Ausgrabungsstätte Swartnoz
Beim ältesten und höchsten Tetrakonchos der Welt
Von Jerewan aus brachte uns ein alter Bus nach Swartnoz zur Ruine einer dem Heiligen Gregor geweihten Kirchen. Sie wurde gegen 643 n. Chr. vom Katholikos Nerses III. bauen lassen und war der älteste und größte Tetrakonchos im Kaukasus, bevor er zur Jahrtausendwende entweder von einem Erdbeben oder von arabischen Plünderern zerstört wurde. Der Tetrakonchos als Form eines kirchlichen Zentralbaus besitzt vier gleich lange, von der Vierung ausgehende Arme, die in halbrunde Apsiden, sogenannte Konchen, enden.
In Swartnoz waren die vier Konchen des Zentralbaus von einem kreisrunden Umgang mit einem Durchmesse von 37,5 m umgeben. In drei Abstufungen erreichte der Baukörper eine Höhe von etwa 45m, womit die Kirche zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung eine der größten Bauten der Welt war. Drei der vier Konchen werden von jeweils 6 Säulen getragen, während die Apsis des Altarraums mit einer glatten, hohen Mauer abgeschlossen war. In der Mitte der Kathedrale befinden sich in einem Loch im Fundament die Reliquien des Heiligen Gregors des Erleuchteten. Seit 2000 gehört die gesamte Ausgrabungsstätte Swartnoz zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Bei Ausgrabungsarbeiten um 1905 fand man nicht nur die Ruinen der „Kathedrale der Engel“, was der Name „Swartnoz“ bedeutet und auf einen Traum Gregors des Erleuchteten zurückzuführen ist, dem Engel im Traum erschienen sein sollen, sondern auch die Überreste eines Palastes, der dem Katholikos Nerses III. als Residenz diente. Mit großer Säulenhalle, Arkaden, mehreren Bädern sowie Becken zur Weingärung und Lagerhallen zählt der Palast zum größten weltlichen Gebäude im Armenien des 7. Jahrhunderts. In der Nähe des Museums wurde außerdem ein steinerner Phallus entdeckt, Symbol für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt, dessen Erscheinung Elemente des männlichen und weiblichen Geschlechts kombiniert. Er spielte vermutlich in heidnischen Kulten um eine Muttergottheit eine bedeutende Rolle. Die große Anzahl in Armenien gefundener Phalli lässt des Weiteren die Vermutung zu, dass der Phallus-Kult seinen Ursprung auf dem armenischen Plateau hatte und erst später in die Kulturen des antiken Griechenland, des Römischen Reiches und Osteuropas gelangt ist. Noch heute existiert die Anbetung des Phallus im Hinduismus und einigen afrikanischen Religionen.