Die Feiertage
Über Weihnachten und Silvester, verschiedene Arten zu feiern, Ausgangssperre wegen Covid und viele Marmeladenglasmomente
Frohes Neues! Kann man am 3.1. immer noch wünschen, finde ich.
Jetzt ist der Feieragsmarathon vorbei, die Weihnachtslieder und Wunderkerzen werden bis zum nächsten Jahr wieder verpackt und nach diversen großen Essen und Anlässen zum Schönanziehen ist das jedes Jahr aufs neue ja auch ganz ok.
Wahrscheinlich waren dieses Jahr Weihnachten und Silvester für niemanden so wie sonst, wegen Corona, für mich war es aber definitiv ganz anders, nicht nur wegen diesem blöden Virus. Ich erzähle einfach mal der Reihe nach.
Für den Morgen des 24. waren meine Mitfreiwillige und ich auf dem Markt mit einer weiteren Freiwilligen verabredet zum Einkaufen. Bei dem Essen abends auf der Feier sollten alle etwas landes- und weihnachtstypisches mitbringen und die Fraktion Deutschland hatte sich kurzerhand mit Österreich zum Kochen zusammengetan. Bei uns in der Wohnung wurde dann bei laufender Weihnachtsmusik (ok, irgendwann sind wir auf Neue Deutsche Welle umgestiegen) die Küche an ihre Grenzen gebracht und unter logistischen Meisterleistungen ein Kartoffesalat, Serviettenknödel und Rotkohl zubereitet. Dann haben wir uns einen Weihnachtsgottesdienst angeguckt und angefangen, uns für die Feier fertig zu machen, Bescherung war erst am nächsten Morgen in aller Ruhe.
Mit einem Bolt ging es zu unserer Location, der Wohnung von noch anderen Freiwilligen. Am Ende waren wir zu zehnt und zu unseren Gerichten gesellten sich ukrainische Wareniki, italienische Gnocci, französisches Hühnchen und Rote Beete Salat und zum Nachtisch agyptisches Konafa (für den Namen überehme ich keine Garantie...). Wir haben also ausgiebig geschlemmt! Dann mit ein bisschen Tanzen, ein bisschen Singen, Wichtelgeschenke auspacken, viel Lachen und Reden den Abend rumgebracht und auf einmal war es drei und wir uns einig, jetzt nach Hause zu fahren.
Für den nächsten Tag hatten wir uns am späten Nachmittag mit ein paar anderen Freiwilligen bei uns verabredet um einen Fim zu schauen, den Kamin, Kekse und Weihnachten zusammen zu genießen. Es wurde ein unglaublich schöner, geselliger Abend, erst haben wir uns lange unterhalten und uns dann für den Film "die Hüter des Lichts" entschieden. Wer ihn kennt, weiß, dass es ein wirklich süßer Kinderfilm ist! Und passend zu Jack Frosts Entwicklung zu einem Guardian fing es draußen an zu schneien!!! Wir haben ganz fest an Jack Frost geglaubt und es sind lange viele dicke Flocken gefallen, sodass es, sobald der Abspann lief, niemanden mehr im Wohnzimmer gehalten hat. Im Garten haben wir uns eine wilde ausgelassene Schneeballschlacht geliefert, bei der alle auf ihre Kosten kamen, und sind dann zu einem Foto- und Schneeengel gespickten Schneespaziergang mitten in der Nacht aufgebrochen. Im Park mit bergähnlicher Erhebung waren sogar Kinder mitten in der Nacht dabei, mit Schlitten und Poporutschern schon mal die Bahnen für den nächsten Tag einzufahren. Ein paar Abfahrten, Schneemänner, -frauen und -hasen und gefangene Flocken (für gefangen zählt übrigens das ganze Gesicht) später haben wir uns dann alle ein bisschen müde, aber unendlich erfüllt und glücklich wieder vor dem Kamin niedergelassen und unser Chefkoch hat einen Apfelpunsch gezaubert. Diese Nacht, die Stimmung, der Schnee, das alles ist fast ein bisschen unwirklich, so zuckerkitschig-schön wie es gewesen ist, aber es ist definitiv eine Erinnerung, die bleiben wird.
Was macht man, wenn es geschneit hat?? Schlittenfahren natürlich! Und genau dazu haben wir uns am nächsten Mittag auch getroffen. In Ermangelung eines Schlittens mussten große Plastiktüten herhalten, was, bis auf einige kleine Abstriche bei Komfort und Lenkbarkeit, ziemlich gut funktioniert und uns einen Riesenspaß gemacht hat. Die blauen Flecken merkt man erst später... Und natürlich gab es noch einige weitere Schneeballschlachten und zwei von uns haben einen Schneemann gebaut, der größer als beide war. Eine Trockenlegung der Kleidung später gab es dann Schokofondue und Applecrumble, womit auch am zweiten Weihnachtstag den Ansprüchen ans Essen gerecht wurde. Wir haben eine Partie Nose (oder so ähnlich, vergleichbar mit Billard) und eine Risiko gespielt, wobei ersteres meine Mitfreiwillige und mich überzeugt hat, zweiteres nicht.
So viel zu den Weihnachtsfeiertagen. Die Zeit zwischen den Jahren haben wir ganz entspannt verbracht, gelegentlich haben wir Freiwilligen uns gegenseitig besucht und zusammen Weihnachtsplätzchen aufgegessen und Tee getrunken, außerem den noch verbliebenen Schnee genossen und dann stand auch schon Silvester vor der Tür.
Morgens haben wir das Erfolgsmodell "zu dritt kochen" wiederholt, allerdings nur mit Neuer Deutscher Welle. Dann war noch etwas Zeit um über die schönsten Momente des vergangenen Jahres zu sinnieren und dann haben wir uns auch schon wieder fertig gemacht für die Party. Auch dort gab es viel Essen, aber nicht ganz so divers wie an Weihnachten. Die Zeit bis Mitternacht haben wir mit Secret Hitler, Nose, einem Feuerwerksspaziergang vor 22.00 Uhr, Gesprächen, Musik und Tanz und Bierpong verbracht und dann war auf einmal auch schon Zeit zum Anstoßen...! Da über die Tage vor und nach dem Jahreswechsel eine Ausgangssperre von 22.00 bis 05.00 Uhr gilt und die Polizei durch die Straßen gefahren ist, zudem das Zünden von Feuerwerk verboten war, gab es vom Balkon aus um 12 eher wenig zu sehen. Aber zum Prosten und Freuen hat es allemal gereicht. Und dann ging die Party erst so richtig los...! Die Zeit bis 5 Uhr musste ja noch überbrückt werden...! Wir haben uns also noch intensiver ins Tanzen gestürzt und allen vorhandenen Musikgeschmäckern gefröhnt, Santa-Limbo und später Doppelkopf gespielt und noch ganz viel über das alte und neue Jahr geredet.
So gab es also viele verschiedene Feiern in den letzten Tagen, und ich habe sie alle genossen, so unterschiedlich sie waren, und bei allen gab es Momente, die ich nie wieder vergessen möchte. Momente, die mir gezeigt haben, wie viel ich mich jetzt schon verändert habe und wie wichtig und einzigartig diese Zeit hier in Lettland für mein Leben ist und immer sein wird.