DER SOMMER IST DA! Und der EFD fast vorbei …
Die letzten beiden Schulwochen, unglaublich viel zu tun, Oslo, Abschiede, endlich Ferien, YouthPass, Vorbereitungen für Lappland...
Hallo, ihr Lieben! Da bin ich mal wieder, mit meinem nun wahrscheinlich wirklich letzten (naja, vielleicht auch vorletzten) Blogeintrag. Es gibt einiges zu erzählen, also fangen wir gleich mal an!
Stehengeblieben waren wir nach dem für mich letzten International Club Meeting mit T-Shirt-Workshop in der Vistan Koulu (also Schule, und so). Da können wir auch direkt ansetzen und eine ganze Menge kurz zusammenfassen: Im letzten Blogeintrag glaube ich gar nicht erwähnt zu haben (korrigiert mich, wenn ich falsch liege), dass ich zu der Zeit voll dabei war, das Abschlussvideo über meinen Europäischen Freiwilligendienst in Finnland zu schneiden. Ich habe ja fleißig gefilmt und fotografiert, über das ganze Jahr hinweg, sodass ich letzten Endes über 30 Stunden bzw. 300 GB Material gesammelt hatte. Eine ganze Menge Zeug. Den enormen Umfang des Projekts habe ich erst erfasst, als es schon zu spät war, um früher anzufangen (haha). Also war es geboten, für die letzten beiden Wochen (mal wieder) richtig ranzuklotzen, damit das Video noch vorm letzten Schultag fertig werden würde. So ungefähr sah das Wochenende auch aus: Bis auf eine kleine Pause am Freitagabend, den ich mit Eku, Anni und Marianna verbrachte, war ich durchgängig damit beschäftigt, das Video zu schneiden. Von unserer Ankunft über das On-Arrival Training, den Herbst, die Weihnachtszeit und natürlich auch die ganze zweite Projekthälfte war alles dabei, und irgendwie noch viel mehr als das.
In der darauffolgenden Woche widmeten wir uns am Montag im Theaterunterricht dem erwähnten Kurzfilm. Wir feilten an den Ideen, erstellten Storyboards und verteilten Aufgaben. Das Drehbuch sah letztlich ungefähr folgendermaßen aus:
Eine Frau wacht im Abendkleid verwirrt mitten auf einer Straße auf, hat offenbar keinen Schimmer, wie sie dort hingekommen ist. Geistig durchgequirlt läuft sie zu einem Hotel, in welchem sie zuerst auf eine gruselige, vertrocknete Putzfrau trifft, die ihr nicht antwortet, um gleich danach vom sehr unfreundlichen Rezeptionisten begrüßt zu werden - ebenfalls ohne ein Wort. Sie bekommt ein Zimmer, sieht später am Abend durch das Fenster eine merkwürdige Gestalt mit riesiger Robe im Garten stehen und legt sich in ihrer psychischen Aufgeweichtheit einfach schlafen. Sie träumt von einem Dinner, bei dem Sowohl Putzfrau, Hotelrezeptionist als auch die merkwürdige Gestalt aus dem Garten, die scheinbar irgendwie Hunger auf sie hatte. Erschrocken wacht sie auf und geht in die Küche, um etwas Wasser zu trinken. Während sie aus dem Fenster blickt, sieht sie durchs gegenüberliegenden Fenster eine Frau, die sie ansieht. Als sich plötzlich die gewandgekleidete Gestalt von hinten der Frau im anderen Fenster nähert, erkennt die Protagonistenfrau, dass sie es ist, die dort in der anderen Küche steht. Also auch dort. Panisch dreht sie sich um, die Gestalt hinter ihr erwartend, und lässt ihr Wasserglas fallen. Epilog: Die Frau wacht wieder auf der Straße auf, am genau gleichen Ort, mit Glassplittern in den Füßen, und ist ebenso verwirrt wie zu Beginn.
Wer um Himmels willen auf sowas kommt? Wir. Was es damit auf sich hat? Keine Ahnung. Naja, vielleicht schon ein bisschen.
