Dancingqueens und andere Kuriositäten
Durch den griechischen Nationalfeiertag gewinnen nicole_greekophil und die anderen Volontäre ein verlängertes Wochenende. Sie nutzen es, um die Nachbarinsel von Chios unsicher zu machen.
Ochi! (Nein!)
Dieses eine Wort verschaffte uns ein verlängertes Wochenende… :-)
Für alle nun etwas Verwirrten eine nähere Erläuterung:
Der 28.10. ist der Nationalfeiertag der Griechen, der (Ochi-Day), denn an diesem besagten Tag befreiten sich die Griechen von der italienischen Besatzung. Für uns natürlich auch ein Grund zum Feiern, da Griechenland ja nun unsere zweite Heimat ist, oder wie auch immer man es nennen mag.
Da der 28.10. ja nun einmal ein Dienstag war, konnten wir Dimitris breitschlagen, uns den Montag als Brückentag freizugeben, wenn wir Samstag arbeiten. Juhu!
Gesagt getan. Also Samstag auf Arbeit, Sachen gepackt (bin jetzt schon echt schnell im Packen geworden: 20 Minuten und alles war fix und fertig) und Sonntag gegen Mittag auf zur Fähre. Den Weg nach Chios City bestritten wir alle fünf plus Gepäck in Dimitris Auto - das war mal wieder ein Spaß.^^ Um 13 Uhr hieß es dann „Ade Chios!“. Auch wenn ich diese Insel wirklich mag hat es einfach gut getan, sie nach drei Monaten wieder zu verlassen, wenn auch nur für drei Tage….
Lisa ging es ähnlich und so ließen wir unserer Freude freien Lauf und tanzten ausgelassen auf dem menschenleeren Deck. Nun ja, es war zwar menschenleer, aber trotzdem nicht vor menschlichen Blicken sicher. Und so fanden wir uns, als wir hinaufschauten, von einigen Crewmitgliedern belächelt. Peinlich, peinlich…
Den Rest der dreistündigen Fährüberfahrt… nach bam pam pam: Lesvos (nun ist es endlich raus ;-)) verbrachten wir mit lesen und der Planung unseres Inselhoppings (ist zwar erst in den Osterferien, aber man kann ja nie früh genug anfangen^^).
Gegen 16:30 erreichten wir dann unseren Zielort Lesvos (oder auch Mytilini), eine Nachbarinsel von Chios und zudem noch die Drittgrößte. Also raus aus der Fähre und rein ins bunte Treiben. Zunächst liefen wir circa 30 Minuten die Hafenpromenade ab und entschieden uns dann für ein Café, das für den Abend Livemusik versprach… jeppaaa!
Wir ließen uns dort also gegen 17 Uhr nieder (diese Information ist für den Verlauf des Abends noch wichtig, weshalb ich sie hier besonders hervorhebe^^), tranken Käffchen, quatschten, tranken Wein und aßen Sandwiches. Gegen 19 Uhr wurden die Bengels dann etwas ungeduldig und begannen erneut, die Hafenpromenade abzulaufen, während wir Mädels die Zeit mit Backgammon spielen verbrachten.
Hierbei muss ich anmerken, dass die Bengels zu dieser Zeit auf Grund einer zuvor geleerten Flasche Ouzo sturzbetrunken waren und sich ewig über Sexgeschichten unterhielten… ohne Worte, peinlich, peinlich.
Die Band begann dann zu unserer Freude ihren Soundcheck, und somit bekamen wir schon mal einen Eindruck davon, was uns am Abend erwarten würde. In Deutschland hätte mich die Band (hauptsächlich Rock-Covers spielend) wahrscheinlich nicht vom Hocker gehauen, aber nach 3 Monaten Livemusik- und Tanzabstinenz (letztes Mal beim On-Arrival in Athen) war ich einfach nur total happy…
Zum Leidwesen der Jungs stand die Entscheidung also fest, wir würden uns von diesem Fleck nicht mehr wegbewegen bis das Konzert anfängt, denn sonst könnten unsere Plätze weg sein.
