Burgas
Sommerstadt im Winterschlaf
Für die meisten Touristen, die ihren Sommerurlaub an der südlichen Schwarzmeerküste Bulgariens verbringen, beginnt der Urlaub am Flughafen Burgas. In dieser Zeit des Jahres herrscht dort Hochbetrieb: ankommende und abreisende Touristen, ihre Kinder und Koffer, Reiseveranstalter, Busse, Mini-Busse und Taxen. Der Hektik des Flughafens entkommen, fängt für die meisten Touristen ihr Sommerurlaub am Sonnenstrand an.
Burgas, mit ca. 230.000 Einwohnern viertgrößte Stadt Bulgariens, ist für viele nur Durchgangsstation. Doch bei einer Woche Pauschalurlaub bleibt auch Zeit, um die nächste größere Stadt zu erkunden. Burgas ist daher oft Ziel eines Tagesausflugs, der etwas Abwechslung in den Strandurlaub bringen soll.
Auf den ersten Blick ist Burgas nicht besonders schön. Das Stadtbild wird von großen, grauen Wohnblocks geprägt, die bis zu 20 Stockwerke hoch mahnend von sozialistischer „Baukunst“ zeugen. Sie scheinen nicht ganz in das moderne Bild zu passen, das die Stadt sich geben mag. Das Stadtbild scheint die Situation Bulgariens zu verkörpern: Man ist Teil der EU, orientiert sich an (West-)Europa und ist dennoch davon entfernt richtig dazuzugehören.
Das Stadtzentrum Burgas bilden die zwei Fußgängerzonen Aleksandrovska und Bogoridi, die sich am Rathaus treffen. Die vor einigen Jahren erneuerten Einkaufsstraßen verführen Touristen und Einheimische gleichermaßen zum Bummeln und Verweilen. Viele kleine Läden laden Shoppingbegeisterte zum Stöbern ein und Ruhebedürftige können in einem der Cafés das Treiben auf der Aleksandrovska Straße beobachten. Leicht ansteigend führt der Boulevard Bogoridi vom Rathaus zum grünen Herzen der Stadt - dem Meeresgarten.
Dieser Park liegt zwischen Stadt und Meer und ist der Lieblingsort der Einheimischen. Folgt man dem Weg vom Boulevard Bogoridi durch den Park, stößt man neben dem Kulturzentrum Morsko Kasino auf einen wunderschönen Aussichtspunkt, der auf einer kleinen Anhöhe über dem Strand liegt. Von hier hat man einen tollen Ausblick auf das Schwarze Meer und kann die in den Hafen einlaufenden Schiffe beobachten. Über eine Treppe steigt man einige Meter hinab zur Strandpromenade, an der die Meeresbrücke - das bekannteste Wahrzeichen der Stadt - liegt.
An der Strandpromenade gibt es viele Restaurants die mittags und abends zum Verweilen am Meer einladen. Wem es am Strand zu heiß wird, hat man die Möglichkeit sich im Meer oder im schattigen Meeresgarten abzukühlen. Im Norden des Meeresgarten in der Nähe des Atanassow-Sees gibt es im Sommer eine weitere Attraktion: das Sandskulpturenfestival. Künstler aus aller Welt bauen zu einem Thema Figuren aus Sand, die man den ganz Sommer lang bestaunen kann.
Im Winter herrscht in der Stadt eine ganz andere Atmosphäre. Der Flughafen ist verwaist, die Restaurants an der Strandpromenade geschlossen und in den Cafés sitzt man drinnen. Burgas wirkt verlassen, das Meer ist stürmisch und aufgewühlt, manchmal verschluckt der Nebel die ganze Stadt. Auch wenn dieses Wetter seinen ganz eigenen Charme hat, tief im Herzen wartet man auf die ersten Sonnenstrahlen, die die Stadt aus ihrem Winterschlaf wecken und zu dem machen, was sie eigentlich ist: einer Sommerstadt.
Am schönsten ist Burgas, wenn es dunkel wird, die Hektik des Tages verschwindet und das Stadtzentrum wunderbar beleuchtet ist. Das faszinierendste Panorama bietet sich jedoch, wenn man die Stadt aus einiger Entfernung beobachtet: Die Lichter der Wohnblocks glänzen und spiegeln sich in einem der Seen, die die Stadt umgeben.
Burgas kann wahnsinnig schön sein, man muss nur einen zweiten Blick riskieren.
Comments