Der ganz normale Alltag
Ein Drittel von evil_evas Zeit als Europäische Freiwillige ist vorbei: „Einerseits kommt es mir vor, als wäre ich gestern erst angekommen, andererseits ist unglaublich viel passiert, seit ich hier bin.“
Ich kann kaum glauben, dass schon ein Drittel meiner Zeit hier in Litauen vorbei ist! Einerseits kommt es mir vor, als wäre ich gestern erst angekommen, andererseits ist unglaublich viel passiert, seit ich hier bin und besonders meine Sprachkenntnisse sind einfach nicht mit meinen ersten Wochen vergleichbar.
Inzwischen spreche ich mit den meisten Leuten in meinem Projekt nur noch Litauisch und frage eigentlich nur nach einzelnen Wörtern auf Deutsch oder Englisch. Mit dem Verstehen klappt es auch immer besser, aber wenn die Litauer untereinander sprechen, verstehe ich immer noch höchstens bruchstückweise, worum es geht. Dafür kann ich mich mit meinen Kids inzwischen relativ gut verständigen, auch wenn die Meisten immer noch nicht verstanden haben, dass sie mit mir wie mit einem Kleinkind sprechen müssen: langsam, deutlich und mit einfachen Wörtern.
Immerhin reicht mein Litauisch schon aus, um alleine Spiele erklären zu können, was ich mir eigentlich gar nicht zugetraut hätte, aber meine Übersetzungshilfe ist irgendwohin abgehauen. Und ich habe zwei Englischunterrichtsstunden mit den kleineren Kids hinter mir! Die erste Stunde war echt super, weil die Kids alle supermotiviert sind und deswegen auch toll mitgemacht haben. Bei der zweiten Stunde sind dann allerdings ständig Kinder dazu gekommen - das ist ein Problem im Tageszentrum: die Kinder kommen und gehen mehr oder weniger wann sie wollen, auch wenn sie dann Ärger kriegen - bis es viel zu viele waren. Und mit meinen beschränkten Sprachkenntnissen fällt es mir ziemlich schwer, so eine große Gruppe von Kindern ruhig zu halten und gleichzeitig zu unterrichten. Außerdem will ich auch nicht wirklich autoritär sein, weil das ganze ja genauso viel Spaß wie Unterricht sein soll. Immerhin habe ich jetzt den Eindruck, mich jede Woche mehr ins Projekt einbringen zu können! Und wenn es richtig warm ist, werden wir sowieso viel Zeit draußen verbringen. Am See! Sonne, Strand, Lagerfeuer,...
Das Wetter hier hat sich inzwischen ziemlich gebessert: am Wochenende war es um die 15 Grad Celsius warm, bei Sonnenschein und blauem Himmel – wir haben uns in den Park gesetzt, Eis gegessen und den Frühling genossen.
Ansonsten hat am Wochenende Firat, ein Freiwilliger aus der Türkei, der wegen Visumsproblemen nur zwei Monate bleiben kann, seinen Abschied gefeiert. Wir waren am Freitagabend mit ziemlich vielen Leuten was trinken und am Samstag haben wir dann bei Firat zuhause international gekocht: mexikanisch, türkisch und spanisch. Waren eigentlich den ganzen Nachmittag entweder am Kochen oder am Essen und sind dann abends nochmal in die Stadt gefahren, um zu feiern.
Am Sonntag war das schönste Wetter, das ich erlebt habe, seit ich hier bin. Wir sind nach Kernave, eine der drei ehemaligen Hauptstädte Litauens gefahren (das Land hat eine ziemlich bewegte Geschichte). Eigentlich ist Kernave nur ein Dorf, aber es gibt noch einige Denkmäler und auch ein Museum, in dem wir allerdings nicht waren.
Nachdem wir ein bisschen rumgelaufen sind, waren wir auf den Hügeln hinter der Kirche, die zu Verteidigungszwecken aufgeworfen wurden, in Litauen gibt es keine echten Berge, und haben die Aussicht genossen. Obwohl die Natur immer noch mehr braun als grün ist und alle sagen, wie schön es doch im Sommer ist, bin ich jetzt schon total begeistert von der schneelosen Landschaft! Leider bedeutet das warme Wetter auch, dass sich jetzt schon die ersten Moskitos bemerkbar machen...
Bei einem Spaziergang an den Fluss haben wir dann auch noch ein paar Leute kennen gelernt, die übers Wochenende auf einem internationalen Seminar in Vilnius gewesen waren. Mit ihnen sind wir dann auch zurückgefahren: Zu Zwölft im VW-Bus.
Und an alle musikinteressierten: Vorletztes Wochenende war ich auf einem Konzert von Spichki, einer richtig guten russischen Reggaeband! Also falls ihr mal Lust auf was Neues habt...
Diese Woche ist es bei mir im Projekt ziemlich leer: die Kinder haben Ferien und viele von ihnen sind mit ihrer Familie aufs Land gefahren. Das ist hier in Litauen die übliche Ferienbeschäftigung, auch wenn die Leute lieber in der Stadt wohnen und arbeiten. Dafür haben wir heute den Park vor unserem Zentrum auf Vordermann gebracht: das ganze alte Laub und abgefaulte Gras weggeräumt. Langsam ahnt man, wie das ganze im Sommer mal aussehen wird.
Hier noch zwei Impressionen:
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