Der Brexit - eine Aussicht und ein Blick auf die Jugendlichen in Irland
Der Brexit ist ein hochaktuelles Thema. Aber wie sieht die Situation in Irland aus? Und was denken die Jugendlichen darüber?
Fast drei Jahre ist es her, seitdem die Mehrheit der Bevölkerung Großbritanniens für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt hat. Nun sollte der rechtskräftige Austritt des Vereinigten Königreichs am 29. März 2019 geschehen. Wie schon in den letzten Wochen leicht angedeutet wurde, wurde dieser Termin nun mindestens bis zum 12. April 2019 verschoben und es scheint, dass weiterhin wenig Einigkeit im britischen Parlament herrscht. Besonders Irland, welches eine Art offene Grenze zu Großbritannien hat, befürchtet, viele Schwierigkeiten im Handel und sonstigen Abläufen des Warenübergangs nach Großbritannien zu bekommen, falls es einen harten Brexit mit einer festen Grenze zu Irland gäbe.
Eine Reise von der Hauptstadt Irlands nach Belfast.
Ich habe mich am 20.02.2019 auf eine Reise von der Hauptstadt des eigenständigen Staates Republik Irland zur Hauptstadt Nordirlands Belfast, das Teil des Vereinigten Königreichs ist, begeben. Es war ganz einfach. Ich stieg in Dublin in einen Bus, der direkt nach Belfast fuhr. Dort bezahlte man entweder in Pfund oder Euro. Danach ging die gut zwei stündige Fahrt los und immer hielt ich nach der vielleicht schon bestehenden Grenze Ausschau, jedoch habe ich nichts derlei gefunden. Das einzige, das auffiel, war, das sich die Straßenschilderfarben leicht änderten. Auch in Belfast gibt es kaum Unterschiede und alles scheint sehr offen zwischen den Beiden Ländern abzulaufen. Dies ist auch mit der Historik der Insel Irlands zu erklären, denn Irland trennte sich erst 1921 von seinem nördlichen Teil Nordirland.
In Nordirland selbst, genauer gesagt in Belfast, fragte ich einige der jüngeren Leute, was sie denn von dem Brexit hielten. Oftmals meinten sie: „-Ich habe eigentlich keine großen Befürchtungen und denke, dass es auf keinen Fall zu einer harten Grenze mit Irland kommen wird, da die Menschen, welche nah an der Grenze wohnen, sich schon seit jeher eingesetzt haben, dass es eine offene Grenze bleibt“
Dazu gibt es jedoch zu sagen, dass bei der Wahl 2016 in Nordirland selbst die Wahlbeteiligung mit 62,7 % am geringsten von allen Landesteilen Großbritanniens war und es stimmten auch 44,2 % für einen Austritt aus der EU. Das zeigt auch, dass die Region fast genauso gespalten ist, wie der Rest des Landes, obwohl es im Gegensatz zu ganz Großbritannien in Nordirland zu einem Verbleib in der Europäischen Union gekommen wäre.
Die Sicht der Irländer
Irland selbst, so scheint es, braucht Nordirland eigentlich nicht dringend. 2016 zum Beispiel ging nur 1 % der Exporte Irlands in den Norden. Im Gegensatz ist Nordirland stark abhängig von der Republik und profitiert natürlich von einer offenen Grenze und kann starke Schwierigkeiten bekommen, wenn es eine harte Grenze, eine „hard border“, gibt. Denn 2016 gingen ganze 30 % der Exporte Nordirlands in die Republik. Davon bestehen über 75 % aus Exporten von mittelständigen Unternehmen Nordirlands.
Jedoch gibt es natürlich auch auf der Seite Irlands viele, für die der tägliche „Grenzübertritt“ normal ist, denn Nordirland ist im Industrialisierungsgrad weit vor der Republik. Diese Arbeit, der die Iren nachgehen wäre selbstverständlich mit einer harten Grenze viel schwieriger zu erledigen. Vielleicht gäbe es sogar viele Umzüge in grenznahen Regionen, da sich der alltägliche, dann reale Grenzübertritt nicht lohnt.
