Das Ende der Avocado
Ja, sie ist lecker, gesund und absolut im Trend. Ob auf Instagram, in hippen Cafés oder in Magazinen: Avocados sind überall. Aber was lösen Superfoods und Foodtrends global aus?
Voller gesunder Fette, mit Ballaststoffen und Mineralien - Avocados sind unschlagbar gesund, lecker und Teil einer ausgewogenen, bewussten Ernährungen. Sie gehören zu den sogenannten Superfoods, also Nahrungsmitteln mit einer besonderen Wirkung. Quinoa, Goji-Beeren und Acai gehören ebenso da: In der Regel sind es Nahrungsmittel, die schon seit Jahrhunderten in Ländern des globalen Südens konsumiert werden, und werden nun von westlichen Ländern wiederentdeckt. Die rasch ansteigende Nachfrage hat allerdings auch große Konsequenzen in ebendiesen produzierenden Ländern: Die Anbauregionen spezialisieren sich dann in der Regel rapide auf das Trend-Nahrungsmittel und fokussieren ihre ganze Produktion auf den Export. Darunter leidet häufig als erstes die Natur: So trägt zum Beispiel der international gestiegene Appetit auf Avocados zur Abholzung mexikanischer Kiefernwälder bei.
Im Bundesstaat Michoacán, der bislang dicht besiedelt war mit Kiefern, ist die Erde auch ideal geeignet für den Avocadobaum. Dadurch entstehen immer mehr illegale Avocado-Gärten: Arme Bauern fällen dort alten Kiefern und legen kleine Avocadofelder an, da sie mit dem Verkauf der Früchte viel mehr Geld verdienen können als mit anderen Pflanzen. Es geht so weit, dass man die Avocados mittlerweile als Oro Verde, als grünes Gold, bezeichnet. Manchmal lassen die Bauern die Avocados auch einfach unterhalb der Kiefern wachsen, was ökologisch wenig problematisch wäre, Umweltschützer befürchten aber, dass es dabei nicht bleiben würde, denn natürlich bringt ein pures Avocadofeld, welches gedüngt und gepflegt wird, viel mehr Ertrag.
Die starke Vermehrung der Avocadobäume wird ökologische Folgen haben, sie bringt das Gleichgewicht des Waldes durcheinander: Denn Avocados brauchen zum Gedeihen sehr viel Wasser, und nutzen so das ganze Wasser, welches eigentlich noch die restliche Flora und Fauna benötigt. Auch die Chemikalien seien höchst gefährlich im fragilen Ökosystem: Gerade da es in Mexiko weniger Regulieren und Verbote gibt, sind sehr starke Pestizide zugelassen, die mehr Schaden als Nutzen anrichten. Dazu kommt die Verpackung und der Transport der Avocados, der große Mengen Holz, Treibstoffe und Plastik benötigt - Und viele Lebensräume im Wald stört und zerstört.
Und so steht ein harmloser Avocadotoast im Zusammenhang mit der Abholzung mexikanischer Wälder. Und noch schlimmer: Er fördert sogar indirekt die organisierte Kriminalität in Mexiko. Denn wo Geld ist, sind dort auch Organisationen und Kartelle, die das nutzen wollen.Durch die hohen Gewinne, die sich mit dem Avocadohandel erzielen lassen, ist das Kartell der „Tempelritter“ ins Geschäft eingestiegen und kontrolliert nun weite Teil der Produktion und des Verkaufs. Nach Berichten des Wall Street Journals verdienen sie beim Verkauf von Düngemitteln, Pestiziden und verlangen für jede Kiste, die verkauft wird, eine Gebühr.
Und die Nachfrage steigt immer weiter: Der Konsum in den USA hat sich in den letzen Jahren vervierfacht, in Deutschland immerhin verdoppelt. Und ja, ich liebe sie auch. Der Konsum von vielen Superfoods wie beispielsweise der Avocado sollte allerdings bewusster gesehen, und was die Geschichte der Avocadoproduktion auch Eindrucksoll verdeutlicht, ist die Macht der westlichen Konsumenten. Diese Macht lässt sich aber auch für positives nutzen! Und wer sich gesund ernähren möchte, kann auch auf gute, alte europäische Superfoods zurückgreifen: Kohl zum Beispiel! Er ist nur kalorienarm, sondern enthält auch entzündungshemmende Stoffe und jede Menge Vitamin C, A und K. Und macht sich auch gut auf Instagram-Bildern ;)
Quellen
https://www.zeitjung.de/superfood-my-ass-umweltsuende-avocado/
https://www.independent.co.uk/news/uk/home-news/avocados-deforestation-demand-price-rise-destroy-mexico-pine-forests-a7182571.html
http://www.wsj.de/nachrichten/SB10001424052702304626804579358524268392980
https://www.wissen.de/superfood-kohl