Die letzten Monate
Die letzten Monate waren sehr spannend. Ihr wollt wissen, was ich so erlebt habe? Dann lies meinen neuesten Blogeintrag!
Es ist schon ein bisschen her, seit dem ich das letzte mal etwas geschrieben habe. Das liegt zum einen daran, dass ich keine Lust hatte, keine Zeit hatte und in Deutschland war. Doch jetzt habe ich mich dazu entschieden mich mal wieder hinzusetzen, um etwas zu schreiben. Dadurch das in letzter Zeit sehr viel passiert ist, werde ich einfach listenartig zu verschiedenen Themen etwas schreiben.
Der Dezember oder auch der blödste Monat
Der Dezember war nicht unbedingt der beste Monat (außer natürlich Deutschland, aber das zählt nicht, ist ja die Heimat). Ich weiß nicht genau warum, aber ich war ein wenig angenervt von allem hier. Das war tatsächlich nicht nur ich, aber ich hatte auch das Gefühl, dass meine Organisation angenervt von allem war. Als ich dann (endlich!) nach Deutschland gefahren bin, hatte ich ziemlich große Zweifel, ob ich überhaupt zurück will (Ich wollte nicht zurück.) Nichtsdestotrotz habe mich dann entschieden Anfang Januar zurück zu fliegen, trotz der Angst, dass es die nächsten 9 Monate echt nicht so schön werden. Es gab zwar auch schöne Momente, wie als wir unsere fertige Fotoaustellung gesehen haben. (Ich war sogar im Fernsehen deswegen und musste Interviews gebe. Das ist echt seltsam. Der Filmtyp wollte ein paar Aufnahmen von Christian und mir, wie wir arbeiten. Also haben wir so getan als würden wir etwas machen. Leider war dieser Moment so seltsam, dass ich für circa 5 Minuten nicht mehr aufhören konnte hysterisch zu lachen, was den Filmtyp vermutlich dezent genervt hat.) Aber sonst war ich nie wirklich zufrieden mit meiner Arbeit, und es hat nichts so geklappt wie es sollte. Und das war meine Stimmung, als ich in Deutschland angekommen bin. Weihnachten war dann natürlich sehr schön. Ich habe den Abstand von hier sehr genossen, und natürlich auch die Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden.
Januar oder auch die Wendung
Mit einem wirklich ungutem Gefühl habe ich dann wieder angefangen zu arbeiten. In einem Gespräch mit Christian durfte ich dann feststellen, dass es ihm ähnlich ergangen ist wie mir. Gemeinsam haben wir dann aber entschieden dem ganzen Projekt hier noch eine Chance zu geben, und wir wurden nicht enttäuscht. Wieder weiß ich nicht warum, aber die Stimmung hatte sich über Weihnachten total geändert, ich hatte wieder Spaß an der Arbeit und habe mich wirklich wohl gefühlt. Was genau im Dezember war, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass ich in den letzten Wochen wahnsinnig viel Spaß hatte und jede Menge interessante Dinge gelernt habe (Ich habe es tatsächlich mal geschafft etwas zu sagen, wenn mir etwas nicht passt...Ich bin begeistert...Von mir selbst)
Sooooo, ihr fragt euch jetzt sicher auch, was ich in den letzten Wochen erlebt habe. Dann könnt ihr euch freuen, denn jetzt kommt eine Zusammenfassung der Dinge, die ich gemacht/erlebt habe:
Army Day
Als erstes haben wir Army Day gefeiert. Was das ist, kann man sich wahrscheinlich denken. Es ist der Tag, an dem das Militär ist. Aber wie wird das gefeiert? Das weiß ich tatsächlich auch nicht wirklich, es war ein verwirrender Tag. Für mich als Pazifistin und absolute Kriegsgegnerin war es ein Tag, der mich zum nachdenken gebracht hat. Ich habe meine Meinung zu Krieg nicht geändert, aber ich konnte irgendwie verstehen, warum man diesen Tag feiert. Als uns von diesem Tag erzählt wurde, war meine erste (innere) Reaktion, dass ich so was sicherlich nicht feiere (Ich hab es dann doch gemacht, ich bin schwach). Aber es war eigentlich ein lustiger Tag. Die Frauen von YIC haben etwas für die Männer (natürlich auch von YIC) gekocht, auch wenn keiner von denen beim Militär war. Und während dem ganzen Tag haben wir spannende Musik über das Militär, Armenien und ihre militärischen Erfolge gehört (also ich habe nicht verstanden, was gesungen wurde, aber die Musikvideos beinhalteten viele Panzer, also ging es vermutlich um das Militär). Das war wirklich interessant, sie haben so wahnsinnig viele Lieder über dieses Thema. Und mir fällt kein einziges deutsches Lied über das Militär ein. Gibt es sowas überhaupt? Wahrscheinlich nicht. Nach dem Essen gab es dann noch eine kleine Schneeschlacht und dann war der Tag auch schon um.