Das Lustige an der Sache war, das Konzi sollte 23 Uhr anfangen.^^
Nun hieß es also Sitzfleisch unter Beweis stellen. Wir fingen also an, umher liegende griechische Zeitschriften zu übersetzen, ein portugiesisches Kartenspiel zu spielen (Burakku- vielleicht kannst du ja etwas damit anfangen Ulrike ;-)) und ein wenig zu lesen. Zwischendurch besuchten wir natürlich auch die Toilette (eigentlich nicht erwähnenswert, ich weiß, aber wartet nur ab), die uns durch eine Besonderheit erheiterte.^^
Gegenüber der Toilette war die komplette Wand verspiegelt: man hatte also die Freude, (oder auch nicht - ja nachdem) sich selbst auf dem stillen Örtchen zu betrachten. An und für sich eine sehr erheiternde Angelegenheit und somit verbrachten wir natürlich auch Zeit damit, diese einzigartige Toilette auf dem Foto festzuhalten.
So ging also die Zeit rum und dann begann die Band auch endlich zu spielen.
Am Anfang hat natürlich wie immer niemand getanzt und auch wir waren noch zu schüchtern und begnügten und mit mitsingen und mit dem Fuß wippen (was im Gegensatz zu dem restlichen Publikum schon als intensives Tanzen bezeichnet werden konnte - einige verfolgten die Musik mit völlig regungslosem Gesicht ;-))
Nun ja, die Zeit schritt also voran, und einer der Sänger fing dann an uns Drinks zu spendieren (unser Glück war, dass wir den Tisch direkt neben der Bühne hatten), war sehr lecker und hat uns etwas mutiger gemacht.
Kurze Zeit später ging es dann also auf die Tanzfläche, nachdem die Bengels sich schon eher getraut hatten (auch wenn die Pogo - Performance nicht so gut ankam… Alkohol enthemmt… ja, ja)… und dann gab es kein Halten mehr. Das war ein Spaß! Und mir ist richtig bewusst geworden, wie sehr mir das gefehlt hat.
Bis drei Uhr morgens haben wir dann also getanzt und gesungen… hach war das schön! Und dann ging’s ab in den Wald. Und wer hätte es gedacht… ich habe als menschliches Navigationssystem fungiert (und zwar als fehlerfreies), da ich ja schon mal hier war.
Wir haben den Wald also auf Anhieb gefunden und uns dann schlafen gelegt. War relativ gemütlich (dank Elmo als Kopfkissen), aber leider am Morgen etwas zu bevölkert für meinen Geschmack (Hunde führen hier oft ihre Herrchen aus).
Morgens halb zehn in Griechenland sind wir dann aufgestanden und haben und Richtung Tourist Office gewagt. Von außen ein recht trauriger Anblick, aber die Dame drinnen war dann doch sehr nett und hat uns so viel wie eben ging (ihr Englisch war nicht so gut) von ihrem Wissen weitergegeben. Wann die Parade anfing wusste die allerdings nicht so genau und auch die Busfahrzeiten waren ihr unbekannt. ^^
Nun ja, nicht viel schlauer als vorher suchten wir nun also die Post Office auf; dauerte circa 30 Minuten, bis wir sie endlich gefunden hatten und dann gab es dort zu unseren Schreck keine Postkarten... ich brauchte aber eine, um diese einem Brief den ich abschicken wollte beizulegen… versprochen ist versprochen.
Also ging’s im Eilschritt zurück auf die Hafenpromenade, denn wir hatten den Plan um elf den Bus nach Petra zu nehmen (es war bereits 10:20).
Man sollte ja annehmen, dass es kinderleicht ist, in der Hafenpromenade der Hauptstadt einer griechischen Insel eine Postkarte von selbiger zu bekommen, aber weit gefehlt. Nirgends waren Postkarten in Sicht, und selbst die Dame im Lesvos-Shop wusste nicht, wo wir denn welche kaufen konnte. Klingt komisch, ist es auch.
Circa 20 Minuten später fanden wir dann aber vor einem Krimskramsladen einen Postkartenständer mit nun ja… was soll ich sagen… zweckmäßigen Postkarten. Aber besser als nix. Somit kaufte ich also eine Postkarte und dann ging’s wieder den ganzen Weg zurück Richtung Post Office. So ein Stress am frühen Morgen… nee, nee, nee.
