Die Weihnachtszeit beginnt
Im Monat November ist in meinem Projekt gar nicht allzu viel passiert dennoch gibt es immer etwas zu erzählen….
Begonnen hat der November mit ein wenig Kultur. Es ging in das russische Theaterhaus, welches von außen ganz unscheinbar aussieht aber innen wunderschön ist. Für die kleineren der Peeteli -Kinder und für mich stand Pippi Langstrumpf auf der Eintrittskarte. Die Vorstellung war natürlich in der russischen Sprache aber da ich die Geschichte um Pippi Langstrumpf kenne habe ich auch ohne große Sprachkenntnisse die Handlung und ein paar einfache Wörter verstanden.
Ansonsten heißt es jetzt im Peeteli mit großen Schritten die Weihnachtszeit vorbereiten. Dies bedeutet die Kinder dazu zu bringen ein paar schöne Weihnachtssachen zu basteln und zu gestalten (Kerzen bemalen, Bilder malen oder auch Schneeflocken basteln). Dies ist aber gar nicht ganz so einfach wie es klingt. Nachdem die Kinder ihre Hausaufgaben gemacht haben wollen sie meist gemeinsam auf dem Sofa „abhängen“ und Handyspiele spielen. Oft hilft mir dann ein Erzieher die Kids zu motivieren und wenn gerade kein Erzieher da ist versuche ich sie selbst zu motivieren. Bei mir reagieren die Kinder natürlich nicht so wie bei den Erziehern. Allerdings gibt es ein paar Kinder, zu denen ich schon eine gute Verbindung aufbauen konnte und wenn ich diese dann eine ganze Weile zugetextet habe basteln sie auch mit. Oder ich setzte mich einfach allein an den Tisch, fange an zu basteln und nach einiger Zeit kommen dann ein bis zwei Kids um mitzumachen. Leider ist die Ausdauer bei einigen Kindern, wenn es um filigrane Arbeit geht, sehr kurz und schnell wird eine andere Beschäftigung gesucht, bei der es nicht auf Genauigkeit ankommt. Am Anfang war dies sehr enttäuschend für mich aber mittlerweile weiß ich, dass ich es nicht persönlich nehmen muss. Da heißt es auch bei mir Ausdauer haben und nicht aufgeben.
Ich habe auch angefangen Blockflötenunterricht zu geben. Ich bezeichne es mal als Unterricht auch wenn es meistens weniger als 10 Minuten sind. Diesen Unterricht gebe ich einem kleineren Jungen (ca. 8 Jahre) der auch gerade Blockflöte in der Schule lernt und schon ziemlich gutes Englisch spricht. Mit ihm übe ich ein Weihnachtslied für die Weihnachtsvorstellung. Er möchte lieber immer zu Hause üben aber mit ein paar Tricks das ich ihm noch ein paar Tipps verraten kann hat er dann doch Lust das Lied ein paarmal durchzuspielen.
Zu meinen Aufgaben gehörte diesen Monat auch als Helfer des Weihnachtsmanns Weihnachtsbriefe zu sortieren und zum abschicken bereit machen. Die Weihnachtsbriefe (in verschiedenen Sprachen) gehen an alle Spender des Peeteli – Sozialzentrums. Insgesamt haben die Sekretärin und ich um die 750 Briefe zum Abschicken vorbereitet und der Weihnachtspostbote kann jetzt loslegen.
