Die Jugend Spaniens und die Krise
Diese Reportage soll zeigen, dass die Auswirkungen der Krise noch immer zu spüren sind und was das für die Jugendlichen in Spanien bedeutet
Es gehört mittlerweile schon fast zum Stadtbild, dass man, wenn man in der Innenstadt spazieren geht und sich in der Nähe des Rathausplatzes befindet, von lauten Protestgesängen begrüßt wird. Dort befinden sich nämlich mehrere Straßen, in denen alle großen und kleinen Banken untergebracht sind und diese sind immer wieder das Ziel unterschiedlicher Proteste. Dabei haben alle Demonstrationen eine Absicht: Die Banken sollen in Zukunft weniger Macht bekommen und es soll sich endlich etwas tun in Bezug auf die Arbeitslosigkeit, vor allem bei den jüngeren Spaniern. Doch warum ist das überhaupt der Fall?
Spanien hat eine achtjährige Wirtschaftskrise hinter sich. Während sich die Arbeitslosenzahlen über die letzten Jahre wieder zu erholen schienen, lies sich diese Tendenz bei den jungen Spaniern jedoch nicht beobachten. Zeitgleich steigt die Zahl der sehr reichen Spanier immer weiter an. Nicht zuletzt deshalb kritisieren viele, dass die reicheren Menschen stärker belastet werden müssen und dass vor allem die Privilegien der Banken gekürzt werden müssen. Denn die Zahlen in Bezug auf die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien sind erschreckend: In manchen Teilen des Landes liegt sie bei ungefähr 50%. Besonders stark betroffen ist hier der Süden Spaniens, wie zum Beispiel Andalusien. Hinzu kommt, dass Spanien die höchste Quote an Schulabbrechern auf dem europäischen Kontinent aufweist. Doch dies soll nicht heißen, dass ein guter Schul- oder sogar Universitätsabschluss automatisch zu einem guten Job verhilft, ganz im Gegenteil. Viele junge Spanier, die mit ihrem Studium fertig sind, finden einfach keinen Job. Dabei zieht sich dieses Problem über fast alle Branchen und Studienfächer, im Gegensatz zum Beispiel zu Deutschland. Wenn junge Spanier aber einen Job finden, dann sind die Verträge oft befristet, nur zur Teilzeit ausgeschrieben oder sehr schlecht bezahlt.
Doch was kann man da noch machen? „Hoffen oder auswandern“, sagt meine Mitbewohnerin. Auch sie ist Spaniern, Ende zwanzig, hat ihr Studium abgeschlossen und ist auf der Suche nach einem Job, der auch zu dem passt, was sie studiert hat. Im Moment arbeitet sie nebenbei in einem Hotel. Das macht ihr aber weder Spaß noch ist es das, wofür sie mehrere Jahre studiert hat. „Wer kann, sucht Arbeit im Ausland“, sagt sie. Das schließt auch sie nicht aus. Erst mal will sie es aber noch weiter hier versuchen. Auch sie findet die ganze Situation frustrierend, beschreibt aber auch ein anderes Phänomen: Die meisten spanischen Studenten ziehen, wenn sie mit ihrem Studium fertig sind, erst mal wieder zu Hause ein. Ohne Aussicht auf Arbeit und dafür mit ganz viel Perspektivlosigkeit sitzen sie dann wieder zu Hause, nicht selten bis Mitte dreißig.
Die Situation ist also alles andere als einfach. Und was hat meine Mitbewohnerin vor? Sie zuckt mit den Schultern: „Abwarten, Bewerbungen schreiben und hoffen, dass ich irgendwann einen Job finde“, sagt sie und verlässt die Wohnung zu einer neuen Schicht in einem Job, den sie eigentlich nie wollte.
Quellen:
www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/spanien/spanien-kinder-der-krise-13931756.html
www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/spanien/politische-krise-spanische-lust-am-untergang-14207251.html
www.salzburg.com/nachrichten/welt/wirtschaft/sn/artikel/jugendarbeitslosigkeit-in-spanien-die-verlorene-generation-168435
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