Suppen-Party
In der nächsten Woche gab es dann wieder eine sehr spezielle Party. Ich habe sie mal Suppen-Party getauft, ich habe nämlich keine Ahnung, wie ich den Namen der Suppe schreiben soll. Auf jeden Fall geht es um eine tolle (ekelige) armenische Suppe (die ist echt ekelig). Wir haben nie wirklich herausgefunden, aus was die gemacht wird. Wir wissen recht sicher, dass Füße, entweder von Schweinen oder von Kühen, ein Bestandteil sind und noch irgendein anderes Organ von diesen Tieren (der Magen?). Das wichtigste ist, dass es echt ekelig ist, im Grunde genommen schmeckt sie nur nach Fett und Knoblauch, aber gut, wenn sie das mögen. Aber das eigentlich lustige ist, dass diese Suppe morgens gegessen wird und dazu wird Vodka getrunken. Da ich es so schon nicht wirklich gewohnt bin viel Alkohol zu trinken, und zusätzlich war es auch noch das erste, was ich an dem Morgen zu mir genommen habe, dauerte es nicht lange, bis ich recht gut angetrunken war. Der Tag war dann sehr lustig. Nach dem Essen sind wir dann noch durch Gyumri gefahren. Da es anscheinend auch nicht wirklich wichtig ist, dass man betrunken nicht Auto fahren sollte, war es eine spannende Angelegenheit, aber auch sehr lustig, da es mir irgendwie total egal war, dass das eigentlich gefährlich war. Aber es ist alles gut gegangen, wir haben schöne Fotos gemacht, nochmal gegessen und getanzt und gesungen. Also alles in allem war es ein wirklich schöner Tag. Und vielleicht wiederholen wir das auch bald wieder.
Reisen
In den letzten Wochen haben wir auch endlich damit begonnen ein wenig zu reisen, also verschiedene Städte in Armenien zu besuchen. Irgendwie haben wir das davor nie wirklich gemacht, aber zu unserer Verteidigung ist zu sagen, dass es echt scheißkalt war und meine Motivation dementsprechend nicht wirklich vorhanden. Aber jetzt wird es wärmer (*Yay*) und wir haben schon die ersten Städte, oder eher Dörfer, besucht. Da Armenien nicht ganz so viele Armenier (also Menschen) beinhaltet, besteht das Land größtenteils aus "Natur", das ist für mich als großen Natur- und Wanderfreund natürlich etwas hervorragendes (Nein, das war ein Scherz, eigentlich ist mir dir Natur echt egal und ich hasse Wandern, aber gut). Trotzdem ist es ganz schön, und so langsam lerne ich die Natur zu mögen, zumindest die alten Klöster und Kirchen faszinieren mich unglaublich, und sie sind das wandern wahrscheinlich wert.