Das Mittagessen kochen einmal in der Woche klappt auch immer besser. Auch wenn zwischendurch immer wieder kleine Panikattacken auftauchen (Spagetti angebrannt, die Frage ob es zu wenig Kartoffeln sind oder zu viel Salz….). Aber bisher konnte ich letztendlich alles was schiefgelaufen ist retten und das Mittagessen stand pünktlich um 14:30 Uhr auf dem Tisch. Da das Sozialzentrum die meisten Lebensmittel von der Tafel bekommt und diese auch verarbeitet werden müssen ist es nicht so schwer jede Woche etwas anderes zu kochen. Meistens gibt es bei mir Kartoffeln, Nudeln oder Reis und dazu Fleisch, welches einfach nur in den Ofen geschoben werden muss. Am Anfang hatte ich absolut keine Idee wie ich das Fleisch im Ofen zubereiten soll. Also habe ich die Köchin gefragt (die nur Russisch spricht) es war ganz einfach zu verstehen was sie meinte. Sie sagte ‚Mayonnaise‘ und zeigte mir Zwiebeln, Salz und Pfeffer. So einfach hätte ich es mir wirklich nicht vorgestellt aber es funktioniert und wird von allen gegessen. Besonders gern wird hier auch weiße Soße gegessen. Diese besteht aus Butter, Mehl, Milch und hochprozentiger Sahne. Diese Soße mit Hackfleisch gemischt und schon fertig.
Außerhalb meines Projektes, also in meiner Freizeit, versuche ich jeden Tag ein wenig russisch zu lernen. Höchstwahrscheinlich bekomme ich auch bald einen Russischkurs mit anderen Freiwilligen zusammen. Darauf freue ich mich sehr, da ich festgestellt habe, dass allein lernen nicht so mein Ding ist und bisher habe ich auch noch keinen anderen Freiwilligen kennengelernt, der auch die russische Sprache in seinem Projekt spricht. Deshalb freue ich mich umso mehr an dem Sprachkurs teilnehmen zu dürfen. Ansonsten besuche ich in meiner Freizeit verschiedene Museen und Veranstaltungen (Comedy, Sprach Cafés usw.). Veranstaltungen gibt es hier in Tallinn sehr viel und nicht nur in Estnisch, sondern auch ein breites Angebot in Englisch. Voran das liegt? Nun ja, ich hätte es selbst nicht so erwartet aber in Tallinn gibt es so viele Freiwillige, (Erasmus-) Studenten, Touristen oder auch einfach Leute aus anderen Ländern, die hier leben und arbeiten das man gefühlt an jeder zweiten Ecke englisch hört.
Um körperlich nicht ganz einzurosten habe ich mich jetzt auch in einem Sportcenter angemeldet bei dem es Gerätetraining aber auch Gruppenkurse gibt. Das alleinige Training an den Geräten haut mich jetzt nicht so vom Hocker aber die Gruppenkurse sind schon echt cool. Auch wenn ich oft kein Wort verstehe macht es trotzdem Spaß. Bevor das Gruppentraining anfängt bin ich bisher immer zu dem Trainer gegangen und habe gesagt, dass ich kein estnisch spreche und prompt tauchen während des Trainings ein paar englische Wörter auf. Aber es geht auch ohne etwas zu verstehen solange man bei den anderen abgucken kann.
Hier in Tallinn habe ich auch eine deutsche Kirchgemeinde gefunden, die aller zwei Wochen einen deutschsprachigen Gottesdienst anbietet. Da wurde für den 18. November auf den Soldatenfriedhof zum Volkstrauertag mit Kranzniederlegung eingeladen und da ich sowieso an den Wochenenden nichts zu tun habe bin ich da einfach mal hingegangen und habe auch ein paar Leute aus der dt. Gemeinde getroffen. Nachdem die Zeremonie beendet war wurden alle in die Residenz der deutschen Botschaft zum Suppe essen eingeladen. Die Suppe war köstlich! =)
Nun warte ich eigentlich jeden Tag auf Schnee. Es hat auch schon ein paarmal geschneit aber der Schnee ist nie liegen geblieben. Dafür ist das Wetter jetzt hier ziemlich grau und man sieht nur noch sehr selten die Sonne scheinen. Da heißt es, sobald die Sonne rauskommt, anziehen und raus gehen einen Spaziergang machen. Auch muss man jetzt das Tageslicht genießen denn bald kommt die Zeit in der es nur noch ein paar Stunden am Tag hell ist.
Bilder: https://www.dropbox.com/sh/vonhw00pl64319x/AABT3gDWGqdLdxgCGPS8XZD5a?dl=0
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