Die nicht ganz so wahre Recyclingquote Deutschlands
Seit ich in Frankreich bin, wo es kein Pfandsystem gibt, Glas nicht nach Farben sortiert wird und der Abfall generell oft in der falschen Tonne landet, habe ich das Gefühl das mit Müll in Deutschland anders und auch besser umgegangen wird. Allerdings entspricht dies nur zu geringen Teilen der Wahrheit, denn Deutschland hat noch einen sehr sehr langen Weg zu einem nachhaltigen Umgang mit Müll vor sich. Das Land rühmt sich mit hohen Recyclingquoten und Deutschland gilt als Spitzenreiter auf diesem Gebiet, aber die vergleichbar hohen Zahlen täuschen...
Laut Angaben der Regierung soll die Wiederverwertungsquote von Kunststoffen in Deutschland bei 36% liegen. Diese Zahl wurde jedoch mehrfach widerlegt, wodurch sich die Frage stellt, was mit dem deutschen Plastikmüll wirklich passiert.
Der Plastikmüll aus deutschen Haushalten und der Industrie wird zunächst zu Recyclinghöfen transportiert. Dort wird es gegebenenfalls gelagert und kommt anschließend zur Qualitätskontrolle. Hier wird der Müll je nach Material und Qualität sortiert. Nur hochwertige Stoffe werden direkt in Deutschland recycelt, was ca. 15% entspricht, ein weiterer Teil wird in Deutschland verbrannt. Jedoch wird der Großteil wegen mangelnder Qualität der Stoffe und der damit verbundenen geringeren Profitmöglichkeit durch Wiederverwertung oder schlechter Recycelbarkeit nach Südostasien transportiert.
In Malaysia, dem Hautabnehmer von deutschem Plastikmüll, wird das ausländische Plastik meistens unzureichend oder gar nicht sortiert. Eine sehr geringe Menge des Plastiks wird dort recycelt. Oft wird der Müll illegal im Freien verbrannt oder in illegalen und ungesicherten Deponien gelagert. Bei der Verbrennung entstehen Gase, die die Luft verschmutzen und die die Gesundheit der Menschen in der Umgebung extrem beeinträchtigen. Die Massen an gelagertem Plastik in der Umwelt verunreinigen den Boden, was ebenfalls die Gesundheit und die Lebensqualität der Bevölkerung negativ beeinflusst. Die im Boden angesammelten Schadstoffe gelangen über das Grundwasser in Flüsse und dann ins Meer, die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen in Küstenregionen leidet erneut. Auch gröberes Plastik wird wegen der unzureichenden Sicherung der Deponien durch Winde in Flüsse und ins Meer befördert. Sobald der Plastikmüll ins Meer gelangt, hat dieses negative Auswirkungen auf alle Meeresbewohner. Über die Nahrungsnetze werden alle Organismen durch das Plastik beeinträchtigt. Der Plastikmüll trägt gravierend dazu bei, dass sich die Artenvielfalt verringert, was sich erneut negativ auf die Lebensqualität auswirkt.
So trägt der Plastikmüll eines Landes zur globalen Umweltverschmutzung und zu einer Gefährdung aller Lebewesen bei.
Angesichts der wachsenden Produktion von Plastik und der Tatsache, dass Plastik nur sehr langsam verrottet ist Plastikmüll ein ernstzunehmendes globales Problem. Dabei sind besonders kleinste Plastikpartikel, sogenanntes Mikroplastik problematisch. Plastikteile teilen sich zum Beispiel durch UV-Strahlung oder die Kraft der Wellen in Mikroplastik. Meeresbewohner nehmen dieses Plastik auf, was für sie lebensbedrohlich ist, da sich das Plastik dauerhaft in ihren Mägen anlagert. Das Mikroplastik wird durch die Nahrungskette auch von anderen Organismen wie dem Menschen aufgenommen. Bisher gibt es keine Methode um das Mikroplastik aus den Meeren zu entfernen, aber auch die Entfernung von gröberem Plastik aus den Meeren gestaltet sich problematisch, da die Müllinseln wegen der großen Distanz vom Festland schlecht erreichbar sind, es sich um immense Massen an Müll handelt und Plastikteile teilweise auf den Grund sinken.
Stattdessen ist es notwendig die Plastikproduktion zu reduzieren und die Wiederverwendung durch Recycling zu fördern. Die Bevölkerung muss weiterhin auf dieses Problem sensibilisiert werden, sodass sie ihr Konsumverhalten überdenkt. Es findet bereits heute eine Neuorientierung in der Gesellschaft statt, sodass zum Beispiel Plastikverpackung verurteilt und dementsprechend weniger gekauft werden. Es werden vermehrt Stofftaschen statt Plastiktüten oder Metall- und Glasstrohhalme statt konventionellen Strohalmen verwendet, was bereits auf ein zunehmendes Interesse an dem Umweltschutz schließen lässt.
Des Weiteren kann die Bevölkerung Druck auf Regierungen auszuüben, Recycling zu fördern und als Staat der Plastikverschwendung entgegenzuwirken. Ein Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist immer noch davon überzeugt, dass ein Großteil des deutschen Mülls recycelt wird, was womöglich auch durch die Angabe, dass Deutschland 36% seines Plastikmülls recyceln würde, beeinflusst wird. Diese Zahl entsteht dadurch, dass in Deutschland Müll, der ins Ausland transportiert wird, faktisch als recycelt gilt. Daher ist es notwendig, dass es der Bevölkerung transparent gemacht wird, was mit ihrem Plastikmüll passiert.
Quellen:
Informationsquellen:
Deutsche Welle: Wieso deutscher Müll eben doch im Meer landet, Jeannette Cwienk: https://www.dw.com/de/wieso-deutscher-müll-eben-doch-im-meer-landet/a-47198039
Bildquellen:
Sushi Bild von Morten Bentzon: http://www.sweetsneak.com/wp-content/uploads/2019/09/Microplastics-Sweet-Sneak-Studio-Copenhagen-Zoo-Sushi.jpg
Infografik: eigene Illustration
Avoid plastic: https://tse1.mm.bing.net/th?id=OIP.2giS-WTpBEq5JHqCvRw2hwHaED&pid=Api