Der Ernst des Lebens hat begonnen!
Henderson hat ihre erste Arbeitswoche hinter sich. Sie berichtet über die Aktivitäten, die zu planen waren und darüber, dass der Alltag in englischen Kindergärten so ganz anders ist als in Deutschland.
Die erste Arbeitswoche ist vorüber. Zumindest fast. Denn obwohl heute Samstag ist, haben wir noch ein kleines Programm zu absolvieren. Da es sich aber dabei um das Ausprobieren einer Sportstunde geht, ist das nicht so dramatisch.
Wir haben es letztes Wochenende endlich geschafft einen Stundenplan für das Youthcenter zu entwerfen. Es war verdammt schwer alle unsere Ideen unterzubringen. Umsetzbar nur, wenn wir die Sporthalle, die wir bis dahin aber nur von außen gesehen haben, wieder aufrichten können.
Am Montag haben wir dann endlich nach viel Hin und Her den Schlüssel für die Sporthalle bekommen. Die sah von innen nur halb so schlimm aus wie von außen. Sie ist zwar natürlich richtig dreckig und muss mal richtig geputzt werden, aber es gibt sogar noch ein paar Matten und 2 Bänke. Die Sachen müssen zwar alle ein wenig repariert werden, aber sie sehen nicht so schlimm aus. Auf jeden Fall können wir sie benutzen und unseren Plan umsetzten.
Deshalb wurde auch erstmal geputzt und geräumt. Am Abend sah sie dann wirklich benutzbar aus. Es wäre natürlich genial, die noch richtig restaurieren zu können, aber das steht noch eher in den Sternen.
Dienstags ging es dann morgens in den Kindergarten. Mia und ich haben uns ein schönes Projekt überlegt. Wir wollen mit den Kindern auf einem großen weißen Papier mit farbigen Papierstücken einen Baum kleben. In dem sollen dann die Handabdrücke und Fotos der Kinder. Damit haben wir dann auch gleich angefangen. Also am Dienstag erstmal nur mit den Handabdrücken, aber in den nächsten Tagen sollten weitere taten folgen. Am Donnerstag war der Baum dann schon fast fertig. Die Erzieherin wird ihn dann wohl am Freitag, oder Montag fertig machen. Ich geh erst Dienstag wieder hin. Dann werde ich mir das Ergebnis mal angucken. Aber ich glaube, dass er echt gut geworden ist.
Zumindest ist es mal eine Abwechslung in dem Kindergartenalltag. Der unterscheidet sich komplett von dem in Deutschland. Ich war echt geschockt, als ich gesehen habe, was die da so machen. Da wird nicht gespielt, da wird richtig gelernt. Die Kinder dürfen sich in einer Reihe aufstellen und Fragen zu Geschichten beantworten. Gemalt wird eigentlich nur in vorgegebenen Formen. Sie bekommen ein Bild von einer Birne und müssen das dann möglichst genau ausmalen. Dabei dürfen sie sich nicht mal die Farbe aussuchen, sondern müssen sich die Farbe raussuchen, die die Erzieher ihnen sagt.
Gespielt wird eigentlich nur kurz vor dem Frühstück und bei kurzen Pausen zwischen den aufgaben. Das erscheint mir alles nicht so richtig an das alter angepasst. Vor allem wenn man bedenkt, dass in der Gruppe in der ich im Moment verweile noch Zweijährige dabei sind. Ich finde, dass man sie in dem Alter noch ein wenig mehr spielen lassen sollte. Sie sollten einfach mehr Freiheiten bekommen, um selber herauszufinden, was sie mögen und was nicht. Aber das ist dort nicht angesagt. Dort wird alles vorgegeben und so muss das gemacht werden. Ich finde das richtig schade. Ich hoffe darauf, dass ich mit meiner Anwesendheit und meinen Projekten ein wenig Abwechslung reinbringen kann.
Ansonsten ist das für mich natürlich perfekt. Durch die Geschichten, mit denen sie richtig rumänisch lernen sollen, lerne ich natürlich auch.
Nachmittags sah mein Programm anders aus. An einem Tag durfte die englische Freiwillige ihre Taekwondo-Stunde an mir ausprobieren und am anderen Tag hab ich ihr geholfen, sie auch durchzuführen. Die Stunde war für die Kleineren gedacht und recht anstrengend. Wenn man nicht ein wenig aufpasst, hauen sich die da echt die Fressen ein. Aber nicht nur auf die Kleinen muss man aufpassen, sondern auch auf die Älteren, die wohl nicht ertragen können, dass man auch was mit den Jüngeren macht. So kam ein Jugendlicher auf die geniale Idee den neuen Feuerlöscher mal in der Halle auszuprobieren zu müssen. Das führte natürlich zu einigem Staubaufkommen, durch die die Stunde kurzzeitig unterbrochen werden musste. So was ist echt nicht fair den Kleinen gegenüber. Aber so was werden wir ihnen noch beibringen müssen. Genauso wie, dass solche Handlungen Konsequenzen haben. Aber das wird schon noch werden.
Ansonsten gab es noch zwei andere Aktivitäten. Zum einen durfte ich eine Deutschstunde geben. Zu der sind aber nur mein Projektkoodinator Raul und die Englische Freiwillige Berta gekommen. War uns eigentlich klar, aber Raul bestand darauf, dass wir die machen. Er will unbedingt richtig deutsch lernen. Kann ich auch irgendwie verstehen, wenn ich es mit drei deutschen Freiwilligen zu tun bekomme. Na ja, dadurch darf ich jetzt Deutsch unterrichten. Ist jetzt zwar nicht gerade mein Paradepferd, aber das wird schon werden. Vielleicht komm ich dadurch endlich mal hinter die Tiefgründigkeiten der deutschen Grammatik. Ich bin schon froh, dass ich nur Deutsch unterrichten muss und wohl nicht auch noch Englisch. Denn das wäre bei meinen Englischkenntnissen nicht unbedingt so erfolgreich. Natürlich werden sie immer besser, aber richtig genial sind sie immer noch nicht.
Unsere letzte Aktivität war dann noch eine Kinderturngruppe. Zu der ist aber keiner gekommen, sodass sie eher in eine Turnhallenreinigungsaktion umgewandelt wurde.
Insgesamt hatte ich also endlich mal richtig viel zu tun. Wir werden aber sowieso mehr arbeiten, als unsere eigentlich vorgesehenen 30 Stunden. Die habe ich jetzt schon fast so nur mit den Aktivitäten. Die müssen aber auch noch vorbereitet werden. Das wird sich aber bestimmt einrichten, sodass am Ende alle zufrieden sind. Zumindest hoffe ich das…
Ansonsten ging es gestern mal wieder spontan abends noch mal nach Arad um ein Bierchen zu trinken. Leider war Freitag und hier hat freitags kaum etwas auf. Hier muss man wirklich entweder mittwochs, oder Samstag ausgehen. Auch das ist eine kleine Umstellung. Nicht nur, dass man im Moment immer auf Raul angewiesen ist, weil er ein Auto hat, nein man kann auch noch nur an bestimmten Tagen richtig feiern gehen…
Trotzdem sind wir erst so um vier Uhr morgens wiedergekommen. Also noch genug Zeit zum schlafen, um am Abend wieder fit zu sein um dann richtig ausgehen zu können.