Die Bestattung des Kontrabasses
Wie im südmährischen Tschechien Fasching gefeiert wird
Im Allgemeinen wird hier tatsächlich nicht so viel Hype um Fasching gemacht, wie das bei uns in Deutschland der Fall ist. So bleibt es einem erspart, direkt nach dem besinnlichen Weihnachten überall die buntesten und verrücktesten Kostüme vor die Nase gehalten zu bekommen und sich entscheiden zu müssen, als was man sich denn dieses Jahr verkleidet, um nur bloss unter all den Narren bei etlichen Faschingsfeiern aufzufallen.
Hier sieht man selten in den Geschäften diese wilden Kostüme oder andere Partyaccessoires. Dafür gibt es in den Tagen vor Aschermittwoch besonders in kleinen mährischen Dörfern die Tradition des sogenannten „fašank“. Dieser dient dazu, noch einmal ausgiebig und ausgelassen zu feiern, bevor es dann in die Fastenzeit geht. Daher kommt auch die bekannte Bezeichnung, dass wortwörtlich der Kontrabass bestattet wird. Denn in der Fastenzeit geht es nicht nur um den Verzicht von Lebensmitteln (wie zum Beispiel Süssigkeiten, Fleisch, o.ä.), sondern auch um eine „moderate“ Lebensweise, und somit auch um den Verzicht auf fröhliche Feste oder Veranstaltungen mit lauter Musik und Tanz.
So gab es bei uns in Zlín beispielsweise einen Markt mit vielen tschechischen und slowakischen Spezialitäten, wie Wurst, gegrilltem Käse oder natürlich Medovina, einem alkoholischen Getränk aus Honig, aber auch Stände, an denen man Schmuck, getöpferte Sachen oder Spielzeug kaufen konnten. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, obwohl die meisten Leute ohne Kostüme und Verkleidungen unterwegs waren. Nicht fehlen durfte natürlich die live Musik, die auch den ein oder anderen zum Tanzen verleitete und für die passende Atmosphäre sorgte.
In anderen Gemeinden ist es ausserdem üblich, dass Gruppierungen, sog. fašančári (meist zusammengesetzt aus Musikern und Tänzern, die einen Säbeltanz aufführen) um die Häuser ziehen, den Leuten ihren Tanz aufführen und als Belohnung Geschenke von der Hausfrau erhalten. Das können der bekannte Slivovice, Speck oder andere Leckereien in Form von Süssigkeiten sein. Diese Prozedur wird den ganzen Tag und den ganzen Abend, bis zur Bestattung des Kontrabasses, durchgeführt, womit die Faschingszeit offiziell ihr Ende erreicht und die Fastenzeit bis Ostern beginnt.