Die letzten Tage meines EVS...
Für die_Susi ist die Zeit in Griechenland vorbei und sie ist wieder in Deutschland. Der Abschied fiel ihr alles andere als leicht, aber sie hat eine Erkenntnis mitgenommen: "EVS is the best!"
Der Titel dieses Beitrags sagt ja schon alles, es geht um meine letzten Tage als EVS-Freiwillige in Griechenland, die inzwischen aber auch schon vorbei sind. Seit vier Tagen bin ich wieder daheim in Deutschland. Der Abschied war schwer und tut immer noch weh. Aber Schritt für Schritt.
Am 27. Februar fand in der Wohnung der Freiwilligen in Kiato Annas, Kims, Ingrids und meine Abschiedsparty statt. Das war eine tolle Party, wir hatten viel Besuch, sogar von der Insel Chios (siehe die Tagebücher von nicole_greekophil) und eine ganze Menge Spaß. Wie bei allen typischen Kiatopartys verbrachten wir den Abend mit guter Musik, viele Fotos und Videos machen und diverse Trinkspiele spielen (Ja ja, mir ging's gut an dem Abend, am nächsten Tag dafür nicht mehr so...) :-)
Den Sonntag haben wir wie alle Freiwilligen in Griechenland auf dem Karneval in Patras verbracht. Nachdem wir mit dem ersten Zug hingefahren sind, saßen wir erst mal Ewigkeiten gemütlich beim Frappeetrinken. Und dann hat der Karnevalsumzug begonnen! Wow, ich konnte nur staunen, genauso stell ich mir den berühmten Karneval in Rio de Janeiro vor! Vier Stunden Parade, mit über 150 verkleideten Gruppen, diversen Wagen und viel geworfener Schokolade. Danach ging die Party in der Stadt erst richtig los, nur wer war nicht dabei? Die Vasiliko-Girls. Wir haben nämlich keinen Schlafplatz gefunden und deshalb am Abend den Zug zurück gebucht. Wir hatten allerdings noch genug Zeit um in einer Bar ein Bier für zehn Euro zu trinken. Absoluter Wucher! Gleichzeitig fingen an diesem Abend auch die Abschiede an, nämlich von einigen Freiwilligen aus Athen, die wir zufällig getroffen haben. Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass sie alle noch mindestens vier Monate vor sich haben... Das Leben ist nicht fair!
Die letzte Woche war natürlich ganz von dem drohenden Abschied überschattet. Hier noch die letzten Abschiedsgeschenke fertig machen, da noch ins Volunteers Book schreiben (vor drei Jahren haben ehemalige Freiwillige in Vasiliko ein Buch angefangen, in das seitdem alle Freiwilligen Tipps und Tricks für die Nachfolger schreiben), den Final Report und Youth Pass schreiben, Abschiedsessen mit unserem Koordinator, und, und, und…
Mittwoch war dann Ingrids und mein letzter Tag in Kindergarten, den wir natürlich auch dementsprechend gefeiert haben. Zuerst hatten wir eine kleine Party mit den Kids mit Wiener Walzer und Schuhplattler tanzen. Das war eine Gaudi! Dann gab es Kuchen und Schoko für jeden und wir haben unser Abschiedsplakat mit Fotos von uns und den Kids präsentiert und aufgehängt. Vor allem aber haben wir noch ein letztes Mal unsere Kids geknuddelt und ihnen jeden Spielwunsch von den Augen abgelesen. Als uns dann die Putzfrau kleine Abschiedsgeschenke überreicht hat, war es um mich geschehen und die Tränen flossen. Ich hab so geweint an diesem Tag, es war so furchtbar von dem Kiga Abschied zu nehmen. Ich vermiss meine Kinder und die Rbeit dort so!
Donnerstag war unser letzter Tag zu viert, den wir auch entsprechend begangen haben, nämlich mit Sekt, Gesichtsmasken und einem Videorückblick auf sechs unglaubliche Monate. Und dann kam Freitag...
... an dem wir von Ingird Abschied nehmen mussten. Ich hab noch mehr Tränen vergossen und beim Koffer packen verzweifelt versucht, die Traurigkeit zu verdrängen, die aber aufgrund des Packens eher verstärkt wurde... Es ist nicht leicht ein Leben in einen Koffer zu kriegen. Abends waren wir dann zu dritt noch mal mit den Leuten aus Kiato aus - bis in die frühen Morgenstunden. Ich war um sechs im Bett und bin um acht wieder aufgestanden, weil ich zum Flughafen musste, nach Deutschland zurück fliegen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass dieser Tag einfach nur furchtbar war. Nach nur zwei Stunden Schlaf ist man eh zu fertig für alles, wenn dann aber noch der Abschied von dem EVS-Leben hinzukommt... Ich war einfach nur fertig und total überfordert mit allem. Erst der Abschied von Anna und von meinem geliebten Zuhause und Vasiliko, dann beim Warten am Flughafen wirklich realisieren, dass man dieses Leben für immer aufgibt und es nie wieder so sein wird, wie es war.
Gott sei dank hatten Kim und ich denselben Flug und konnten einander Trost spenden und zusammen weinen. Das war gut, alleine hätte ich das alles nicht überstanden. Schließlich dann nach sechs Monaten das Wiedersehen mit meinen Eltern am Flughafen. Das war alles zuviel für mich. Aber das war es noch nicht. Ich bin nämlich prompt in den EVS-Rückkehrschock gefallen. Ich bin nach Hause gekommen und hab alles so vorgefunden, wie ich es verlassen hatte, ich bin von jetzt auf gleich, von einem Moment auf den anderen wieder in mein altes Leben geschmissen worden, in das ich aber nicht mehr reinpasse.
Ich hab mich so stark weiterentwickelt, bin viel selbstständiger und selbstsicherer geworden. Mir ist alles viel zu eng vorgekommen. Ich hab mich so eingeengt gefühlt (und tu es immer noch), so furchtbar fehl am Platz und hab meine Mädels so vermisst, dass ich einfach nur zurück nach Hause wollte. Da hat nur schlafen geholfen. Seitdem kämpfe ich jeden Tag darum, nicht in das vor mir gähnende Loch zu fallen, indem ich versuche, mich permanent zu beschäftigen. Wenn man etwas zu tun hat, muss man nicht nachdenken. Ich weiß, dass das nur eine vorläufige Notlösung ist und ich mich damit auseinander setzen muss, aber im Moment kann ich das noch nicht.
Dennoch weiß ich eins: bittere Abschiede gibt es nur, wenn man irgendwann mal irgendwo angekommen ist und sich dort wohlgefühlt hat. Und das hab ich! Dieses halbe Jahr war das beste meines Lebens, ich bin so froh, das wirklich gemacht zu haben und möchte keine Sekunde missen! Was ich alles gesehen, erlebt, gelernt und erfahren habe, das ist unvorstellbar! Ich hab tolle Menschen kennen gelernt und in der besten WG aller Zeiten gelebt! Ich hab gefeiert und gelacht! Ich hab im für mich perfekten Projekt gearbeitet und mit meinen Kindern viele tolle Momente erlebt! Ich hab so viel über mich selbst gelernt, bin in vielen Dingen an meine Grenzen und darüber hinausgegangen, bin gereift und hab das Gefühl, für das Leben gestärkt zu sein, egal wie es weiter geht! Wenn ich ein halbes Jahr in einem fremden Land zurechtkommen konnte, anfangs ohne auch nur ein Wort in der Landessprache zu sprechen, dann bin ich für alles gerüstet!
EVS IS THE BEST! I will miss this fucking great EVS-life so much!
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