Belgischer Karneval
Deutscher Karneval ist marianns Sache nicht. In Belgien hat sie vom Karneval nicht viel mitbekommen, aber sie freut sie sich jetzt schon auf die leuchtenden Sommerfestivals ihrer Organisation.
Letztes Wochenende war Karneval - oder, wie ich es in Sachsen eher zu sagen pflege, Fasching. Um ehrlich zu sein finde ich den "westdeutschen" Karneval total nervig und blöd. Also genau die richtigen Vorraussetzungen, um es in Belgien mitzuerleben. Aber trotz aller schrecklichen Lieder hat meine Kleinstadt etwas sehr schönes an diesen Tagen ins Leben gerufen.
Auf die Frage, wieso, konnte mir zwar keiner eine sinnvolle Antwort geben, aber das mindert den Charme dieser Aktion nicht. Während der Nacht zum Samstag zogen sie herum und beschrieben die Schaufenster der Läden mit Sprüchen. Scheinbar ist das so populär, dass sich jedes Jahr ein neues Thema dafür ausgedacht wird. Diesen "Brauch" gibt es jedoch nur in Marche und noch ein paar umliegenden Dörfern. Da ich über das Wochenende in Brüssel bei Audrey war und diese (glücklicherweise) keine Karnevalverrückte ist, habe ich dort davon nichts mehr mitbekommen.
Also meine ersten Tage in Brüssel - was soll ich nur sagen? Auf jeden Fall ist es sehr billig dort zu wohnen, denn Audrey bezahlt etwa 200 Euro pro Monat. Es ist zwar klein und sie wohnt mit Julie zusammen, aber es ist direkt in der Innenstadt. Das ist schon schwierig in größeren deutschen Städten, so was billiges zu finden. Vielleicht liegt das auch an der Stadt. Ich hatte eigentlich eine schöne Altstadt, verschiedene bunte Ecken und das "Studenten-Alternativ"-Viertel erwartet. Aber Brüssel ist total anders und bisher für mich erstmal nur hässlich. Ich hoffe das wird noch besser. Aber an Altstadt hat es nur den Grande Place und sonst ein altes Stück Stein und daneben wieder was total Modernes. Da steh ich überhaupt nicht drauf. Auch hat Brüssel nur große Strassen, es gibt keine Gassen. Und laut Aussage Audreys gibt es eben kein Studentenviertel. Aber so kleine lustige Läden hat sie mir schon gezeigt. Zum Beispiel eine Bar die sich den Friedhof zum Thema gemacht hat. Da kommt man rein und alles ist schwarz nur ein paar kleine Kerzen stehen auf den Tischen (Glasplatten auf Särgen).
Dienstag wäre noch einmal Karneval gewesen, aber da fast niemand vom Miroir hingegangen ist und es schneite, hatte ich keine rechte Lust. Den nächsten Tag durfte ich anfangen, Fotos für die Powerpointpräsentation für Sylvie rauszusuchen. Solche Aufgaben haben immer zwei Funktionen: Zum einen helfe ich, zum anderen sehe ich, was Miroir vorher so alles gemacht hat und wie alles funktioniert. Da stoße ich immer auf tolle Sachen. So (mit-)veranstaltet Miroir im Sommer verschiedenste Festivals. Eine Eigeninitiative ist das Bitume, ein internationales Straßentheaterfestival, welches dieses Jahr in die 16. Runde geht. Ich freue mich schon sehr darauf, auch wenn mir gesagt wurde, dass ich mitmachen soll.
Ein weiteres ist ein internationales Marionettenfestival und der Lichterumzug (Parade de Lumiere). All diesen Festen gehen Praktika mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen voraus, da sie bei einigen Vorstellungen mitwirken. So wurden die phantastischen Figuren, die in der Nacht zu leuchten beginnen von Kindern gefertigt. Ich komme mir ein wenig albern vor, wenn ich mich daran erinnere, wie ich als Kind beim Lampionumzug mitgemacht habe.
Dieses Wochenende geht es für mich erst einmal zurück in die Heimat, da Daniel (Künstler bei Miroir) in Tübingen eine Ausstellung macht und dort schon einige Kurse für Kinder und Erwachsene gegeben hat. Das schauen sich jetzt die Mitglieder vom Miroir etappenweise an. Leider kann ich nie eine Antwort geben, wenn es darum geht, was man dort unbedingt essen sollte, weil ich aus Sachsen komme. Also eine total andere Ecke; aber ich habe meine Quellen.
Das war es erst einmal.