Die Arbeit daran war jedenfalls witzig und es hat Spaß gemacht, ein - wenn auch nur kleines - Filmprojekt zu haben. Ich spielte übrigens das gruselige Männlein im Walde. Im Röblein. Oder so.
Abends hatte unsere Schulband "Mantelitumake" dann noch einen Auftritt im Monk Jazzclub in Turku, den alle Schüler, Freiwillige und auch einige Lehrer besuchten, und es war ziemlich cool :) Nach dem Auftritt filmten wir noch munter bis in die Nacht für den Kurzfilm...
Auch am Dienstag drehten wir einige Szenen für den Film, und ich schnitt nachmittags das Video weiter wie ein Irrer, um möglichst viel davon fertig zu bekommen, bevor ich mich am Mittwoch mit Anna auf nach Oslo machte, um ihre norwegische Gastfamilie dort zu besuchen und am Samstag das Hans-Zimmer-Konzert zu besuchen.
Mittwochmittag fuhr mich Piia dann zur Bushaltestelle, es ging mal wieder mit dem Bus nach Helsinki; dort traf ich Anna. Wir verbrachten noch ein paar Stunden in Helsinki, bevor abends unser Flug nach Oslo ging. Für mich war das natürlich wieder eine aufregende Sache, da es der insgesamt vierte Flug meines Lebens war, wobei ich mich an die ersten beiden kaum erinnern kann. Es war jedenfalls eine relativ entspannte Geschichte. Und es gab kostenlosen Blaubeersaft, das ist immer gut. Irgendwann am Abend kamen wir dann in Oslo an, und durch einen weiteren Zug letztlich auch am Bahnhof in Sandvika, wo uns Annas Gastmutter und -vater abholten. Sie wohnen in Haslum, einem Vorort von Oslo, und dort verbrachten wir die nächsten Tage bis Montagmorgen.
Am Donnerstag fuhren wir mit Annas Gastvater nach Oslo, um gaaanz viel herumzulaufen und uns die Stadt anzusehen, was auf jeden Fall viel Spaß gemacht hat. Beeindruckt haben mich vor allem die unzähligen Elektroautos (von Herstellern, von denen mir bisher noch gar nicht bewusst war, dass sie überhaupt Elektroautos produzieren) und Oslo als Stadt selbst mit allen möglichen wunderschönen Parks, alten und auch vielen neuen, modernen Gebäuden und Einkaufsgegenden und -straßen. Abends gab's dann noch Abendbrot (ja, ganz richtig) und einige nette Gespräche, teils auf Norwegisch, da Anna ja fließend Norwegisch spricht, teils auf Englisch, da ich ja nicht fließend Norwegisch spreche. Aber: Ich muss zugeben, es war etwas ernüchternd festzustellen, dass ich vom Norwegischen Tischgespräch fast so viel (oder eben so wenig) verstand, wie ich vom Finnischen normalerweise verstehe. Wie auch immer.
Am Freitag fuhren Anna und ich zum Holmenkollbakken, einer Skisprungschanze in Oslo, um sie und das umliegende Stadion zu begutachten und anschließend wieder in die Stadt zu fahren. Dort besuchten wir ein veganes Restaurant, in dem es verdammt lecker war, und den Vigeland-Skulpturenpark, der ebenso wunderschön und riesig war :) ... und mich etwas an Park Sanssouci in Potsdam erinnerte. Vermutlich, weil das der einzige Park ist, den ich kenne, hah. Abends gab es dann noch Abendessen (No Shit, Sherlock), allerdings mit noch mehr Leuten! Da Annas Gastmutter vor kurzem Geburtstag gehabt hatte, fand nun also das dazugehörige Familienessen statt und es kamen zusätzlich zur ersten Gastschwester von Anna, die ich schon kannte, noch drei weitere, zwei jeweils mit Freund bzw. Mann. Wenn ich das mal hoffentlich nicht durcheinander gebracht hab :D Es war ein schöner Abend und auch ich konnte mich nett auf Englisch unterhalten.
