Asylsystem Irlands
Angst oder Faulheit im Thema Flüchtlingskrise?
Die Flüchtlingswelle, die seit Monaten über Europa rollt, trifft Irland kaum. Das Land hat, ähnlich wie Dänemark und Großbritannien Sonderregeln bei der Asylpolitik ausgehandelt, um kein Teil von möglichen Umleitungen der Flüchtlingsströme sein zu müssen.
In Irland gibt es nur wenige Nichtregierungsorganisationen, die sich um Flüchtlinge kümmern. Caroline Reid ist Sprecherin einer solchen, dem „Irish Refugee Council“. In einem Interview beschreibt sie die Asylsysteme der EU Mitgliedsstaaten, als ein zentrales Problem.
Die Zahl der jährlichen Asylanträge würde in Irland seit 2000 stetig sinken, da die Bedingungen für Flüchtlinge in Irland sehr schlecht seien. Obwohl die Zahl der Asylbewerber im letzten Jahr, auf Grund der riesigen Flüchtlingswelle, wieder stieg, sind die Zahlen im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedsstaaten sehr niedrig. Natürlich hänge dies auch mit der geografischen Lage des Landes zusammen, so Reid. Irland wäre mehr ein Auswanderungs- als Einwanderungsland. Trotzdem sieht die Pressesprecherin das Asylsystem der grünen Insel als Hauptgrund für die geringe Zahl an Asylbewerbern. Unter „Direct Provision“ werde das irische System um die Aufnahmezentren zusammengefasst. Die Asylbewerber werden dort während des Einbürgerungsprozesses untergebracht. Dieser dauert durchschnittlich vier Jahre, kann sich aber manchmal auch zehn Jahre hinziehen. Während dieser Zeit leben die Bewerber, momentan liegt die Zahl bei 4400, abgeschottet von der Bevölkerung. Ihre Rechte sind stark eingeschränkt und sie dürfen nicht arbeiten.
Damit ist Irland neben Litauen, das einzige Land der EU, in denen Flüchtlinge erst nach dem Einbürgerungsprozess arbeiten dürfen. Dies wirkt sich nicht nur auf die mentale Gesundheit der Asylbewerber aus, sondern auch auf die Steuereinnahmen und –ausgaben des Landes.
Auf die Frage, warum das System nicht geändert werden würde, antwortet Reid, dass die Regierung des Landes bei einer Gesetzesänderung eine Welle von Flüchtlingen erwarte, was ihrer Meinung nach allerdings nur eine Ausrede sei.
Nachdem die Asylbewerber den Einbürgerungsprozess überstanden haben, stellt sich ihnen allerdings das nächste Problem: Sich und ihre Familie über Wasser zu halten. Sie bekommen zwar einen kleinen Startbetrag von der Regierung, sind danach aber komplett auf sich allein gestellt. Nicht zuletzt auf Grund fehlender Integrationsstrategien werden Sozialhilfeempfänger oft von Vermietern diskriminiert. Hinzu kommt die weiterhin instabile, wirtschaftliche Lage Irlands, die nach dem Crash der Banken im Jahr 2008 auch vielen Einheimischen Job und Haus gekostet hat. Auch heute sind die Zahlen für Obdachlosigkeit und Arbeitslosigkeit im Land sehr hoch, was die Situation für Flüchtlinge nicht grade leichter macht.
Hierbei stellt sich nun also die Frage, ob es von Nachteil für die Jobchancen für die Einheimischen wäre, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Nicht zuletzt Tatsache, dass viele Großunternehmen, wie Apple, Standorte in Irland haben und ausländische Arbeitskräfte (aus anderen EU-Mitgliedsstaaten) für Arbeit anwerben, lässt mich diese Frage mit „nein“ beantworten.
Die Masse der Flüchtlinge scheint die Regierung einzuschüchtern, dennoch ist ein großer Flüchtlingsstrom nach Irland, auf Grund der Größe und der Lage des Landes, sehr unwahrscheinlich.
Allerdings würde eine Gesetzesänderung mit Sicherheit finanziell und organisatorisch aufwändig sein, was die irische Regierung zurzeit nicht leisten zu wollen scheint.
Irlands Regierung könnte also, in Sachen Flüchtlingskrise sehr viel mehr tun und damit andere EU-Mitgliedsstaaten, wie Deutschland, erheblich entlasten.
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