Delfine in der Ostsee
Dolphinwatching an der Ostsee. Wo das möglich ist? Im Hafen von Flensburg.
Im Dezember letzten Jahres waren sie noch an der Ostküste Schwedens unterwegs, später wurden sie in Wismar gesichtet, dann in der Lübecker Bucht und jetzt sind sie in der Flensburger Förde: Selfie und Delfie. Ihre Namen hatten die beiden bereits von Fans in Schweden erhalten. Seit dem siebten Februar sind die großem Tümmler jetzt Flensburgs größte Attraktion und haben auch überregional Berühmtheit erlangt.
Filme wie „Flipper“ trugen dazu bei, dass große Tümmler heute die wohl bekannteste Delfinart sind. Tiere dieser Art gelten als äußerst intelligent und sozial. Wegen ihrer Neugierde und Verspieltheit sind sie auch an der Wasseroberfläche sehr aktiv. Delfine dieser Art sind weit verbreitet. Sie leben in Bereichen der Küsten und Kontinentalschelfs, sowie in den meisten Halb und Binnenmeeren. Da die Ostsee nicht ihr natürlicher Lebensraum ist vermuteten viele, dass sich die beiden wohlmöglich in der Meeresbucht verirrt hätten. Dies ist jedoch nicht der Fall. Zwar ist es ein besonders seltenes Phänomen, dass sich große Tümmler in der Ostsee aufhalten doch besorgniserregend ist es nicht.
Nachdem Flensburger Angler die Delfine vor drei Wochen entdeckten haben Selfie und Delfie eine wachsende Fangemeinde. Der Ausflugsdampfer „Möwe“ legt inzwischen zwei Mal täglich von der Hafenspitze ab obwohl die Fahrtensaison eigentlich noch gar nicht begonnen hat. Wenn sich die beiden Delfine denn blicken lassen können Einheimische und Touristen Fotos und Videos aus nächster Nähe machen. Viele dieser Aufnahmen werden danach in der öffentlichen Facebookgruppe „Delphine in Flensburg“ geteilt. Beim Scrollen durch den Verlauf der Gruppe las ich auch eine Anekdote von Stephan Thomsen. Er berichtete wie ihm ein älterer Fischer in der Gerlinger Bucht aufgeregt von seiner Begegnung mit den Delfinen erzählt hatte. Die beiden großen Tümmler hätten ihn beim Auslegen seiner Netzte überrascht, woraufhin er die Netzte wieder reingeholt habe. „Ick bin noch n büschn rumgekuttert, die immer hinter mir her.“ Selfie und Delfie ernähren sich unter Anderem von Dorschen. Es bleibt zu hoffen, dass sich ihr Besuch in Flensburg nicht zu sehr auf den Fischfang auswirkt. Als sich 1929 ebenfalls ein großer Tümmler in der Ostsee aufhielt und dabei zu viel Fisch fraß, erhielten Kieler Fischer die Genehmigung ihn zu jagen. Bisher machten aber nur einige Motorboote Schlagzeilen, die den beiden Delfinen hinterhergejagt waren um möglichst dicht an sie heranzukommen. Experten appellieren daher an Booteigentümer, dass die Delfine sowohl bei zu vielen Booten, als auch wegen des Hinterherfahrens, starkem Stress ausgesetzt wären. Delfine seien zwar neugierig genug um Menschen nahe zu kommen, würden sie jedoch wegschwimmen bedeute dies, dass sie genug hätten. Sammelfahren, wie sie die Möwe anbietet, bei denen das Boot an bestimmten Punkten auf die Delfine wartet, sind somit am delfinfreundlichsten. Dass die Sensationslust einiger Menschen Delfinen zum Verhängnis werden kann, bestätigte auch ein Video, dass in den vergangenen Wochen mehrfach auf Facebook geteilt wurde. Man sieht in diesem eine Menschenmenge an einem Strand in Argentinien, die einen Babydelfin für Selfies herumreicht. Der Delfin starb wenige Minuten nachdem er aus dem Wasser gehoben wurde an Austrocknung.
Vielen Dank an Heide Arneth für die Fotos.