Besuch aus der Heimat
Mit ein paar Freunden aus der Heimat macht Sanne Edinburgh, das Museum of Scotland und die Umgebung unsicher. Sie treffen dabei auf einen treuen Hund, werden zu Hofdamen und besteigen einen Vulkan.
Am 10. Mai war es endlich soweit. Ich bekam Besuch aus der Heimat. Wie sehr ich mich darauf gefreut hatte, ist unbeschreiblich!
Nachdem ich nicht abwarten konnte, dass endlich Samstag ist, fiel es mir auch schwer zu realisieren, dass ich ein paar schöne Tage mit Menschen verbringe, die ich schon seit ein paar Jahren und nicht erst seit 3 Monaten kenne!
Hochmotiviert fuhr ich also am Samstag nach Edinburgh um Sylvia und Uwe vom Flughafen abzuholen. Nachdem die ganze Woche wunderschönster Sonnenschein war und selbst der sonst so kalte Wind sich angenehm warm anfühlte, war es ganz fürchterlich im Bus zu sitzen und zuzusehen, wie sich der Himmel mehr und mehr verdunkelte und von dicken, schweren Wolken verhangen wurde, aus denen man abwechselnd ein Grollen hören oder einen Blitz sehen konnte.
Ohne Regenschirm im Gepäck hieß es dann den Flughafen finden. Dort angekommen stand ich nach einer kleinen Kaffeepause pünktlich um 21.30 Uhr mit Willkommens-Schild am Gate um meine beiden Freunde zu empfangen.
Nachdem man sich ohne Wiedererkennungsprobleme freudig begrüßte und den Koffer vom Laufband geschnappt hatte (ja, ein Koffer für zwei Personen mit zwei Isomatten drin! Es ist mir immer noch ein Rätsel!) machten wir uns auf den Weg nach North Berwick. Da der Flieger eher ankam, als erwartet, kamen wir auch eine Stunde eher im Haus an und konnten somit gegen Mitternacht ins Bett bzw. Auf Isomatten fallen und schlafen.
Am Sonntag mussten wir nach einem gemütlichen Frühstück etwas zum Gottesdienst hetzen. Dort wurden die beiden deutschen Besucher bei Tee, Kaffee und Keksen herzlichst aufgenommen und interessiert ausgefragt. Prompt gab es auch noch eine Einladung zum Mittagessen für uns drei.
Mal wieder absolut begeistert und überwältigt von so viel Spontaneität und Gastfreundschaft, vertrieben wir uns noch etwas die Zeit am Strand um dann gemütlich zu den Grahams, unseren lieben Gastgebern, zu laufen. Dort wurde ein unglaublich leckeres 3-Gänge-Menü hingezaubert (keine Ahnung, wie man das so spontan für 5 Personen macht!), was uns reichlich für den restlichen Tag stärkte.
Nach einem netten Plausch verabschiedeten wir uns und machten uns auf die Socken um North Berwick etwas zu erkunden. Kurzzeitig konnte ich Reiseführer spielen und meine wenig spannenden Geschichten über diverse Plätze loswerden.
Am späten Nachmittag kamen wir wieder zuhause an, ruhten uns etwas aus um danach zu Tesco zu flitzen und etwas fürs Abendbrot einzukaufen. Beim gemütlichen Kochen und Pasta verzehren planten wir die nächsten Tage und ließen den Abend im Pub ausklingen.
Am Montag hatten wir uns für eine Erkundungstour in Edinburgh entschieden. Da wir mal wieder etwas spät dran waren, liefen wir etwas zügiger zum Bahnhof um dann festzustellen, dass wir noch eine halb Stunde Zeit haben, bis der Zug kommt.
In Edinburgh angekommen, entschieden wir uns erst das Castle zu besichtigen. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Zwischenstopp an der St. Johns Episcopal Church, in der es eins der wenigen Tiffany – Fenster zu sehen gibt. Im Castel angekommen bezahlten wir den furchtbar teuren Eintritt von £ 11 und begaben uns auf Entdeckertour.
Glücklicherweise begann gerade eine kleine kostenlose Führung durch das Castle, die nicht zu lang und dadurch durchaus interessant war. Zeitlich hatten wir alles sehr gut abgepasst, denn jeden Tag um ein Uhr wird eine Kanone auf der Burg abgefeuert und das durften wir hautnah miterleben. Obwohl wir auf den Kanonenschuss gewartet haben, war ich doch sehr erschrocken, als es dann den lauten Knall zu hören gab! Ein bisschen Rauch war auch zu sehen und das war der spektakuläre Kanonenschuss!
Nachdem wir nahezu alles gesehen hatten, von den Kronjuwelen bis zum Kriegsgedenkmal, machten wir uns auf zur Futtersuche. Und nach der Stärkung durch Baguette, Kaffee und heiße Schokolade führten wir unsere Entdeckertour fort. Diese führte uns zu Bobby, dem komischen Hund, der auf jeder zweiten Postkarte zu sehen ist und den ich bisher noch nicht gefunden hatte.