Artur Geburtstag
Der Präsident von YIC hatte letzten Monat Geburtstag und das wurde natürlich gefeiert, und wir Freiwilligen waren auch eingeladen. Zuvor wurde uns mitgeteilt, dass es nur eine kleine Party mit den engsten Freunden und Familienmitgliedern sein wird, aber es waren 30 Leute da. In meinen Augen ist das zwar schon eine große Party (Wenn ich die engsten Freunde einladen würde, würde ich wahrscheinlich alleine feiern...Spaaaaaß, Janine wäre eingeladen und wir würden zu zweit feiern) aber hier ist das anscheinend klein. Gefeiert wurde in Yerevan in einem riesigen Restaurant mit Live Musik und viel Platz zum Tanzen. Für diesen Anlass habe ich mir sogar neue Schuhe gegönnt, die wunderschön sind, aber viel zu teuer waren. Aber ich bereue nicht, denn sie haben einen Absatz und sind trotzdem total bequem und ich sah, neben den immer superschön angezogenen Armeniern, nicht aus wie ein Sack Kartoffeln, also waren die Schuhe eine kluge Investition. Auf jeden Fall gab es viel zu Essen, und das Essen war wirklich hervorglänzend, und es wurde sehr sehr viel getanzt. Ich habe auch getanzt (und ich war nicht mal wirklich betrunken), auch wenn mein Tanzstil vermutlich gewöhnungsbedürftig ist. Das eigentlich unangenehme hier am Tanzen ist, dass alles immer gefilmt wird, sodass ich am nächsten Tag mich auch noch beim Tanzen bewundern darf, was mir wirklich sehr missfällt. Trotzdem war ein schöner und lustiger Abend. Wir hatten sogar ein Geschenk, aber das ist so schlecht und bescheuert, dass ich lieber nicht erzähle, was es ist.
Meine Arbeit
Nun noch einige Worte zu meiner Arbeit: Meine Arbeit finde ich inzwischen doch wieder recht spannend, auch wenn ich nicht mehr immer ganz so fleißig Dinge vorbereite (Das liegt größtenteils inzwischen an Brooklyn 99, danke dafür Alex), trotzdem macht es schon Spaß. Am meisten Spaß habe ich in meinen Schulen (Ja, Mehrzahl, es sind inzwischen zwei). Das schönste ist, dass ich mehr oder weniger machen kann, was ich will und das ist toll, weil ich die Möglichkeit habe ganz viel auszuprobieren (Und das mache ich wirklich gerne, es ist so wundervoll die Schüler zu all den Sachen zu zwingen, die ich auch immer machen mussten. Sie müssen eine Lesetagebuch führen und sie können nichts dagegen machen). Mit zwei meiner Klassen lese ich gerade ein Buch und das macht wirklich viel Spaß, weil wir so viel kreatives machen können, wie innere Monologe oder Briefe schreiben...wundervoll. Um auch ein Projekt mit der dritten Klasse zu haben, habe ich dieser Klasse ein paar Vorschläge für Projekte mitgebracht, und sie haben sich dazu entschieden einen Film drehen zu wollen. Das fand ich sehr toll und begeistert haben wir uns auf Themensuche begeben. Leider kam dann wieder die Unkreativität (Vielleicht ist es ja auch eine Überkreativität?) meiner Schüler zum Vorschein und die vorgeschlagenen Themen waren nicht ganz so überzeugend (mein absoluter Lieblingsvorschlag war die Idee einem Film über Zimmerpflanzen zu drehen...Ja, Zimmerpflanzen...Ich musste sehr lachen, auch wenn es vermutlich eher ein verzweifeltes Lachen war), doch schlussendlich konnten wir uns auf das Thema eines Vergleichen zwischen dem Alltag in Armenien und Deutschland einigen. Ich war nicht ganz so begeistert von diesem Thema, aber es ist das beste, was ich bekommen habe, also muss ich mich damit abfinden. Inzwischen habe ich auch an einer anderen Schule angefangen. Durch ein kleines Missverständnis darf ich jetzt Kinder unterrichten, was ich natürlich wahnsinnig gerne mache. An