Beschäftigungen im Regen
Es ist wieder Sonntag und damit Zeit für mich, die Woche Revue passieren zu lassen.
Anfang der Woche verbrachte ich in der letzten der drei Werkstätten: Północna, also bei uns Zuhause. Im Keller direkt neben unser Küche ist die Papiernia, dort wird Papier mit der Hand geschöpft und es gibt eine Werkstatt, in der die Teilnehmer mit Metall arbeiten und Reparaturen vornehmen. Ich durfte die rosa Masse aus der Papier werden sollte mit Blüten, Blätter oder Tee ganz nach meiner Fantasie verzieren und dann mit einem Sieb das Papier schöpfen. Zwischen die einzelnen Schichten kommen Stoff und Plastikscheiben, dann wird das Ganze lange gepresst und getrocknet. Am nächsten Tag wurde ich dann in den Workshop im Erdgeschoss eingeteilt, in dem das Papier sozusagen verarbeitet wird. Auch beim Weihnachtskarten designen und marmorieren konnte ich kreativ werden.
Nachmittags haben Arthur und ich 5 Teilnehmer, Adam (der instructor im Keller) und Fabian (der Praktikant) zum Unihockey begleitet. Es geht weniger darum, ein perfektes Spiel zu spielen, als Spaß daran zu haben und sich zu bewegen. Das konnte auch ich erleben, obwohl ich vorher noch nie Hockey gespielt habe, und so habe ich auf jeden Fall Lust weiter mitzuspielen!
Am Donnerstag hatte jeder von uns sechs Freiwilligen ein Einzelgespräch mit Dorota, in dem es darum ging wie wir die einzelnen Werkstätten fanden, aber auch wie es uns sonst so gefällt. Dabei kam heraus, dass wir vorraussichtlich ab Anfang November noch zwei weitere Freiwillige aus Rumänien dazubekommen. Da wird dann zwar ein bisschen enger in der Küche, aber ich bin sehr gespannt und freue mich auf sie. Die Ergebnisse der Gespräche und der Rückmeldung der ArbeiterInnen in den Werkstätten über uns wurden uns dann am Freitag mitgeteilt. Ich bin für das nächste halbe Jahr zusammen mit Gabryel in Północna eingeteilt. Darüber freue ich mich, da es mir hier sehr gut gefallen hat, ich die participants und worker sehr sympathisch finde und einen angenehm kurzen Weg zur Arbeit habe. Freitags bin ich außerdem in dem Keramikworkshop für Kinder, so bekomme ich auch etwas von der Töpferei mit.
Dann stand noch ein wichtiges Event in der Stiftung an: die offizielle Eröffnung des neuen Aufzugs. Bis jetzt war es für TeilnehmerInnen im Rollstuhl nicht möglich eigenständig das Haus hier zu betreten, deswegen ist die Freude groß, dass mit Unterstützung von verschiedenen SpenderInnen ein Aufzug gebaut werden konnte. Es gab viel Kuchen, eine Rede und da das ganze bei uns Zuhause stattfand, fühlte ich mich selbst ein klein wenig wie eine Gastgeberin.
Was die Freizeitgestaltung angeht, mussten wir uns, wie der Titel anklingen lässt, mit dem Regen arrangieren. Beim Besuch des All About Freedom Festivals im European Solidaność Centre war das noch kein Problem. Das architektonisch beeindruckende Gebäude stellte seine Räume für ein Filmfestival mit internationalen Filmen zum Thema Freiheit zur Verfügung. Unser Film "A good American" handelte von Datenüberwachung, was für uns (wir hatten den Film nur wegen der englischen Originalfassung ausgesucht) eine Überraschung war. Wir durften auch ein Poster mitnehmen, die zur Zeit die ganze Stadt und jetzt auch mein Zimmer schmücken. Am Freitag ging es zur 8. Edition des Narracje-Festivals. Dabei wird ein eher unbekanntes Viertel von Gdańsk für ein Wochenende von verschiedenen Künstlern inszeniert. Dieses Jahr war es Biskupia Górka (etwa: Bischofshügel), ein zentral gelegenes Viertel, das jedoch in sich geschlossen ist und eine sehr eigene Atmosphäre hat. Es gab sehr spannende Kunstwerke, doch obwohl ich meine wärmsten Sachen anhatte, war ich irgendwann bis auf die Knochen durchnässt und wir alle beschlossen nach der Tour direkt nach Hause zu fahren.
Der Besuch eines Rugbyspiels von Lechia Gdańsk gegen Ogniwo Sopot war regenfrei, dafür ziemlich kalt. Die Veranstalter wussten dem aber entgegenzuwirken und es gab kostenlos Suppe, Tee und Hefeteilchen für alle Zuschauer. Heute nahmen wir dann noch an einer Free Walking Tour durch die Altstadt teil, bei der ich leider wieder etwas zu kühl angezogen war. Trotzdem war es sehr spannend und falls mich jemand besuchen kommen möchte, könnte ich jetzt auch so einiges zu der Stadt erzählen. :)
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