Das Leben besteht nur aus Augenblicken
Gerade sind es ziemlich viele tolle Augenblicke und deshalb möchte ich ein paar davon mit euch teilen - von Gesprächen auf der Straße, Jubiläen, dem ersten Schnee, Vorbereitungen auf Weihnachten und wie man herausfindet, was man vermisst
Sonntag vormittag und ich gehe ahnungslos meines Weges, als mich plötzlich zwei Damen auf der Straße ansprechen. Erst einmal sprechen sie so schnell, dass ich kaum ein Wort verstehe. Als ich ihnen das sage, fangen sie langsam noch mal von vorne an und es stellt sich heraus: Die beiden sind Zeugen Jehovas, fangen gerade an mir ihre Ansichten darzulegen und hätten mich sicherlich gerne in ihren Reihen.
Allerdings muss ich immer noch so ausgesehen haben, als verstände ich kein Wort (was jetzt nicht mehr ganz der Fall war), sodass sie mir bald einen schönen Tag wünschten und sich einen neuen potenziellen Anhänger suchten.
"13 Jahre Small Group Homes" - mein Projekt hatte Geburtstag! Das musste natürlich gefeiert werden, und zwar mit einer traditionell moldauischen Feier.
Die Kinder hatten in der Woche zuvor ein kleines Theaterstück einstudiert, mit Gesangs-, Tanz- und Rätsel-Einlagen. Die Gäste (größtenteils Verantwortliche bei anderen vergleichbaren Centern in der Stadt) wurden von Kindern in Tracht empfangen (weiße Bluse/weißes Hemd und schwarze Weste mit ganz vielen buten Stickereien) und jeder brach sich am Eingang ein Stück von einem speziellen dekorierten Brot ab. Nach einer kurzen Begrüßung unserer Chefin waren dann die Kinder mit ihrer Vorführung dran und am Schluss hat sich noch jedes Kind einzeln dem Publikum vorgestellt. Voll süß, weil man richtig sehen konnte wie einige einfach drauflosgeredet haben und andere so aufgeregt waren, dass sie kaum ein Wort herausbekamen...
Zum krönenden Abschluss gab es dann noch moldauisches Essen, nämlich Placinte (gebackene Teigtaschen) und Sarmale (so eine Art Krautwickel) sowie Süßigkeiten aus der Bucuria, Chisinaus eigener Süßigkeitenfabrik (und die sind soo gut!).
Nur einige Tage später waren wir dann mit allen Kindern bei einem anderen Center zum Jubiläum eingeladen, und das Programm war sehr ähnlich wie bei unserem - so feiert man also in Moldau Jubiläen.
Am Nikolaustag wurde ich mit einer schönen Überraschung aufgeweckt. Dieses Jahr kam sie allerdings nicht vom Nikolaus, sondern vom Himmel, denn es war der erste Schnee :) Jetzt ist der Winter nämlich auch bei uns angekommen.
Der weniger schöne Aspekt der weißen Pracht war der daraus resultierende Schneematsch, und zwar wirklich überall. Irgendwie konnte ich mich aber sogar darüber freuen, weil es nämlich tatsächlich Schnee-Matsch war und kein Salz-Matsch, wie ich ihn sonst jedes Jahr bei der ersten Schneeflocke erleben musste.
Als dann letztenends abends alles gefroren war, knirschte es endlich schön, jedoch kann ich mir auch geeignetere Wetterlagen für einen Spaziergang mit Gitarre im Gepäck vorstellen. Aber wir sind zum Glück alle heil angekommen.
Und zwar angekommen bei der Probe für unsere Weihnachtsaktion. Die macht ADVIT mit ganz vielen Freiwilligen für alle Center, in denen Kinder leben, aber auch bei Behinderten und alten Menschen. Wir führen ein kleines Theaterstück auf (ebenfalls mit Gesangs- und Tanzeinlagen) und basteln mit den Kindern. Außerdem gibts Plätzchen von den Freiwilligen aus allen Ländern. Nachdem die ganze Aktion auf Rumänisch läuft, kommt zur Organisation und den normalen Theater-Proben auch noch Aussprachetraining dazu. Bis sich in etwa 2 Wochen so langsam die Freiwilligen in ihren Weihnachts-Heimurlaub aufmachen, werden wir noch fleißig daran arbeiten müssen und hoffentlich vielen Kindern damit eine Freude machen können.
Gestern habe ich die ersten Weihnachtsplätzchen gebacken - es ist schon wunderbar, wenn es überall duftet, und die Kostprobe hat meinen Mitbewohnerinnen genauso geschmeckt wie mir :)
Bei manchen Dingen merkt man gar nicht, dass man sie vermisst. Das ist mir gestern aufgefallen, als ich in meinem Adventskalender aus Würzburg einen Bocksbeutel sah. Zwar bin ich ja von einer Weingegend in die nächste gezogen, aber hier wird das Beste, nämlich der hausgemachte Wein, meistens aus irgendwelchen alten Plastikflaschen ausgeschenkt - da hat der gute alte Bocksbeutel doch eine andere optische Qualität.
Und in diesem Zuge habe ich gleich noch was über die deutsche Kultur gelernt: Die meisten anderen deutschen Freiwilligen hier wussten nicht, was ein Bocksbeutel überhaupt ist.
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