dieser neuen Schule bin ich das erste mal in Kontakt mit der Schulmentalität gekommen, welche ich als ein wenig verwirrend empfinde: Nach der ersten Stunde, die ich gehalten habe, sind die Deutschlehrer auf mich zu gekommen, um sich von mir bestätigen zu lassen, wie toll und gut ihre Schüler sind. Die Schüler sind definitiv sehr gut, aber sie sind auch zwischen 8 und 12 Jahren, und meiner Meinung nach, ist es in diesem Alter nicht zwingend notwendig perfektes, akzentfreies deutsch zu sprechen. Aber für die Lehrer hier scheint das doch recht wichtig zu sein (awkward!). Auch habe ich das Gefühl, dass die Lehrerin mich nicht besonders mag und nicht wirklich zufrieden ist. Die erste Stunde ist tatsächlich nicht so gut verlaufen, aber das lag daran, dass ich dachte, ich hätte ältere Schüler, also so 15 oder 16 Jahre, aber es waren Kinder zwischen 8 und 12 Jahren jnd dementsprechend hat meine Unterrichtsplanung nicht ganz so gut geklappt. Aber das hatte ich der Lehrerin zu Beginn erklärt und trotzdem wurde ihr Blick mit jeder Minute, in der ich Galgenmännchen (Wir haben das 40 Minutenlang gespielt, weil mir nichts anderes mehr eingefallen ist) gespielt habe, vernichtender. Und in der nächsten Stunde stand sie circa 5 Minuten in der Tür und hat mich eindringlich gemustert, sodass ich mich wirklich sehr sehr unwohl gefühlt habe, obwohl ich dieses Mal tolle Sachen vorbereitet habe (Wir haben über Emotionen gesprochen und eine Schneeballschlacht gehabt). Trotzdem macht es mir wahnsinnig viel Spaß mit den Kindern zu arbeiten, auch wenn es manchmal nicht ganz einfach ist, zu erklären, was sie machen soll, da sie nicht wirklich deutsch verstehen und mein armenisch jetzt auch nicht überragend ist (Ich glaube, ich habe ein paar Mal Esel statt Seite gesagt, das würde ihr lachen erklären...). Was auch sehr lustig finde, ist, dass die Schüler immer aufstehen, wenn ich den Raum betrete. Das erste Mal bin ich ein wenig erschrocken, aber inzwischen finde ich es echt lustig. Und sie stehen auch auf, wenn sie eine Frage beantworten oder etwas erzählen. Aber sie siezen mich nicht, ich fühle mich noch nicht bereit, dass mich Kinder mit Frau Benz ansprechen, also habe ich das direkt am Anfang unterbunden. Zu meinen German Clubs gibt es jetzt nicht ganz so viel zu sagen, sie laufen ganz gut, ich lerne weiterhin viele spannende Dinge über die deutsche Grammatik und wir haben sehr viel Spaß während dem Deutschlernen, und manchmal wechseln wir auch zu anderen Sprachen und lernen einfach mal ein bisschen chinesisch. Und jetzt kommt eine sehr traurige Nachricht: Sie haben es hier tatsächlich geschafft mir den Spaß und die Freude am Basteln zu nehmen. Das ist ein sehr großer Schock für alle (also eigentlich nur für mich) aber es ist wirklich so. Nachdem das Basteln viele Jahre meine liebste Beschäftigung (in der Schule) war, habe ich hier nicht wirklich Lust dazu. Ich habe verschiedene Theorien warum: Vielleicht liegt es daran, dass nie Teilnehmer zu meinen Clubs kommen, oder die wahrscheinlich richtigere Vermutung ist, dass ich nicht wirklich mag, wie sie hier basteln. Damit meine ich, dass sie meistens klare Anweisungen haben wollen, wie sie was machen müssen, aber ich eher so der jeder probiert einfach mal aus, wie er es haben will-Basteltyp bin. Ich glaube, das ist das Problem. Die Hoffnung auf eine neue Bastel Motivation ist aber definitiv noch vorhanden. Nächste Woche habe ich das nächste Treffen, also wünscht mir Glück! Und nun ist mein Update zu den letzten Wochen auch schon zu Ende :)