Am Samstag wollten Anna und ich uns Sandvika ansehen, also den kleinen Ort direkt nebenan. Wir spazifizierten ein wenig umher, sahen uns eine denkmalgeschützte Riesenbanane neben dem örtlichen Kunstmuseum an, und natürlich auch die Innenstadt und das größte Einkaufszentrum Skandinaviens (in Sandvika), das tatsächlich ganz schön groß war. Bald marschierten wir dann durch den Wald wieder zurück, da wir uns auf zum Konzert machen mussten, das in der Telenor-Arena in Fornebu stattfinden sollte.
Zum Konzert: Es war geniaaaal, ich habe es keine Sekunde bereut, das Geld dafür ausgegeben zu haben und dafür (und auch, um Annas Gastfamilie kennenzulernen) nach Norwegen geflogen zu sein; es hat sich alles sehr gelohnt. Aber speziell das Konzert hat meine Erwartungen weit übertroffen und mich am Ende wie einen kleinen hämisch grinsenden Jungen mit Schultüte zurückgelassen.
Am Sonntag ging es dann für uns ein weiteres Mal nach Oslo in die Stadt, da natüürlich auch einige von Annas norwegischen Freundinnen Interesse angemeldet hatten, sie zu sehen und auch den dazugehörigen, komischen Amandus kennenzulernen. Also wurde beschlossen, dass wir für ein kleines Picknick mit der Fähre nach Hovedøya fahren, also zu einer Insel im Oslofjord. Nach einigem Rumsitzen, die Sonne genießen und sich dabei unterhalten durchstreiften wir das Inselterritorium, besorgten uns ein Eis, latschten weiter umher und landeten letztlich an einem tollen Aussichtspunkt über den Oslofjord, die anderen Inseln und das wunderschöne Wetter, bevor wir die Fähre zurück zur Stadt nahmen. Dann trennten wir uns, und nachdem Anna und ich noch etwas auf einer Bank rumgeschimmelt hatten, fuhren auch wir wieder nach "Hause". Dort verbrachten wir noch einen netten letzten Abend mit Annas Gastfamilie, bevor wir uns ins Bett legten, um von dort aus an der Decke eine RIESEN-MONSTERSPINNE zu entdecken, die uns selbstverständlich BEINAH bei lebendigen Leibern vertilgt hätte (okay, sie war echt ziemlich groß)! Vegan, wie wir sind, haben wir es selbstverständlich nicht mit Feuer getötet (bevor es Eier legte), sondern behutsam in einen Karton mit Luftlöchern gesteckt und in den nächstbesten Streichelzoo gebracht.
Am Montagmorgen mussten wir dann früh hoch, um rechtzeitig auf der Matte zu stehen, von Annas Gastmutter und -vater verabschiedet zu werden und den Zug zum Flughafen zu nehmen. Der Rückflug war wegen des tollen Wetters noch schöner als der Hinflug, und besonders als wir uns Turku in Finnland näherten, konnten wir die Schäreninseln und Küsten unter uns sehen. In Helsinki angekommen verbrachten wir noch ein paar Stunden miteinander in der Sonne, bevor jeder seines OnniBusses ging, um wieder nach Hause zu fahren.
... und munter ging es wieder an die Arbeit! Es musste ja weiter geschnitten werden, auch wenn mich die paar Tage Pause gut davon abgelenkt hatten. Am Dienstag erfuhr ich, dass zumindest der Kurzfilm, für den die Schüler den Rest dank professioneller Planung ohne mich hatten aufnehmen können, von jemand anderem als mir geschnitten wurde. Erwartet hatte ich, dass ich das auch noch machen müsste. Am Mittwoch war es dann endlich soweit: Das Video war fertig. Zumindest die erste vollständige Version. Nachmittags war noch ein Grillfest-Dingenskirchens mit den Schülern geplant (von der Schule aus), und dafür machte ich noch eben ein bisschen Kichererbsenschlonze-Schokomousse.