Da es nun schon 10:45 Uhr war hatte ich das Vergnügen die nicht schöne, aber garantiert seltene Postkarte in Eile und mit einem Bleistift zu schreiben. Also an die Person, die diese Postkarte erhalten wird an dieser Stelle Entschuldigung. Nun weißt du, wie es dazu kam. ;-)
Nachdem dann also dieses morgen füllende Programm absolviert war und wir die Bushaltestelle pünktlich um 10:55 Uhr gefunden hatten wollten wir Tickets kaufen und dann ab in den Norden nach Petra fahren - aber nix war’s. Der Bus war schon voll und somit hatten wir nun weitere zwei Stunden Zeit, bis der Nächste fuhr.
All die Hetzerei war also total unnötig. Hätten wir mal nur die griechische siga, siga (immer mit der Ruhe) - Mentalität gelebt…
Petra
Die Zeit bis zu unserer Busfahrt verbrachten wir dann damit zu Frühstücken (Müsli+ Schokocrossaints) und durch die Einkaufsstraße zu schlendern. 13:15 Uhr hieß es dann endlich ab in den Norden nach Petra. Die Fahrt dauerte ganze zwei Stunden, und wer mich kennt kann sich ja sicherlich schon denken, womit ich die verbracht habe. Ja richtig, mit schlafen.
Ausgeschlafen kamen wir dann also am Nachmittag in Petra an. Vor uns lag ein richtig schöner Sandstrand und etwas weiter entfernt zwei kleine Inseln. So weit so gut. leider war’s dann doch schon etwas zu kalt zum Baden. Auch hier wird’s nun langsam Winter. ;-)
Nach einer kurzen Fotosession am Strand (mindestens ein Gruppenfoto pro Ausflug muss sein) machten wir uns dann auf Erkundungstour in Städtelein.
Nach kurzer Zeit stellte sich dann heraus, dass wir definitiv in der falschen Saison zu Besuch gekommen sind. Es gab nette Hotels - alle geschlossen -, schöne Geschäft - alle geschlossen -, und Strandbars - wie ihr euch sicher denken könnt, alle geschlossen. Wir konnten also sehr gut vor unserem geistigen Auge visualisieren, wie belebt dieser Ort wohl im Sommer sein mag…
Auch die Bewohner schienen auf seltsame Weise verschwunden zu sein, und das trotz (oder gerade wegen?) des Nationalfeiertages.
Nachdem wir dann also durch einige nette, aber verlassene Gassen geschlendert waren haben wir noch ein Kloster auf einem Hügel besichtigt, von dem aus wir einen fantastischen Blick auf die Gegend hatten.
Nach circa einer Stunde war dann der komplette Ort besichtigt und somit war es Zeit für die Schlafplatzsuche. Leichter gesagt als getan, denn mitten auf dem Dorfplatz wollten wir es uns dann doch nicht bequem machen. Der Strand wäre natürlich ideal gewesen, aber leider war es ziemlich windig und somit zu ungeschützt (ihr seht ich werde Outdoor-Sleeping-Spezialist ). Nachdem wir den Ortskern dann mehrmals im Kreis abgelaufen sind, entschieden wir uns für einen verlassenen Garten, gleich hinter einem Parkplatz. Sehr kuschelig sah es nicht aus, aber es war ja nur für eine Nacht.
Um den Abend dann wenigstens in einer Art von Zivilisation zu verbringen steuerten wir den scheinbar einzigen offenen Pub an. Dieser war - wie nur allzu oft in Griechenland - bevölkert von einer Horde alter Herren, die Karten spielten und Käffchen tranken. Dementsprechend wurden wir Neuankömmlinge von allen Seiten beäugt - wir kamen uns echt vor wie im Zoo ;-). Um uns etwas anzupassen bestellten wir dann auch Käffchen und Pita und spielten ebenfalls Karten. Damit brachten wir dann etwa zwei Stunden zu, nicht weil es so unglaublich viel Spaß gemacht hat, sondern eher, weil niemand das dringende Bedürfnis verspürte sich zu unserem Schlafplatz zu begeben… wie das nur kommen mochte…
Die Müdigkeit siegte dann aber doch und somit trotteten wir zu unserem selbsterwählten Quartier. Dort angekommen entschieden Lisa, Miki und ich uns dann dazu, noch einmal durch den Ort zu schlendern um eine eventuelle Ansammlung von Menschen (idealerweise eine Party) ausfindig zu machen.
Voller Hoffnung gingen wir also auf Entdeckungstour - und eingeholt von der Realität kehrten wir zurück. Ein Quizabend in einer Bar und ein Pizzaservice mit lauter Musik waren alles, was Petra uns zu bieten hatte… Dann doch lieber schlafen.
