Der 6. Juni 1944 in der Normandie
Am 6. Juni 1944 landen die Alliierten an der Nordküste Frankreichs. Nur wenige Tage später sind die ersten von den deutschen besetzten Orte durch die Alliierten befreit. Zigtausende verlieren in den folgenden Tagen ihr Leben. Wie eine Zeitreise fühlt sich ein Besuch den kleinen Orte in der Normandie an.
Mein Magen zieht sich zusammen, als ich den Türrahmen anschaue. Ein unangenehmes Gefühl der Beklemmung und Bedrückung. Gleichzeitig aber auch Faszination. Der Rahmen, vor der ich stehe, ist der einer gewaltigen Stahltür eines deutschen Bunkers aus dem zweiten Weltkrieg in der Normandie. Die Beschreibung daneben erzählt die Geschichte der Soldaten, die mit Sprengsätzen versuchten die Tür einzubrechen, hinter der sie 53 deutsche Soldaten fanden, die keine andere Wahl mehr hatten, als zu kapitulieren. Der Stahl ist verformt. Es ist nicht schwer sich die Situation in echt vorzustellen.
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Gut 200.000 Deutsche und mehr als 70.000 Soldaten der Alliierten verlieren in der Normandie bis zur Eroberung von Paris ihr Leben. An die vielen Opfer erinnern die Denkmäler und Friedhöfe an der Küste und im Umland. Am beeindruckendsten ist der amerikanische Soldatenfriedhof, auf dem auf einer Fläche von 70 Hektar ca. 10.000 amerikanische Soldaten die letzte Ruhe finden. Jedes Marmorkreuz und jeder Davidstern erinnert an einen gefallenen Soldaten.
„These endured and gave all that justice among nations might prevail and that mankind might enjoy freedom and inherit peace“ ist in die Kapelle in der Mitte des Friedhofes eingraviert. Ein Memo an alle Menschen, Frieden auf der Welt zu schaffen und das Furchtbare Töten und Kriege zu unterlassen.
Im Gegensatz dazu wirken die deutschen Soldatenfriedhöfe fast nüchtern. Auf dem Soldatenfriedhof Bourdon, der deutlich kleiner ist, finden über 22.000 Soldaten ihre letzte Ruhe.
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Die Küste der Normandie ist übersäht von Monumenten, Denkmälern und Museen, die an die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 erinnern. Alte Bunker, Kanonen und Reste des provisorischen Hafens von Arromanches-les-Bains machen die Geschichte lebendig.
70 Jahre ist der 2. Weltkrieg her. Hier aber, fühlt er sich so real an, wie es das beste Geschichtsbuch nicht widergeben könnte. Wie ein riesiges Freilichtmuseum erscheint die Region, die an sich ein malerisches Fleckchen Erde ist. Doch der Krieg ist hier so allgegenwärtig, dass man nie ohne einen Gedanken daran die Ruhe und die Schönheit einfach genießen kann. Aber die Erinnerung an den Krieg ist gut. Denn vergessen werden darf er nie. Die Ruhe, die die kleinen Orte nun umhüllt und die Allgegenwärtigkeit des Krieges, macht die Bedeutung des Friedens umso deutlicher. Die Erinnerungen lassen den Frieden, den es derzeit (noch?) in Europa gibt, umso mehr wertschätzen.
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