Später am Abend war es dann so weit: Tobias und Rike, also mein Bruder und seine Freundin, wollten mich von Mittwochnacht bis Sonntagmorgen besuchen kommen. Ihr Flug sollte um 22 Uhr in Helsinki ankommen, und ich hatte ihnen einen Bus um 23:15 Uhr gebucht, mit dem sie nach Paimio kommen sollten. Leider hatte ich die Dauer der Zugstrecke, die sie zwischen Flughafen und Busbahnhof zurücklegen mussten, unterschätzt, und so verpassten sie den Bus. Da ich mir das Auto von Simo geliehen hatte, um sie ursprünglich von der Bushaltestelle in Paimio abzuholen, war es allerdings möglich, dass ich sie direkt aus Helsinki abholte; was ich dann auch tat. In Helsinki am Kamppi angekommen sah ich jedoch, dass sie noch jemanden im Schlepptau hatten: meine hinterhältige Freundin Louisa, die sich dachte, sie könne mich ja überraschen, indem sie auch herkäme. Das hat sie allerdings auch :D Wir fuhren also nach Paimio, kamen gesund und munter an, obwohl ich gefahren war, und verabschiedeten uns schnell in unsere Betten. Da ich vorher noch ein Zimmer für Rike und Tobias im anderen Schulflügel organisiert hatte, konnten die beiden dort schlafen und Louisa bei mir im Zimmer auf den harten Holzplanken, wie es sich für ungebetene Gäste gehört.
Am Donnerstag war ja Feiertag, den wir traditionell feierlich dazu nutzten, auszuschlafen, durch Paimio zu spazieren (ich führte sie durch die wichtigsten örtlichen Einrichtungen), einzukaufen, Lasagne für uns alle zu machen und auch zu reden und unter anderem Cricket im Garten zu spielen. Am Freitag war der letzte Schultag, und um 13 Uhr sollte die Verabschiedungszeremonie starten, bei der ich sowohl zwei Stücke auf dem Klavier vorspielen als auch meinen übrigens letztendlich 45 Minuten lang gewordenen "Kurz"-Film über den EFD in Finnland zeigen wollte. Der Film wurde als erster Programmpunkt gezeigt, und ich war überrascht zu glauben, dass es den Leuten im Publikum trotz der doch recht ausgedehnten Länge nicht langweilig wurde. Außerdem war es natürlich toll, dass viele Witze und lustige Ausschnitte auch als solche ankamen und viel gelacht wurde. Mich hat es vor allem gefreut, das Video fertiggestellt zu haben, endlich jemandem etwas präsentieren zu können und vor allem auch danach viel positives Feedback zu bekommen. Das restliche Programm bestand aus weiteren Liedern, Improvisations-Szenen, Reden und der Zeugnisübergabe am Ende. Alles in allem ne schöne, runde Sache.
Gegen 17 Uhr, nach etwa einer Stunde Pause, sollte es für die Schüler und uns aber schon weitergehen. Die Schüler hatten für das Wochenende eine Hütte gemietet, um nochmal gemeinsam Zeit verbringen zu können, bevor sie sich verabschieden würden. An diesem Event nahmen wir auch teil, wenn auch nur für die erste Nacht, da meine Gäste am Sonntagmorgen um 4:25 Uhr wieder den Bus von Paimio nach Helsinki nehmen mussten, um wieder zurückzufliegen. Wie auch immer, wir fuhren also zusammen mit Anni zur Hütte, nachdem wir noch einiges eingekauft und natüüürlich auch noch einen Zwischenstop bei Hesburger eingelegt hatten. Dort angekommen verbrachten wir den Abend damit, Musik zu hören, uns zu unterhalten, zu grillen, zu essen und dabei Spaß zu haben, fand ich zumindest. :) Irgendwann gegen 3 mussten wir uns leider "schon" ins Bett legen, da wir um 7 Uhr morgens wieder mit Anni fahren mussten... Sie war die Einzige, die uns am Samstag aus der Pampa, in der sich die Hütte befand, wegbringen konnte, da sie selbst am Samstag in Naantali arbeiten musste. Also brachte sie uns nach Naantali, zur Moomin-Insel, auf der sie arbeitet. Der Plan war, einige Zeit in Naantali zu verbringen, was wir auch taten. Aus Mangel an Beschäftigung und offenen Geschäften (aufgrund der Uhrzeit) machten wir uns allerdings ziemlich bald mit dem Bus auf nach Turku.
