Carnaval in Spanien
Karneval im Spanien zu erleben ist ein besonderes Ereignis. Beeindruckende Paraden, wohin man kommt, und wahre Schlachten aus Süßigkeiten und Zuckerguss. Wirklich einmalig!
Karneval war für mich immer Nebensache.
Um nicht zu sagen, dass es mich weder interessierte, noch ich besonders Verständnis für die wilden Jecken (besonders in Köln und Bayern) aufbringen konnte.
Natürlich war ich als Kind auch verkleidet als Dornröschen, Rotkäppchen, Ballerina oder Indianersquaw unterwegs. Doch mit den Jahren ist meine Begeisterung, wohl auch aufgrund zu vieler unangenehmer Erfahrungen mit Senfpfannenkuchen, verflogen.
Letztes Jahr begann sich die Lage dann in Frankreich schon zu bessern. Verkleidet als Monroe-Clown bin ich mit meinen Kindern aus dem Heim durch Strasbourg gezogen und war schon selbst von mir beeindruckt. Wir warfen kiloweise mit Bonbons um uns und waren die Touristenattraktion vor der Kathedrale.
Doch dieses Jahr sollte alles anders werden.
Nach dem Karneval in Rio de Janeiro findet der zweit-berühmteste Karneval der Welt in Spanien statt.
Daher ließen sich natürlich auch die Bewohner meines Dorfes hier bei Barcelona nicht lumpen und haben sich, wie ich erstaunt hörte, ein ganzes Jahr auf dieses Event vorbereitet.
Der Termin wurde einmal wegen zu viel Regens verlegt und dann startete die Großaktion. Ein berauschender, riesiger und überwältigender Umzug über die ganze Hauptstraße einmal durch die ganze Stadt. Es war Nacht, dunkel und die Straßen geräumt.
Kein Auto weit und breit, Polizeiaufgebot und Konfetti überall.
Unzählige verkleidete, grölende und feiernde Menschen auf den Straßen und eine scheinbar endlose Kette aus Riesentraktoren und tanzender Menschen. Erstes Aufgebot. Afrikanische Masken. Frauen in knappen Lendchen und Riesenmasken auf dem Kopf in orange und schwarz tanzen zu afrikanischer Trommelmusik, vorneweg stapft ein wilder Elefant aus Pappmaché und dazu schneiden sie Grimassen.
Danach Arielle. Ein Traktor zieht auf dem Wagen hinter sich ein gigantisches Aquarium hinterher, in dem verkleidete Krebse, Oktopoden und Garnelen akrobatische Kunststücke vollbringen. Hinterher folgt eine Schar von Meerjungfrauen, Algen und Krebsen.
"Nicht ganz 300" führt die Kette fort. 120 verkleidete Krieger und Gladiatoren, römischer Damen in Tunika und Löwen reihen sich ein. Winken höflich vom hohen Balkon und werfen Olivenzweige.
Es folgt: Schneewittchen. Samt hunderter Zwerge, Bambis und einem riesigen glitzernden Baum auf dem Traktorhänger. Das Spektakel ist beeindruckend und will nicht enden.
Transformers kreuzen die Straße und bewegen sich ruckartig wie eben die gleichnamigen Maschinen aus dem Film zu tektonischer Musik.
Ich bin beeindruckt.
Beeindruckt von indischen Frauen, einem Riesendrachen der über mir das Maul aufreist und wilden Köchen die die Messer schärfen. Regenbogenmädchen, Sternenkinder und Polizisten in Strapsen.
Leider ist es mir fast unmöglich dabei noch Photos zu schießen und so begebe ich mich am nächsten Tag nach Sitges zu einem gleichfalls und zu Recht berühmten Karneval hier in Katalonien.
Wo gestern der Karneval in Vilafranca noch an den aus Rio erinnerte, ist Sitges schlicht und einfach eine "Locura". Total durchgeknallt.
Es ist eine Schlacht aus Bonbons.
Der Marktplatz und die Straßen sind ebenfalls geräumt und der Bürgermeister eröffnet die "Schlacht". Ja, richtig gehört. Es ist eine wahre Bataille. Die Menschen reisen mit je 20 Kilo Bonbons pro Person an und bewerfen sich dann gegenseitig stundenlang mit ihren Süßigkeiten. Frauen mit dreieckigen bunten Tüchern versuchen, ihre Männer vor dem Beschuss zu schützen und die Kinder sammeln dann die Bonbons wieder ein oder schlagen sich den Bauch damit voll.
Wie man sich vorstellen kann, bewirkt diese Bonbonschlacht aber vor allem eins. Bauchschmerzen.
Von zu viel Zucker natürlich, aber vor allem auch vor Lachkrämpfen, wenn man nach Ende dieses "Krieges" versucht, über den Marktplatz zu laufen. Man sinkt bis hüfthöhe in den Sumpf aus Süßigkeiten ein.
Unglaublich!
Da geht es in Vilanova, ebenfalls direkt neben Sitges am Meer gelegen, noch friedlicher zu. Die Leute kaufen kiloweise Zuckerguss (aus Puderzucker und Eischaum) und besprühen sich und jegliche Passanten samt Schaufenster mit der klebrigen weißen Masse.
Die Stadt war weiß. Und manch eine Mutter hat wohl ihre mit Zuckerguss überzogenen Kinder nicht mehr wieder erkennen können.
Ich war begeistert.