Die Yoga-Philosophie
Was genau steckt eigentlich hinter Yoga? Ist es die reine Bewegungsform oder gibt es da doch noch andere Hintergründe? Das Thema dieser Reportage ist die Philosophie des Yogas.
„Yoga ist der Zustand, in dem die Bewegungen des Geistes in eine dynamische Stille übergehen“. (Übersetzung von Sriram)
Wir kennen Yoga häufig als eine beliebte Bewegungsform, die Atmung und Meditation mit Bewegung verbindet. Besonders heutzutage wird dies in unserer schnellen und hektischen Welt immer populärer. Es gibt zahlreiche Kurse, Videos und Bücher, die sich mit den verschiedenen Arten von Yoga-Positionen beschäftigen, auch Asanas genannt. Vielen Begeisterten ist allerdings nicht die Tatsache bewusst, dass dies nur ein kleiner Teil einer sehr viel größeren Philosophie, ja beinahe Religion ist. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Idee hinter dem Yoga, die um einiges größer als nur die körperliche Bewegung ist.
Ursprünge & Definition des Yogas
Grundsätzlich ist Yoga eines der sechs Denksysteme der indischen Philosophie Darshana. Diese Systeme beschäftigen sich mit existenziellen Fragen und versuchen, altindische Schriften zu interpretieren. In seiner frühesten Form soll Yoga sogar an Opferrituale und Ekstase-Handlungen gebunden gewesen sein. Man geht davon aus, dass Yoga seit ca. 1000 v.C. existiert, wobei diese Vermutung soweit nie offiziell bestätigt werden konnte. Die erste Erwähnung findet sich in der „Rigveda“, die 1500 v.C. Verfasst wurde. Erst im 11. Jahrhundert gab es eine Definition des Hatha Yogas, das erstmals einige der Asanas erwähnte, die wir heute so häufig praktizieren. Als eine Art „Bibel“ des Yogas werden die „Yoga Sutras von Patanjali“ genannt. Diese bilden eine Zusammenfassung des Wissens über alte Yoga-Traditionen und wurden nach 700 Jahren des Vergessens von Swami Vivekananda im 19. Jahrhundert wieder in Erinnerung gerufen. Gerade für die moderne Ausübung des Yogas bilden diese Texte einen wichtigen Leitfaden. Eine wichtige Überzeugung des Yoga Sutra ist der Fakt, dass alles, was wir wahrnehmen, eine Illusion ist und es ein „Jenseits“ mit einer echten, wahrhaftigen Welt gibt. Yoga bedeutet die Einheit von zwei Dingen und von allem, vor allem die Einheit von Jivatma, der verkörperten Seele sowie Paramatma, der göttlichen Seele. Man kann zusammenfassen, dass man, solange man Yoga nur als „Fitness“ trainiert, den eigentlichen Sinn dahinter noch nicht durchdrungen hat. Die Philosophie hat weit tiefergehende, beinahe religiöse Ansätze.
Die Grundlagen der Yoga-Philosophie
In den Texten Patanjalis findet sich grundsätzlich ein achtgliedriger Weg - acht Regeln, an die man sich als Yoga-Praktizierende:r halten sollte. Man kann die Regeln auch als Stationen betrachten, die zum einen nacheinander, aber auch simultan gemeistert werden müssen. Folgende Punkte bilden den genannten Pfad:
- Yamas: Diese fünf Verbote, auch externe Disziplinen genannt, beziehen sich auf unsere Haltung gegenüber der Umwelt.
- Niyamas: Dies sind fünf Gebote, auch interne Disziplinen genannt und beschäftigen sich mit unserer Haltung gegenüber uns selbst.
- Asanas: Asanas beschreiben die typischen Yoga-Positionen, die wir im Yoga als Bewegungsform praktizieren.
- Pranayama: Als “Prana” wird die Lebenskraft, die Energie bezeichnet. Dieser Punkt bezieht sich auf die Kontrolle über unsere Atmung.
- Pratyahara: Dies bedeutet das Entziehen der Sinne. Man blendet jeglichen Input aus und zieht die Sinne in sein Inneres.
- Dharana: Mit der sechsten Station wird die Konzentration auf einen einzigen Gegenstand, häufig fokussiert auf ein Objekt wie eine Flamme, genannt.
- Dhyana: Damit ist die Meditation gemeint, die wir in der modernen Welt auch immer häufiger praktizieren.
- Samadhi: In einem letzten Schritt wird man eins mit dem Objekt und kommt als Endziel zur vollkommenen Erkenntnis.
Es gibt neben den Schriften von Patanjali für das Yoga Sutra noch weitere Texte mit großem Einfluss wie beispielsweise die Hatha Yoga Pradipika. Diese hier nun auch vorzustellen, würde allerdings den Rahmen sprengen.
Yoga heute
Natürlich sind die Praktiken und Ansätze auf den ersten Blick etwas abstrakt und häufig auch nicht einfach umzusetzen. Dennoch gibt es beispielsweise den „Flow“-Zustand, der in der heutigen Welt häufig als ein Ziel betrachtet wird. Der Glücksforscher Csikszentmihalyi hat diesen Begriff als einen Zustand der kompletten Ruhe, in dem man Zeit und Raum vergisst und komplett im Moment lebt, geprägt. Als wichtigste Botschaft sollte man von Patanjali vor allem eines mitnehmen: bewusster und achtsamer mit seinem Geist, seinem Körper und der Umwelt umzugehen.
Quellen:
- Yoga Beyond Asanas: An Introduction to Yoga Philosophy (Cécile von Ahimsa Yoga)
- https://www.yogaeasy.de/artikel/gefaellt-dir-dein-leben-achtung-philosophie
- https://www.yoga-zeit.de/content486_1_YOGA-Philosophie.html
- https://www.7mind.de/magazin/yoga-philosophie-patanjali-einfach-erklaert
- https://de.wikipedia.org/wiki/Yoga
- https://www.britannica.com/topic/Yoga-philosophy