Das Treiben in Waterford
Gerade in den letzten Wochen ist Chrissi bewusst geworden, wie sehr sich Irland doch von Deutschland unterscheidet. Da ist es gut, dass sie Freunde hat, mit denen sie heimatliche Traditionen teilen kann.
(Alter Bericht vom Dezember 2008)
Endlich folgt mein sehr verspäteter Weihnachtsbericht aus dem vergangenen Jahr 2008.
Es ist Anfang Dezember. Weihnachten steht vor der Tür.
Jetzt noch Weihnachtsgeschenke zu finden? Unmöglich.
Seit letzter Woche herrscht das reinste Shoppingmassaker in der Stadt. Ausverkauf, lange Schlangen und Leute, die durch Geschäfte eilen und sich mit anderen Passanten über die letzten Ausgaben streiten.
Wer am Abend durch Waterford geht, findet ein Meer aus Lichtern über sich. Über den Dächern und zwischen den Häusern hängen Schriftzüge wie "Merry Christmas" und bewegliche Leuchtbilder mit Weihnachtsmännern, die entweder tanzen oder auf ihrem Schlitten sitzen und winken.
Manchmal kann man sogar Musik in der Fußgängerzone hören.
Eine Neuheit dieses Jahr ist ein Kinderkarussell, was die Massen förmlich anzieht.
Nur wenige Gassen von der Innenstadt entfernt liegt das Einkaufszentrum "City Square".
Jedes Jahr wird das Haus vom Santa Clause im Einkaufszentrum aufgebaut. Für die Kinder ist dies ein richtiges Highlight. Neben dem Gespräch mit dem Weihnachtsmann wird auch noch ein Erinnerungsfoto geschossen.
Im Vergleich zum hellen und lauten Treiben in der Stadt, sind die irischen Viertel und Stadtteile eher konservativ und schlicht gestaltet. Selten sieht man weihnachtliche Beleuchtung an den Häusern. Das hat mich sehr gewundert, denn in vielen Einkaufsläden wird extrem mit Lichterketten und Hausdekorationen geworben und dauernd sieht man volle Einkaufswagen mit dem Equipment.
Natürlich wollte ich mehr wissen. Haben die Menschen hier bestimmte Weihnachtstraditionen? Was ist mit bestimmten Leckereien?
Leider fand ich nichts heraus.
Weihnachtsmärkte, wie in Deutschland und anderen Ländern, gibt es in Irland nicht.
Und von einem speziellen irischen Weihnachtsgebäck habe ich weder etwas gesehen noch gehört.
Unser bekanntes Gebäck, wie Stollen, Lebkuchen, Süßigkeiten, wie Marzipan oder unseren Glühwein kann man bei der deutschen Supermarktkette Lidl zwar kaufen, aber die Mehrheit der Iren kennt es und kauft es dementsprechend nicht.
Vor zwei Wochen etwa machten wir Bratäpfel in dem Kochclub, den ich leite.
Die Kinder mochten es nicht. Einer, der Jungen ekelte sich und meinte nur, wie man so etwas nur essen könne.
Auch Schlittschuhlaufen und Rodeln ist den Kindern fremd.
Gründe dafür können auch an den miserablen Wetterbedingungen liegen. Seit Jahren gab es weder Schnee noch Eis.
Und richtige Eisbahnen findet man auch nur in den Großstädten.
Da ich mir sicher war, dass mich kein irischer Bekannter mit meinen deutschen Gewohnheiten verstünde, lud ich mehrere Deutsche letztes Wochenende zu mir ein. Drei deutsche Freunde hatten mich besucht. Zwei Au Pairs, die ich zufällig im Bus begegnet habe und die nur kurz vor Waterford leben und ein weiterer Freiwilliger aus Cork.
Das Erste, was wir uns an diesen kalten Wintertagen gönnten, war natürlich der altbekannte Christkindl Glühwein von Lidl. 48 Stunden nach langer Zeit NUR unter seinen Landsleuten gewesen zu sein, tat echt gut. Wir haben uns über den irischen Lifestyle unterhalten und besonders über Dinge aus Deutschland, die wir alle missen. In den letzten Tagen wurde mir erst richtig bewusst, wie sehr ich deutsche Küche misse.
Die vorweihnachtliche Atmosphäre ist auch im Center angekommen. Einige Gruppen haben bereits kleine Weihnachtsbäume aufgestellt, geschmückt und die Räume festlich gestaltet.
Zur Zeit beendet Fretwork, eine Holzhandwerksgruppe, seine letzten Arbeiten und der Weihnachtschor probt die letzten Male vor der großen Weihnachtsfeier nächste Woche Dienstag. Eltern und Verwandte aller Teilnehmer des Jugendzentrums wurden zum Fest eingeladen. Es wird Kaffee und Kuchen gereicht, der Kinderchor tritt auf und Handarbeiten werden verkauft.
"Back to Germany"
Für mich geht es am 19. Dezember zurück in die Heimat, zu Familie und Freunden.
Glücklicherweise sind alle Geschenke schon gekauft und wenn mit dem Flieger nichts schief geht, werde ich erst einmal freitagabends in Berlin landen, um meinen Freund zu besuchen und anschließend mit ihm am 23. Dezember zurück nach Aurich zu reisen.
Natürlich freue ich mich sehr meine Lieben nach fünf Monaten wieder zu sehen. Bis zum 2. Januar bin ich vor Ort. Dann geht es zurück nach Irland, wo viel Arbeit auf mich wartet, denn bereits Ende Januar startet mein zweiter Club, ein Backclub.
Man sieht sich in Aurich,
Liebe Grüße,
Christina