Im Zwiebellook ging’s dann also ab in den Schlafsack… und dennoch war die Kälte allgegenwärtig. Am nächsten Morgen waren wir uns einig, dass dies definitiv das letzte Mal war, dass wir in diesem Jahr draußen übernachten würden.
Außer abgefrorenen Füßen hatten wir nun auch noch ein anderes Problem: es fuhr kein Bus zurück nach Mytilini. Der nette Herr vom Busbahnhof hatte wohl ganz versäumt uns darauf hinzuweisen und auch sonst schien niemand das so genau zu wissen. Ein Telefonat mit der Busgesellschaft verschaffte uns dann aber die traurige Gewissheit, dass wir per Bus nicht zurückkommen könnten.
Nun schienen unsere Möglichkeiten doch sehr begrenzt. Laufen fiel auf Grund der Entfernung schon einmal flach und eine Taxinummer hatten wir auch nicht. Also hieß es mal wieder ab auf die Straße und Daumen hoch - diesmal aber leider ohne Erfolg, denn niemand schien an diesem Morgen weite Entfernungen zurücklegen zu wollen. So ziemlich jedes Auto schien nur an die 100 Meter vor uns in seine Einfahrt einzubiegen. Kurze Zeit später trafen wir dann einen Mann, der Mitleid mit uns hatte und uns anbot, eine Taxinummer für uns herauszusuchen.
Nach 30 Minuten des Suchens kam er zurück und erklärte uns, dass er zwar kein Taxi auftreiben konnte, aber uns für 50€ auch selber in die Stadt fahren würde. Nun ja, soooo nobel war dieses Angebot zwar nicht, aber da wir mehr oder weniger keine Alternativen hatten sagten wir zu.
Wir folgten ihm also zu seinem Haus, wo die nächste Überraschung wartete. Wir hatten das Vergnügen, vor der eigentlichen Autofahrt sein Auto zu waschen. Alles war schon vorbereitet. So langsam aber sicher drängte sich uns dann der Verdacht auf, dass er uns vielleicht eher ausnutzte, anstatt uns helfen zu wollen… natürlich sollten wir das Auto nur waschen, damit unser Gepäck beim Einladen nicht dreckig wird. Wer’s glaubt wird selig. ;-) Nun ja, ich hab mir die Laune nicht verderben lassen, denn an und für sich ist Auto waschen ja eine ganz nette Beschäftigung. Um dem Ganzen noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen hatte unser Freund und Helfer die Autositze für uns dann auch noch mit Laken versehen. Ich weiß ja nicht, ob wir sooo dreckig aussahen aber okay. Danach war uns dann auch klar, warum er 30 Minuten gebraucht hatte. ;-)
Die Autofahrt an und für sich war dann ganz nett. Der Herr war griechisch-australischer Abstammung und sehr gesprächig... sein „Helfersyndrom“ erklärte er uns damit, dass er in seiner Jugend auch viel gereist sein und aus diesem Grund wisse, wie es sei auf der Straße zu stehen. Er hätte sich einfach schuldig gefühlt, wenn er uns nicht geholfen hätte. Ich musste mir die meiste Zeit ein Lachen verkneifen.
Die absolute Kracherstory war, dass George W. Bush angeblich einmal im Jahr per Yacht nach Lesvos kommt um dann zu Fuß den Weg von Petra nach Molivos zu bestreiten. Den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte weiß ich allerdings nicht zu sagen…
Dank dieser Mitfahrgelegenheit kamen wir aber wenigstens pünktlich gegen Mittag zur Parade in Mytilini an. Das war ein Spaß sag ich euch; im Gegensatz zu Petra waren die Straßen hier brechend voll. Totale Volksfeststimmung.
Wir suchten und also einen Platz (idealerweise direkt vor den Lautsprechern, damit es auch ja schön in den Ohren dröhnt ;-)) und beobachteten anschließend die Parade.
Im Großen und Ganzen bestand selbige aus den Repräsentanten aller Schulformen und Soldaten, alle liefen schön in Reih und Glied und im Paradeschritt. Gegen 15 Uhr war die Parade dann vorbei und wir verbrachten die Zeit bis zu unserer Abreise im Stadtpark und am Hafen. Um 18 Uhr ging es dann per Fähre wieder Richtung Heimat. Schön war’s gewesen!
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