Beziehungsweise
Wie weit (weg) darf man gehen? Welche Grenzen darf man überschreiten? ... wenn man in einer Beziehung ist.
Der Entschluss, nach Frankreich zu gehen, kam ziemlich zeitgleich mit dem Eintritt eines wundervollen Menschen in mein Leben. Und während sich die Bewerbungen entwickeln, entwickelt sich auch unsere Beziehung. Besser noch, als meine Bewerbungen.
Momentan fällt es mir schwer, länger als ein paar Tage von ihm getrennt zu sein. Dann kommt die Sehnsucht und das Verlangen, gemeinsam zu lachen, sich Zeit füreinander zu nehmen, zu kochen, Filme zu schauen, sich an den Händen zu nehmen und gemeinsam in Richtung Sonne zu laufen. Und dann soll das für ein Jahr nicht mehr existieren? Dann soll das für ein Jahr unterbrochen werden? Dann ist man für ein Jahr aus der Welt?
Ehrlich gesagt: Strasbourg ist nicht aus der Welt. Ungefähr sechs Stunden Autofahrt von Leipzig aus. Genauso lange fährt man bis in den nördlichen Teil der Insel Rügen - wenn man Glück hat. Am "weit weg" soll es also nicht scheitern.
Der Unterschied dabei ist: auf dem Weg nach Strasbourg liegt eine Landesgrenze. Und darf ich diese Grenze überschreiten?
Überschreite ich damit auch s e i n e Grenzen? Die Grenzen des Möglichen? Wie treu kann man(n) sein, wenn man sich höchstens einmal im Monat sieht? Wie treu - körperlich, gedanklich, emotional - kann frau sein, wenn sie ein spannendes Jahr im Ausland verbringt?
Kann er dann mit "all den Baguettes" mithalten?
Und wäre es nicht besser, einen "glatten Schnitt" zu machen?
Sowohl die Idee nach Frankreich zu gehen, als auch unsere Beziehung bestehen noch keine zwei Monate. Die Zeit, die ich mit jedem einzelnen dieser Teile meines Lebens verbringe, hält sich ungefähr die Waage. Das Verlangen nach beidem - ist riesig. Gleichriesig.
Ist "jung sein" und "Fernweh", eine Ausrede dafür, ins Ausland zu gehen und seinen Partner zurückzulassen. Ganz zurück?
B e z i e h u n g s w e i s e : Ist "jung und verliebt sein" eine Ausrede dafür, hier zu bleiben?
Oder gibt es eine Chance, gemeinsam in zwei Ländern zu leben. Oder sogar drei. (Los - komm schon. Erasmus ruft. Ich weiß, dass du ins Ausland willst.) England - er. Frankreich - ich. Deutschland - Zuhause.
Ich finde den Gedanken wundervoll spannend. Und schrecklich schwierig.
Eine Patentlösung gibt es nicht.
Auslandsjahr und Beziehung scheinen nicht in einem klaren Kontext koexistieren zu können.
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