Augen zu und durch?
Bloß nicht!
Bedienungsanleitung zum Überleben des griechischen Verkehrs.
Grundregel
Generell ist davon abzuraten sich an die aus der Fahrschule bekannte sogenannte Straßenverkehrsordnung zu halten, da dies definitiv früher oder später zur Kollision mit einheimischem Verkehrsteilnehmern führt.
Was das im Einzelnen bedeutet, ist fortführend dargestellt und mit hilfreichen Überlebenstipps versehen.
1. Regel
Die in unseren Breiten hochgeschätzten Lichtzeichenanlagen - auch bekannt als Ampeln - sind in Griechenland eher weniger von Bedeutung. Vielmehr setzt man sich größter Gefahr aus, schenkt man ihnen zu viel Beachtung. Eher sollte man sie als hübsche dekorative Partybeleuchtung bei Tag ansehen, die einem rund um die Uhr das Gefühl gibt, sich auf einer riesigen Fete zu befinden.
Mein Tipp: Ist die Ampel grün, heißt das nicht, man hat freie Bahn. Immer schön die Äuglein auf im – vor allem griechischen - Straßenverkehr!
2. Regel
Sogenannte Richtungsanzeiger oder auch Wegweiser sind in den südlichen Gefilden eher selten wegweisend. Ist man es doch es aus Deutschland gewohnt, alles bis auf die letzten Meter herrlich ausgeschildert zu haben, sucht man doch hier häufig vergeblich nach Hinweisen zum Zielort. Auch wird das doch eigentlich so raffinierte Navigationssystem gern ausgetrickst, hat man doch unterschiedlichste Schreibweisen für Orte, teilweise auf Schildern, die nur wenige Meter voneinander entfernt sind.
Mein Tipp: Aktuelles Kartenmaterial und die exakte lateinische Schreibweise des Zielortes oder kundige (!) Einheimische immer unbedingt mit dabeihaben!
3. Regel
Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit, üblicherweise angezeigt durch eindeutige große schwarze Ziffern auf weißem Grund umrandet von einem roten Kreis, oder auch das Tempolimit versteht sich im griechischen Raum in keinster Weise als Limit. Hält man sich an die gesetzlich vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung, fühlt man sich als Teilnehmer des griechischen Verkehrs doch häufig eher als ein Verkehrshindernis als derweil ein Teilnehmer. Ausdruck verleihen die temperamentvollen Autofahrer dies, mit bis kurz vor dem Zusammenprall hinten Auffahren gefolgt von rasanten Überholmanövern. Dabei spielt es absolut keine Rolle, ob es sich um einen 10 Meter langen Reisebus handelt, oder um den 80-jährigen Senior im Fiat Panda.
Mein Tipp: Auf der Autobahn ruhig ein wenig schneller als erlaubt rum düsen. Mir wurde erzählt, die Polizei stoppt überhaupt erst ab 30 km/& schneller. Ansonsten gilt: Nicht aus der Ruhe bringen lassen und einfach tief durchatmen! Polizeikontrollen sind wirklich eine Rarität doch WENN man hinein gerät, wird es richtig teuer.
4. Regel
Der öffentliche Personennahverkehr war mir bekannt als eine umweltschonende und zuverlässige Methode um von A nach B zu kommen. In meinem momentanen Aufenthaltsort erweist sich zuweilen das Reisen mit dem „ÖPV“ doch als ein wahres Abenteuer. Zunächst einmal kann man wirklich stolz sein, sollte man das vergilbte Blechschild welches sich hinter einem Schuppen versteckt als Bushaltestelle identifizieren. Fahrpläne sind eher unbeliebt, sollten sie existieren, ist auf sie wirklich absolut kein Verlass. Sieht man nun den heranfahrenden Bus, ist man noch längst nicht auf der sicheren Seite! Deutlich muss man sich nahe dem Straßenrand mit gehobener Hand bemerkbar machen- sonst rauscht der Bus einfach vorbei. Ist man dann endlich im Bus, sollte man meinen, alle Überraschungen hätte man bereits hinter sich gebracht doch nein. Man wundere sich bitte nicht, sollte ein Busfahrer stoppen ohne eine Haltestelle und ohne die Türen zu öffnen- er ist sicher nur mal eben Frappé kaufen.
Mein Tipp: Viel Zeit einplanen. Die Haltestelle nicht zum tratschen nutzen - dafür ist genügend Zeit, sollte der Busfahrer Kaffeedurst verspüren.
5. Regel
Zu guter Letzt ist eines wichtig zu wissen im griechischen Straßenverkehr: Alles ist möglich. Ob parken auf der Hauptstraße, dabei am besten noch eine 2. Reihe aufmachen oder das plötzliche stoppen zweier Autos für einen kleinen Plausch in der Rush Hour. Polizei die bei Rot über die Straße geht. Es gibt wirklich nichts was es hier nicht gibt und scheinbar sind alle damit im Einklang. Deswegen..
Mein Tipp: Ruhe bewahren. Zurücklehnen und die Welt als einen einzigen Parkplatz betrachten. Sollte das alles nicht mehr möglich sein und das Fass ist kurz vorm Überlaufen – einfach einen Esel nehmen!
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