In Turku angekommen zeigte ich Tobias, Rike und Louisa ein wenig von der Innenstadt, die wichtigsten Einkaufszentren, die Bibliothek und die Kauppahalli (glaube ich). Irgendwann gingen wir im Hansa bei Fafa's essen, was natürlich mal wieder echt lecker war. Außerdem saßen/lagen wir noch ein bisschen am Aurajoki rum und entspannten. Gegen frühen Nachmittag nahmen wir den Bus nach Paimio, um dort meinen Koffer zu packen, abends Süßkartoffelsuppe zu kochen und Youtube-Videos anzugucken . Mit "meinem Koffer" hat es folgendes auf sich: Da ich so viel Kram hier in Finnland angehäuft habe; teilweise zugeschickt bekommen habe, teils auch selbst gekauft habe und so weiter, habe ich irgendwann bemerkt gehabt, dass es eine schwierige, um nicht zu sagen unmögliche Sache wird, das alles allein wieder nach Deutschland zu bringen. Deshalb hatte mein Bruder einen leeren Koffer mitgebracht, den wir dann hier mit unglaublich vielen meiner Sachen füllten, damit ich den Rest für meinen Rückflug in meinen Koffer und meinen Tramping-Rucksack kriege. Das hat nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten wegen der Größe des Koffers auch relativ gut gekappt, letztlich nahmen alle meiner netten Gäste auch noch etwas im Handgepäck mit, damit ich so viel wie möglich schon an diesem Punkt loswerden konnte. Hintergrundgedanke war, dass ich danach kaum etwas mehr als eine Woche tatsächlich in Paimio verbringen würde, da ich einige Tage über Annas Geburtstag in Kuopio war (folgt) und letztlich ab Montag, dem 12.06. wieder in Kuopio sein wollte/will, damit Anna und ich uns am 16. auf den Weg unseres Lappland-Roadtrips machen können. Dementsprechend brauchte ich viele Dinge für diese letzte Zeit gar nicht mehr, abgesehen natürlich von den Dingen fürs Campen und so weiter in Lappland.
Wie auch immer, als alles erledigt war und der Abend "vorbei", legten wir uns mal wieder für ein paar drei bis vier Stündchen in die Heia, um kurz nach 3 Uhr wieder frisch und munter vom Wecker geweckt zu werden. Ich brachte die drei gegen 4 Uhr zum Taxistand und verabschiedete sie für ihre Heimreise. Ihr Besuch hat mich wirklich ungemein gefreut und viel Spaß gemacht! :)
Nachdem ich mich noch etwas ausgeschlafen hatte, korrigierte ich noch ein allerletztes Mal einige Dinge an der Broschüre, um sie dann endlich Piia für den Druck zu schicken (inzwischen ist sie glaube ich schon gedruckt). Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mich um das Geburtstagsgeschenk für Anna zu kümmern und eine erste Ladung Sachen für die Lapplandreise zu packen. So viele organisatorische Meisterleistungen in letzter Zeit: Der Plan war, dass ich erst zu Annas Geburtstag im Tramping-Rucksack Zelt, Schlafsack, Isomatte, Alumatte und alles weitere fürs Campen Notwendige mitbringe, den Rucksack dann wieder mit zurück nach Paimio nehme, damit ich wenn ich jetzt das letzte Mal zu ihr fahre, mein restliches Essen und alles andere Nötige mitnehmen kann. Ist euch zu hoch? Nicht so schlimm.
Am Montag, den 29.05. fuhr ich von Paimio aus dann wieder mal um 5 Uhr morgens mit dem Bus nach Turku, um von dort aus um 6:20 Uhr den Onnibus nach Kuopio zu nehmen. Die folgenden Tage verbrachte ich mit Anna damit, am (nicht mehr zugefrorenen!) See spazieren zu gehen, zu reden, in die Schule zu gehen und ihre Arbeit zu begutachten, Pizza zu machen, einen Film halb zu gucken, am Mittwoch endlich mal wieder normal auszuschlafen, noch mehr spazieren zu gehen, als Geburtstagsnettigkeiten Kichererbsenschlonzenschokomousse und Kuchen und zum Abendbrot eine superleckere Gemüsepfanne mit Tofu, Kartoffelecken und einem Dip zu machen. Die Tage waren toll und entspannend, aber natürlich mal wieder schnell vorbei - am Donnerstag fuhr ich wieder mit dem Bus zurück nach Paimio.
