Chaos auf der Straße
Das System der öffentlichen Verkehrsmittel in Russland ist Ausländern meist nicht gleich verständlich...
In St Petersburg gibt es vor allem ein berühmtes und hoch gepriesenes Verkehrsmittel: Die Metro. In der Welt am tiefsten gelegen und mit ihren beeindruckend langen Rolltreppen und prächtigen Stationen und Eingangshallen hat sie ihren guten Ruf auch verdient. Auch für Touristen ist die Metro wohl das einfachste Fortbewegungsmittel, weil das Bezahlungssytem und die Fahrtwege sehr verständlich sind und (was hier nicht selbstverständlich ist), sogar Erklärungstafeln auf Englisch angebracht sind.
Neben der Metro, die unter der Erde fährt, gibt es auf den Straßen ein breites Angebot an Fortbewegungsmitteln: Zum einen gibt es die registrierten und einigermaßen nach Plan fahrenden Straßenbahnen, deren Linien aber auch erst nach einer langen Weile zu durchschauen sind und die Autobusse. Beide Transportmittel haben festgelegte Stationen, die außen am Fenster angeschrieben sind. Einen richtigen Fahrplan gibt es nicht, aber Schilder mit ungefähren Angaben an den Haltestellen. Zum Beispiel: Bus 154 von 11-18 Uhr alle 2-15 Minuten.
Wir wären aber nicht in Russland, wenn es nicht noch ein wenig chaotischer zugehen würde. Jeder, der einen kleinen Trolleybus besitzt, kann sich nämlich bei einer zentralen Stelle melden, eine kleine Gebühr bezahlen und dann selbst seine Route und seinen Fahrpreis festlegen. Diese Busse heißen Maschrutkas und haben keine Haltestellen. Man stellt sich einfach an die Straße und hält die nächste Maschrutka an und von innen schreit man, wenn man wieder raus will.
Das ist am Anfang natürlich sehr schwer, wenn man nicht gut russisch kann, aber jetzt weiß ich die Busse jedenfalls sehr zu schätzen, weil man dadurch bis vor die Haustür gebracht werden kann.
Wer nach halb eins nachts nach Hause kommen will, dem stehen neuerdings Nachtbusse zur Verfügung. Ansonsten gibt es aber noch das illegale Taxisystem. Junge und alte Männer nutzen die Nacht und ihr Auto dazu, sich ihr Gehalt aufzubessern und warten vor Diskotheken im Zentrum auf junge Menschen, die für ein paar hundert Rubel nach Hause gefahren werden wollen.
Ein anderes Kapitel sind die russischen Züge. Wie in Deutschland gibt es Nah- und Fernverkehr. Der Nahverkehr ist bedeutend langsamer als in Deutschland und besteht aus meist mit Holzbänken ausgestatteten Elektritschkas. Eine Fahrt ist aber vergleichbar billig, 30 Kilometer kosten ungefähr einen Euro.
Fernverkehrszüge sind immer Schlafzüge, weil in Russland Fernverkehr andere Dimensionen hat als in Deutschland. Eine Fahrt kann locker mehrere Tage dauern und an einer Haltestelle kann der Zug mehrere Stunden halten. Dann stehen am Bahngleis alte Frauen und verkaufen den Reisenden Getränke, Obst und selbstgebackene gefüllte Teigtaschen. Im Zug ist es besonders im Sommer unangenehm heiß und eng, aber wenigstens gibt es pro Abteil eine Toilette und einen Wasserautomat. Und weil es sich lohnt, macht man fast immer Bekanntschaft mit den Mitreisenden. So gibt es in fast jedem Abteil eine Gruppe junger Leute, die zum Trinken und Essen einladen.