Bier und Bildung bei Dauerregen
Was macht man, wenn es wochenlang Kälte und Nieselregen gibt? Kann man trotzdem viel unternehmen und mit den Freunden Spaß haben? Johannson erzählt, ob das gelingt.
Bildung in Warschau
Freitag war eine Studienreise der European Studies aus Magdeburg hier. Sie besuchten eine ganze Reihe hochkarätiger Leute in Lodz und Warschau, um die Folgen der Flugzeugkatastrophe zu analysieren. Ich hab mich in Warschau angeschlossen und so einige Menschen getroffen, die man sonst nur auf Konferenzen anhimmeln darf, im Sejm, bei der OECD und der Adenauerstiftung. Die analysierten so nebenbei Polen zusammen, ohne Floskeln und mit echten Aussagen. Einstimmiges Fazit: es ändert sich gar nichts. Dazu Dauernieseln.
Spaß in Torun
Von Mittwoch bis Montag Morgen war Friedemann hier. Donnerstag hatte ich erst nach der Arbeit Zeit und wir sind mit seinem Erasmuskumpel Adrian in den Lazienkipark gegangen. Freitag war ich dann vor allem mit den Magdeburger beschäftigt.
Am Wochenende aber fuhren wir mit Sophie nach Torun. Der Besuch war jedoch aufgrund von Kälte und Nieselregen nur halb gelungen. Immerhin konnten wir in der Wohnung von Ewa Glodowska schlafen, die gerade mit deutschen Pfadpfindern Lieder sang. Mit uns wohnte meine entzückende Marta. Dazu war lange Nacht der Museen. Dabei sah ich endlich mal die neue Galerie für moderne Kunst. Dort liefen sehr viele Kinder mit Luftballons rum, es wurden gratis Filme gezeigt und die Ausstellungen gaben Raum für eine Art unfertige Renovierungsinstallation und diese Leute, die an ihrer Rauhfasertapete die Gesichter der Toten analysieren. Die Vampirparade im ethnografischen Museum war leider zu voll, mit der endlich dazu gestoßenen Ewa gingen wir kurz ins Reisemuseum und das Rathaus (dessen Sakralkunstausstellung ich vermutlich seit drei Jahren nicht mehr gesehen hatte) und dann doch lieber ins Café zur gründlichen Diskussion der menschlichen Handlungsfreiheit innerhalb von Gottes Rahmenbedingungen. Ein späteres Konzert in der Kunstgalerie enttäuschte und so machten wir, was uns mir am meisten gefehlt hatte und gingen endlich in eine Kneipe.
Am Sonntag war das Wetter nicht besser, sodass wir im Museum Lebkuchen buken, ins Planetarium gingen, noch mehr aßen und dann zurück nach Warschau fuhren.
Essen in der Synagoge
In Warschau macht die jüdische Gemeinde ein Festival. Ich bin darauf nur zufällig aufmerksam geworden und wollte auch nur eine Vorlesung in der Synagoge besuchen, aber dann war gerade der Feiertag der Überreichung der Thora und mir ist aufgefallen, dass ich noch nie einen jüdischen Gottesdienst miterlebt habe. Darum blieb ich noch zum Gebet, und dann setzten sich alle um einen Tisch und der amerikanische Rabbi erklärte die Thora mit Verve, und dann blieb ich zu noch einem Gebet. Und dann gab es einen zweiten Vortrag zum heutigen Feiertag, mit Abendbrot. Kurz vor Mitternacht musste ich vor Müdigkeit gehen. Immer noch Regen.
Bildung in Warschau
Donnerstag waren alle Praktikanten im berühmten neuen tollen Chopin Museum. Ich sage ganz ehrlich, ich war enttäuscht. Viel Multimedia, aber wenig echter Information. Die klassische Texttafel ist ja nicht ohne Grund entstanden.
Vor dem Sejm, genauer gesagt direkt vor unserem Fenster, steht die ganze Woche eine der üblichen Protestgruppen und spielt jeden Tag das gleiche patriotische Lied...Warum sagt denen keiner, dass die Abgeordneten gar nicht da sind? Regen, maximal trockene Bewölkung, windig.