Da heißt es: Anpacken!
Nach all der Feierei zum Jahreswechsel ist Kerbchen froh, dass sie sich mit Tatkraft und Frische in neue Projekte stürzen kann. Bei einem davon zeigt sich wieder einmal, wie Scherze enden können…
So, nach so langer Zeit gibt es jetzt mal wieder kurz was von mir zu lesen: Die Schnellzusammenfassung der letzten Wochen.
Nach einigen mitorganisierten Weihnachtsfeiern und -konzerten (darunter eines im Waisenhaus von Varna), unserer Konzertsaal-Dekorationsaktion (mit genähten Vorhängen in letzter Sekunde), Weihnachts- und Essenseinkäufen, dem Besuch meiner Eltern mit anschließenden internationalen Weihnachten in der Familie meiner Bulgarischlehrerin Zlatina und der Silvesterparty in Sofia mit „Glücks-Baniza“ (dem Blätterteigbrot mit kleinen Botschaften fürs nächste Jahr) samt Neujahrsrede des bulgarischen Präsidenten und Nationalhymne (ein separater Artikel zu den Weihnachtsbräuchen folgt hoffentlich bald) gab es dann schließlich doch jede Menge Frei- und Faulenzzeit für mich.
Nachdem ich also die Weihnachts- und Ferienzeit mehr oder weniger stressfrei hinter mich gebracht habe – sieht man mal von den (mindestens) zwei Kilogramm ab, die ich hier allein an Weihnachten durch das viele viele gute Essen zugenommen habe – bin ich glücklich, mich wieder in neue Arbeit stürzen zu können und die neuen Projekte in die Tat umzusetzen.
Beginnen tut es damit, dass am 1. März traditionell in Bulgarien die „Baba Mart“ („Großmutter März“) gefeiert wird. Zu diesem Anlass werden über all im Land Martinizi (zwei kleine Figuren - eine Frau in rot, der Mann in weiß), sowie kleine rot-weiße Armbändchen gebastelt, die anderen Personen für deren Gesundheit als Geschenk gegeben und später an die Bäume gehängt werden, sobald man die ersten Störche im neuen Jahr sieht. Für diesen Tag werden wir also (hoffentlich) wieder neue Bastelaktionen mit den Kids starten und die Räume dekorieren.
Bis zum 22. April erwartet uns dann noch eine neue ungewöhnliche Herausforderung. An diesem Tag nämlich – „dem Tag der Erde“ – findet ein Wettbewerb statt, an dem unter anderem die Ökologie-Gruppe des Jugendzentrums in Aksakovo teilnimmt. Ziel dieser Veranstaltung soll sein, zu zeigen, was man alles aus recyclebaren Materialen herstellen kann. In diesem Fall ist das Thema „traditionelle Kostüme“, sodass es nun unsere Aufgabe ist, Ideen für zehn Kleider aus recyclebaren Stoffen, wie Pappe oder Plastik zu sammeln und sie zu verwirklichen.
Da ich schon beim Thema Recycling bin, kann ich auch sogleich auf meinen heutigen und morgigen Tagesablauf zurückkommen, der ganz im Zeichen der Natur steht.
Mit Iliyan (dem Chef der Umweltorganisation, für die Caro, die andere deutsche EVSlerin in Varna, arbeitet) machte ich mich heute kurzfristig auf, um ihn bei seinem Projekt „list po list“ (Blatt für Blatt) zu unterstützen, da Caro ihre Zeit noch hustend im Bett verbringen musste. Die Idee dieses Projekts basiert auf der Tatsache, dass ein Recyclingsystem in Bulgarien zwar vorhanden ist, die Umsetzung jedoch nur schleppend und auf Teilgebieten erfolgt. Dies bedeutet, dass es in Varna zwar fünf Recyclinganlagen gibt, diese jedoch nur für Papier genutzt werden können und nur Großkunden (Supermarktketten, größere Firmen etc.) davon profitieren. Für alle anderen Verbraucher (Privatpersonen, Geschäfte, kleinere Firmen...) gibt es keine Möglichkeit, ihr Papier abholen zu lassen, sondern jeder einzelne ist gezwungen selbst das Papier auf eine der Deponien zu bringen. Dementsprechend klein ist die Anzahl derer, die ihren Müll im Haushalt trennen. Um dem entgegenzuwirken beschloss Iliyan vor fünf Jahren (mehr als Witz als ernsthaft gedacht), Papier von einigen wenigen Firmen mit seinem Auto abzuholen und sie selbst zu den Recyclinganlagen zu bringen.
Inzwischen verlassen sich allerdings viele Leute auf ihn, sodass sein Projekt nun momentan rund 300 Teilnehmer (darunter Kindergärten, Schulen, Computergeschäfte, Privatleute) einschließt und auch ein Fond gegründet wurde, um die Spritkosten und anderes bezahlen zu können. Das Auto ist allerdings geblieben, sodass ich also heute das Vergnügen hatte, Varna in seinen einzelnen Stadtteilen näher kennen zu lernen und rund 500 Kilo Karton in die Anlage zu bringen. Da wir heute allerdings trotz elf Stunden Arbeit immer noch nicht fertig geworden sind, wird auch mein morgiger Arbeitstag ähnlich verlaufen...
So, mehr gibt's eigentlich auch gar nicht erzählen, ich werde mich nun über meinen Milchreis hermachen und wünsche Euch allen noch eine schönen Tag!
Bis bald mal wieder, Eure kaka (große Schwester) Annika
P.S. Zum heutigen wünsche ich auch noch mal auf diesem Weg: Alles Liebe zum Geburtstag, Pa! :)