also ist dieses mein letztes Wochenende in Swedru und ich beginne es recht früh mit einem pfeffrigen Koko und dem samstäglichen Browsen im Internetcafé, nach der ewig langen Fahrt in die Stadt. Die Jungs hier, die sich die ganze Zeit auf irgendwelchen Datingseiten rumtreiben, werden mir schon fehlen. Aber es gibt noch Einiges zu besorgen, also keine Sentimentalitäten. Denn hier in der Provinz sind viele Lebensmittel und sonstige Güter nämlich wesentlich billiger, als in Accra. Also packe ich mich voll mit Haferflocken, Schreibpapier und Zucker. Man muss schließlich vorsorgen. Weil ich mich anstandshalber dann doch von meinen beiden „Sugar daddys“ bzw. Kontaktpersonen Seth und Eric verabschieden möchte, simse ich und erhalte gleich den Anruf, dass sie in der Nähe des Gerichtes im Spot eines Freundes die Mittagshitze rumkriegen. Ich laufe also die Hauptstraße entlang in Richtung Polizeirevier und sehe schon von weitem Seth's kostbares Auto vor dem lauten Schuppen stehen. Scheinbar haben die beiden schon anständig dem ghanaischen Star-Bier zugesprochen, da sie recht munter und ausgelassen sind und ihre kurz nach mir eintreffenden Freunde, von denen einer mir weismachen will, er käme aus Barbados, sind ebenso angeheitert.
Aber irgendwie will Seth mich alleine sprechen und wir ziehen uns von den anderen zurück unter einen Baum. Dann kommt er, was ich schon am Anfang befürchtet habe, mit dem Satz: „Eva, I need your help". Er will mir erklären, dass er gerne wieder nach Europa möchte und dazu eventuell (aber eigentlich ganz sicher) meine Hilfe für ein Visum braucht. Diese Szenarien sind immer die unschönsten hier in Ghana. Leuten schonend beizubringen: „Nein, ich kann und will dich nicht in den gelobten Westen bringen und damit deinen illusorischen Wohlstandstraum umsetzen bzw. zerstören.“ Ich winde mich ganz schön, aber kann am Ende doch irgendwie rüber bringen, wie dankbar ich für ihre Hilfe bin, dass ich aber keine Anlaufstelle in Europa für sie werden kann. Danach ist Seth schon ein wenig bedrückt, aber als ich mich dann aufmachen will zum Trotro, lassen es sich die beiden nicht nehmen, mich doch noch mit dem Auto hinzufahren. Wir sagen dann ganz locker auf Wiedersehen, da ich schon noch glaube, die Beiden mal in Accra zu sehen und dann steige ich (vollgepackt mit lauter Umzugsutensilien) ein letztes mal ins Trotro nach Ajumako und fahre über die grünen Hügel in die Dämmerung. Ein wenig Schiss hab ich schon, dass sich die Erwartungen, an den Projektwechsel nicht erfüllen. Andererseits hab ich ja dann immer noch Hannah in der Gegend und Accra schafft bestimmt mehr Zerstreuung als das kleine Baa.