Nun aber zu einer Meinungsübersicht der Irischen Jugend über den Brexit. Die irische Jugend ist im Großteil sehr positiv auf die Europäische Union zu sprechen. Viele Jugendliche erklären mir, dass sie durch die EU viel größere Chancen hätten sich später weiterzubilden und eine gute Arbeit zu finden. Außerdem sprechen sie die europäische Gemeinschaft an und, dass es sehr schön ist, immer wieder auf europäische Freiwillige zu treffen, von denen es in Irland sehr viele gibt. Nicht nur die Freiwilligen des Europäischen Solidaritätskorps oder des Erasmus Programms treffen sie an, sondern auch viele von anderen Programmen und anderen Workaway Organisationen. Sie verstehen generell das ganze Chaos um den Austritt Großbritanniens nicht und wundern sich nur über die Abstimmung für einen Austritt.
Jedoch gilt auch hier zu sagen, dass die Mehrheit der Jugendlichen in Großbritannien vielleicht für einen Verbleib in der EU gestimmt hätte. Vielleicht ist es aber doch gerade die Jugend, die einen Austritt erst ermöglicht hat, durch die Nichtpartizipation an den Wahlen? Ist es nicht in unserer heutigen Zeit so, dass sich die Mehrheit der Jugendlichen nicht für die Politik interessiert?
Ein Appell an die Jugendlichen in allen Ländern Europas und auch der restlichen Welt sollte sein, dass wir uns nicht die Zukunft von der alten Generation gestalten lassen sollten, sondern lieber aktiv an der Politik mitzuarbeiten.
Gerade in Irland aber, wo auch die mittlere Generation mit ungefähr 30 Jahren immer noch den Zustand des Landes vor dem Eintritt in die EU beklagt, herrscht ein sehr positives Bild von der Europäischen Union. Mir wird von einigen Personen um die 30 Jahre erzählt, dass das Land vor dem EU-Eintritt stark rückständig war und erst durch den Eintritt seien mit der Hilfe der EU Straßen, Universitäten und mehr Schulen gebaut worden. Unter Anderem gibt es auch heute noch vielerorts kostenlose Englischkurse für alle Bewohner des Ortes, da früher oft nur irisch gesprochen wurde aber auch mit dem EU-Eintritt viele Auswanderer aus anderen Ländern nach Irland gekommen sind. So zeigt sich heute ein sehr internationales aufgeschlossenes Bild von Irland. Dies sah vor einigen Jahren noch ganz anders aus, als das Land streng katholisch war und vielerorts stark unterentwickelt war. Das alles hat sich aber, wie schon gesagt durch die EU, die geholfen hat, geändert und dafür sind die Iren der EU bis heute dankbar.
Lasst uns nun doch als Jugend und junge Europäer aktiv in der Politik mitwirken und aktiv an Wahlen teilnehmen, sodass wir unsere Zukunft selbst gestalten können! Lasst uns positiv auf die EU und die Gemeinschaft, die entsteht schauen, denn durch die EU wurde in der Vergangenheit und wird auch noch heute so manch eines Leben verändert und verbessert! Sich nach Wahlen oder nach Machtwechseln zu beschweren, ohne, dass man mit gewählt oder an Aktionen für Gerechtigkeit und für das, was man will, teilgenommen hat, das bringt nichts, das sehen wir alle!
Lasst uns alle uns für das Einsetzen, das wir wollen, und aktiv unser Leben gestalten!
Quellen:
Neue Zürcher Zeitung, Der Weg zum Brexit (27.03.2019), zuletzt aufgerufen am 29.03.2019.
irishtimes.com, Report reveals extent of North`s dependence on trade with the Republic, last visited 07.03.2019 www.zeit.de, So haben die Briten abgestimmt (24.06.2016), zuletzt aufgerufen 29.03.2019.