In Paimio wartete vorerst ausnahmsweise nichts auf mich. Eigentlich war für die folgende Woche ein Sommercamp von Anu und Saana geplant, bei dem wir hätten mithelfen sollen, aber so wie schon unser Wintercamp musste auch dieses wegen zu weniger Anmeldungen abgesagt werden. Zwar irgendwie schade, aber wir bekamen immerhin das Gefühl, dass der Misserfolg unseres Wintercamps nicht ausschließlich unsere Schuld war. Und: Wie sich herausstellte, hielt auch der YouthPass noch einiges an Arbeit für mich bereit. Damit fing ich am Wochenende dann auch schon an. Ich überflog meinen Blog, meine Notizen zum YouthPass und studierte die Beschreibungen der Schlüsselkompetenzen, anhand derer wir Freiwilligen unseren Lernerfolg beschreiben und reflektieren sollten.
Und so schrieb ich und schrieb ich, machte zwischendurch hin und wieder mal Essen und ging raus, um frische Luft zu schnappen, und schrieb weiter.
Am Montag, den 05.06. feierte außerdem Vici ihren Geburtstag, für den ich ihr half, (vegetarische) Flammkuchen zu machen (mit einer veganen Variante für mich). Abends saßen wir dann mit Liisa (mit der wir letztes Jahr donnerstags im Altenheim singen gegangen sind), Lotta, Anni und Marianna am Tisch, aßen und spielten später noch Tok, Vicis Hardcore-Version von "Mensch, ärger dich nicht". Am Mittwoch bereitete ich mich hauptsächlich auf mein Bewerbungsgespräch beim VEBU vor, das am Donnerstag um 12 Uhr per Skype stattfinden sollte. Gegen Abend hatten Vici und ich uns aber noch vorgenommen, mit dem Fahrrad nach Meltola zu fahren, ein kleines Dorf etwa 8km von Paimio entfernt, an dem man bis ans Meer kommt. Das taten wir dann auch, und auch wenn es ziemlich anstrengend war, hat es Spaß gemacht und wir hatten einen tollen Ausblick :)
Am Donnerstag fand nun also das Bewerbungsgespräch statt, und ich saß schon über eine Stunde vor dem festgelegten Termin vor meinem Laptop bereit und fragte mich, was ich mit meinem Leben anstellen sollte. Naja. Irgendwann war die Stunde rum und es ging tatsächlich los. Huaaah! Kurze Zusammenfassung: Es war eigentlich ganz witzig, ich wurde von zwei netten jungen Frauen interviewt, die ziemlich entspannt waren und einige Male gelacht haben (was ich irgendwie auch während des ganzen Gespräches tat). Letztlich gar nicht mal so schlimm, auch wenn sie über eine Stunde redeten und es ziemlich ungewohnt war, so lange von jemandem ausgefragt zu werden. Am Donnerstagabend flog dann die Mail ein, die mich darüber informierte, dass ich Anfang Juli in Berlin zum Probetag eingeladen bin - darauf freu ich mich schon! Den Rest des Donnerstages verwendete ich dafür, den YouthPass endgültig fertig zu machen, damit ich ihn am Freitagmorgen von Piia ausdrucken lassen konnte. Außerdem kochte ich mit Vici vegane Bolognese für uns und ihren Besuch, also ihren Vater und ihre beiden Schwestern, die am Abend in Turku ankamen. Dann machte ich eine Packliste für Lappland und einige andere Dinge, bevor ich abends mit Vici und ihrem Besuch Abendbrot aß. War eine nette Runde :)
Am Samstag wurde es dann etwas tricky: In Wirklichkeit musste ich mich echt ranhalten, mein Bad zu putzen, Essensschränke schon mal auszuräumen, für Lappland zu packen und so weiter. Anna stellte ich das Ganze aber ein kleeeeiin bisschen verzögert da, da sie glauben sollte, dass ich erst am Montag zu ihr kommen würde. Da ich aber schnell war und alles schon am Samstag erledigt und gepackt hatte, konnte ich mich am Sonntagmorgen aufmachen - und lostrampen in Richtung Kuopio.
