Atomkraft - Ja bitte?!
Die Deutschen beschließen den Atomausstieg - Aber unsere Nachbarn machen da nicht mit. Frankreich sticht mit seiner Vielzahl an maroden Atomkraftwerken heraus, ist da ein Umdenken in Sicht?
Ich erinnere mich ein wenig an die umherstreifende Angst, wenn ich mit meiner Mutter als Kind auf Demonstrationen gegen das Atomkraftwerk Thiange ging, das ganz nah an der deutschen Grenze in Belgien liegt. Die Redner*innen beschrieben dessen baustellenhaften Zustand, und das es nur wenig bräuchte, ein kleines Erdbeben vielleicht?, welches die Risse endgültig zum Vorschein bringen würde. Und dann ist es schon zu spät.
Aber wir auf der andern Seite der Grenze können nur wenig machen; schließlich liegt es an der belgischen Politik, die Atomkraft im Land zu regeln. Wir können hier nur weiter demonstrieren, bis es irgendjemanden interessiert.. Ähnlich steht es auch um einen zukünftigen Aufenthaltsort Frankreich: 58 AKWs sind über das ganze Land verteilt, einige, wie der AKW Fessenheim, so marode wie Thiange. Seit über 40 Jahren steht der Reaktor im Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Schweiz auf französischen Boden.
Auch hier demonstrieren Menschen, allerdings gegen die Schließung des uralten Atomkraftwerks. Schließlich hängen davon Arbeitsplätze in der Region ab, die Infrastruktur und eine Zukunft ist ungewiss. Erstaunlicherweise hat es in Frankreich nie so eine große Anti-Atom-Bewegung gegeben wie in Deutschland, hier gilt es immer noch als eine relativ sichere, saubere und günstige Energiequelle. Eine überwältigende Mehrheit der Franzosen, 70%, sind gegen einen Atom-Ausstieg! Immerhin stammen auch rund 78% des französischen Stroms aus Atomkraftwerken, die weltweit höchste Quote an Atom-Energie.
Warum ist Atomstrom hier aber so beliebt? Hauptsächlich, weil er wirklich günstig ist - Der Rückbau von AKWs und die Endlagerung wurden nie richtig auf den Preis der Energie umgerechnet. Diese Kosten können aber nicht einfach vermieden werden, sie werden noch teuer auf den französischen Steuerzahler zurückkommen. Doch vorerst verweilen viele in ihrer Illusion eines sauberen und sicheren Atomstroms, wie in einem Atomi-Film erklärt. In der Nachkriegszeit wurde viel in die Forschung und die Entwicklung von Atomkraft investiert - Und Meiler um Meiler gebaut. Noch heute hängt der Atomkraft etwas von dem alten Machtstatus Frankreichs an, und auch die Meinung, Atomkraft sei die Energiequelle der Zukunft, hält sich stets.
Seit 2015 ist zwar ein Energiewende-Gesetzt in Kraft getreten, den erwünschten Effekt hatte es allerdings noch nicht: Der große Atom-Stromanbieter Électricité de France muss zwar eine große Entschädigung für all die maroden Atomkraftwerke bezahlen, nun aber gehören 80% der Firma dem Staat selber und letztlich ist EDF auch nicht gezwungen, seine Atom-Meiler zu renovieren oder ganz vom Strom zu nehmen.
Trotzdem bröckelt die Atom-Industrie in Frankreich, die Unterhaltung der Reaktoren wird einfach zu teuer. Der pragmatische Macron versucht daher, mindestens 17 Atommeiler in der nächsten Zeit abzuschalten - Was auch einfach Geld spart. Ganz vom Netz nehmen möchte der französische Premier die Atomkraftwerke aber auch noch nicht, was erstmal bedeuten würde, dass sich die gesamte Stromproduktion Frankreichs wegen des enormen Ausbaus an erneuerbaren Energien steigert. Was leider auch nicht sehr nachhaltig ist..
Die Transformation zu sauberer und grüner Energie ist nicht einfach, es steht viel Geld, Einfluss aber auch Arbeitsplätze dahinter, allerdings lässt sich der Wandel nicht aufhalten. Der Atommüll akkumuliert sich, die Risiken sind nach wie vor hoch und bieten in Zeiten von Cyber Wars eine tödliche Zielscheibe. In Bezug auf Atomkraft kann Frankreich viel von Deutschland lernen, aber auch wir müssen unsere Energieversorgung noch nachhaltiger gestalten. Und vor allem Strom sparen, damit zukünftige Generationen nicht schlechter leben müssen als wir ;)
Quellen:
https://www.welt.de/wirtschaft/article166878444/Kann-sich-Frankreich-seine-Atomkraftwerke-nicht-mehr-leisten.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/frankreich-atomstrom-koennte-deutschland-fluten-a-1205511.html