Zu dritt waren wir allerdings sehr erfolgreich und haben Bobby gefunden. Klein und unscheinbar steht die Statue an einer Straßenkreuzung und zeugt von einem Hund, der Jahre lang voller Treue am Grab seines Herrchens saß, bis er selbst starb. Was für ein Held, dieser Bobby... :-)
Nach diesem überwältigenden Fund gingen wir ins gegenüberliegende „Museum of Scotland“, was, wie viele Museen hier, kostenlos war. Mit riesigen Telefonhören bewaffnet, in denen kleine Menschen sitzen, die einem diverse Details zu den Ausstellungsstücken ins Ohr flüstern, schlenderten wir durch vergangene Zeiten.
Begeistert waren wir vor allem von den Entdecker-Zonen, wo es Spiele und Kleidung aus unterschiedlichsten Epochen gab, die eigentlich für Kinder gedacht waren, uns allerdings ebenso erfreuten! :-)
Wir schlüpften von Rolle zu Rolle. Mal Ritter, dann edle Hofdame. Es war toll! Um 5 Uhr mussten wir leider das Museum verlassen. Nicht wegen schlechtem Benehmen, sondern weil es zu unserem Bedauern geschlossen wurde, ohne dass wir die letzte Entdeckerzone unsicher machen konnten.
Zu unserer Überraschung hatte sich das Wetter allerdings gewandelt, als wir im Museum herum streunten und so gab es blauen Himmel und Sonnenschein für den Rest des Tages. Um das Wetter ausreichend zu nutzen, schlenderten wir zum Parlamentsgebäude und der Sommerresidenz der Queen, von da aus zurück zur Princesstreet und in den Park, wo wir gemütlich ein Eis verzehrten.
Da die Zeit mal wieder viel zu schnell verging, gingen wir noch schnell zum Hostel, um einen Schlafplatz für die beiden letzten Nächte für Sylvia und Uwe zu sichern, kauften dann etwas fürs Abendbrot und fuhren zurück nach North Berwick, wo wir bei einer Flasche Wein den zweiten Tag Revue passieren ließen.
Und dann war schon Dienstag. An diesem Tag hieß es laufen, laufen, laufen! Nach dem Frühstück machten wir uns auf, den „Law“ zu besteigen, ein alter Vulkan, der hier Mitten in der Pampa steht. Auf dem ersten Stück waren wir von stark riechenden (Vanille?, Kokos?), gelben Sträuchern umzingelt, genannt „Gorse-bush“.
Angeblich soll es einen richtigen Pfad zur Spitze des Berges geben, doch wir haben uns einen eigenen Weg zum Gipfel gesucht, der wohl auch etwas mehr Zeit in Anspruch nahm. Am Ziel angekommen, hat es uns auch fast wieder runter geweht, so windig war es. Leider hatten wir keine besonders gute Sicht, da der Himmel sehr bewölkt und grau war, denn normalerweise kann man selbst Edinburgh sehen. Dennoch hatten wir einen schönen Überblick über North Berwick und Umgebung.
Nachdem wir uns wieder runter gekämpft hatten, liefen wir zum Leuchie House, da ich Sylvia und Uwe gern zeigen wollte, wo ich arbeite. Vom Leuchie House wollten wir zum Tantallon Castle laufen, was wir auch taten, und allerdings viel Kraft und Zeit kostete, da der Weg länger war, als erwartet.
Kurz vor unserem Ziel hatte wir (bzw. Ich) auch noch einen völlig idiotischen Weg ausgesucht, bei dem wir Ewigkeiten an einem Feld entlang laufen mussten, da zwischen Feld und Castle ein großer Graben das Hinüberkommen verhinderte. Uwe schaffte es irgendwann über eine schmale, aber stinkende Stelle zu springen, während Sylvia und ich unseren Feldspaziergang fortsetzten und nach einem Loch in der Hecke Ausschau hielten um zur anderen Seite zu gelangen.
Das Loch fanden wir auch irgendwann und so ging es „ab durch die Hecke“ (mit Zwischenstopp in Brennnesseln). Wir hätten definitiv auch einen einfacheren Weg nehmen können, aber der wäre nicht so spannend gewesen! :-)
Am Castle angekommen, stellten wir fest, dass uns der Eintrittspreis zu teuer ist und so ruhten wir uns ein bisschen auf der Wiese aus um neue Kräfte zu sammeln. Danach traten wir die letzte große Wanderung zurück in die Stadt an und gönnten uns dort angekommen Eis und Minimuffins. Das hatten wir uns definitiv verdient!
Wieder zu Hause angekommen machten wir das Trampolin unsicher, dass seit neuestem bei uns im Garten steht, und ärgerten die Meerschweinchen. Danach starteten wir unsere vorerst letzte gemeinsame Kochaktion und ruhten unsere müden Füße aus.
Dann war auch leider schon Mittwoch, an dem ich mich verabschieden musste, da London auf mich wartete.
Ich hab die Tage mit den beiden wirklich sehr genossen. Es war ein Stück Heimat in der Ferne!