Wie sich herausstellte, war ich etwas sehr „morgens“ dran, ich verabschiedete Vici und ihre Menschen um 9 Uhr und lief etwa 15 Minuten lang bis zum nördlichen Ortsausgang Paimios. Dort stand ich dann, und wartete munter vor mich hin; nicht etwa, weil niemand anhielt, sondern weil praktisch keine Autos fuhren. Anfangs war es vielleicht ein Auto pro Minute, oder pro zwei Minuten. Und die hielten natürlich auch nicht an. Wie auch immer, nach etwa 1,5 Stunden des tapferen Rumstehens (dank der Sonne und den geradezu sommerlichen Temperaturen in letzter Zeit war es gar nicht mal so schlimm) hielt dann doch jemand an: Eine Lehrerin, die ich bei einer Veranstaltung in der Vistan Koulu kennengelernt hatte. Sie wollte eigentlich nur zwei Kilometer weit mit ihrem Mann zum Schwimmengehen fahren, fuhr mich dann aber doch etwa zehn Kilometer bis zur großen Landstraße zwischen Turku und Hämeenlinna! Freundlich, freundlich :) An der Landstraße wartete ich nicht lange, und erwischte dann den nächsten Lift, der mich fast 150 km weit bis nach Tampere brachte, und auch dieser fuhr am Ende extra ein Stück weit in meine gewünschte Richtung, um mich an einer guten Raststätte abzusetzen. Dort angekommen, füllte ich mein Wasser auf, pinselte ein „Jyväskylä“-Schild, wartete gerade mal 20 Minuten und wurde an der gut frequentierten Raststätte schon wieder von einer netten Frau mitgenommen, weitere 150 km bis nach Jyväskylä. Mit ihr unterhielt ich mich halb Finnisch, halb Englisch, und auch sie brachte mich, anstatt mich einfach mitten in Jyväskylä abzusetzen, wieder aus der Stadt raus in Richtung Kuopio. Dort regnete es, aber der Sonntag war (bis auf den holprige Start) echt mein Tag: Ich wartete kaum fünf Minuten, bevor wieder eine junge Frau anhielt, die nicht nur die nächsten 150 km bis nach Kuopio fuhr, sondern mich auch noch bis direkt zu Anna nach Hause brachte. So wird’s gemacht! Ende der Geschichte: Anna war überrascht, ich fand es lustig, alle sind glücklich :)
Nun bin ich seit Sonntagnachmittag bei Anna, und verbringe noch ein paar Tage mit ihr in Kuopio, bevor wir uns am Freitag auf den Weg nach Oulu machen. Gestern, am Montag, sind wir in die Stadt gefahren, damit Anna für ihre Aufnahmeprüfungen fürs Studium Klavierspielen kann und um einzukaufen; außerdem sind wir mal wieder durch die Gegend spaziert und haben das tatsächlich auch in flüssiger Form existente Wasser der Seen und die Abendsonne bewundert, eine von Annas Finnischen Freundinnen/Bekannten verabschiedet und Spaghetti mit Sojabolognese gekocht.
Heute haben wir dann erstmal unsere Basis gechillt UND ein fancy-krasses 16x16-Sudoku gelöst. Und kochen gerade Kokosmilchreis mit Früchten. Also Anna kocht.
In den nächsten Tagen wird dann weiter Klavier geübt, die Lapplandausstattung erweitert, ins Kino gegangen, gepackt und so weiter und so fort. Freitagmorgen geht’s los, mit dem Zug nach Oulu. Dann sind wir in Lappland, und es wird voraussichtlich erstmal keinen Blogeintrag geben :( Vielleicht werde ich dann aber der Vollständigkeit halber und für alle, die nicht meine unmittelbaren Freunde und Bekannte zu Hause sind, noch einen aaaaallerletzten Blogeintrag über die nächsten zwei Wochen und meine Heimreise schreiben. Wir werden sehen. Bis dahin wünsch ich euch allen einen spritzigen Sommer, eine fröhliche Eiersuche und frohe Weihnachten. Hoffentlich sehen wir uns!