Boldog karácsonyt!
Corona-Situation, Kulinarik und Adventszeit in Ungarn.
Ich möchte ein paar Worte über die Corona Situation hier in Ungarn verlieren, auch wenn wir alle das Thema leid sind. Ungarn ist nun schon seit einiger Zeit Hochrisikogebiet und die Zahlen explodieren. Zwar gibt es mittlerweile an vielen Orten eine Maskenpflicht, doch alle Clubs, Bars, Kinos etc. haben weiterhin ohne jegliche Beschränkung geöffnet. Auch an meiner Schule gibt es keine Vorschriften, niemand außer mir und meiner Mitfreiwilligen trägt dort eine Maske. An unserer Schule gibt es dementsprechend sehr sehr viele Corona-Fälle. Das führt dazu, dass die Hälfte der Schule so gut wie immer in Quarantäne ist. Das ist anstrengend und frustrierend für alle Beteiligten. Es ist erschreckend, wie wenig die Menschen hier nach zwei Jahren Pandemie über Covid-19 Bescheid wissen. Nach den Gesprächen, die ich hier geführt habe, habe ich das Gefühl bekommen, dass vieles damit zusammenhängt, dass einige schon lange aufgehört haben, jegliche Medien zu konsumieren. Denn Medien in Ungarn werden fast alle von der Orbàn-Regierung beeinflusst. Hinzukommt, wer ein allgemeines Misstrauen der Orbàn-Regierung gegenüber hat, misstraut auch eher der von dieser Regierung gepushten Impfkampagne.
So jetzt aber zu den schöneren Dingen im Leben: der Adventszeit!
Die Adventszeit in Ungarn wird fast genauso verbracht wie in Deutschland. Mit Adventskalender, Adventskranz, Nikolaus, Weihnachtsliedern und dem Plätzchenbacken. Das haben wir hier auch alles sehr ausgiebig zusammen gemacht! Wir haben Plätzchen gebacken und dabei ungarische Weihnachtslieder gehört. Für die Schule habe ich 200 kleine Nikolaussäckchen befüllt. Am ersten Adventswochenende gab es da auch einen Weihnachtsbasar auf dem Schulhof. Der wurde sehr liebevoll von den Kindern betreut. Auch der große Weihnachtsmarkt in Pécs ist sehr schön! Nur die Feiertage sind in Ungarn so eine Sache. Zwar hat man an den gleichen Tagen wie in Deutschland frei, so muss man diese freien Tage aber vorarbeiten. Damit man am Heiligabend nicht arbeitet, muss man am 11.12 an einem Samstag arbeiten und zur Schule gehen. Das ist doch etwas befremdlich.
An dem Tag bin ich aber nicht in meine Schule gegangen, sondern wurde gebeten gemeinsam mit den anderen Freiwilligen zu einem Gymnasium zu gehen. Dort haben wir auf Englisch und Deutsch über das Konzept vegetarisch zu leben, mit den Jugendlichen gesprochen und über den Europäischen Solidaritätskorps berichtet. Besonders Ersteres war spannend. Denn vegetarisch zu leben ist in Ungarn wirklich nicht verbreitet. Man stößt auf sehr viel Ablehnung. Viele sind stolz darauf, Fleisch zu essen und sehen keinerlei Grund dafür, ihren Fleischkonsum zu minimieren. Aus einer deutschen Perspektive kommend wirkt das alles nicht ganz zeitgemäß. Ein Grund dafür ist, dass in ungarischen Schulen kaum ein Wort über den Klimawandel verloren wird. Schon gar nicht über die Zusammenhänge zwischen dem Fleischkonsum und klimaschädlichen Gasen. Das Gymnasium plant immerhin für Februar einen einmaligen Veggie-Day – Babysteps. Ich glaube aber tatsächlich auch, dass die Abneigung gegenüber Vegetarianismus hier viel mit der eben sehr fleischlastigen Küche zu tun hat. Ich habe großes Glück, dass an meiner Schule zum Mittagessen immer auch eine vegetarische Alternative angeboten wird. Die vegetarische Küche Ungarns fällt aber doch sehr interessant aus. Man muss sich auf Nudeln mit Zucker oder Pfirsichmarmelade oder auch Kartoffeln mit Butter und Johannisbeeren-Gelee einstellen. Herzhafte Gerichte sind dann Käsesuppe oder Tomatensoße mit Zwiebeln. Vegetarisch in Ungarn zu leben ist eine Herausforderung, aber einige vegetarische ungarische Spezialitäten gibt es glücklicherweise doch. Meine Favoriten sind: Lángos und Kürtöskalacs.
Sonst verbringe ich meine Zeit damit, viel zu stricken, zu lesen und Tee zu trinken. Und ich lerne von meiner Mitbewohnerin Ukulele zu spielen. Letztes Wochenende haben wir eine sehr schöne lange Wanderung im Mecsek-Gebirge gemacht. Unser Ziel war eine Kirche und die Ruinen eines alten Mönchdorfs oben dem Berg. Ein wirklich schöner Laubwald und oben lag tatsächlich Schnee und es war eisig kalt. Vor ein paar Tagen waren wir im Kino und haben den neuen Wes-Anderson-Film geschaut, der mir wirklich sehr gut gefallen hat.
Ich verbringe hier also sehr ruhige und schöne Adventstage!
In wenigen Tagen dann geht es wieder zurück nach Berlin. Ich freu mich, aber es fühlt sich schon auch etwas seltsam an, jetzt wieder nach Hause zu fahren.