Angekommen
Nachdem ich jetzt seit gut einem Monat hier in Liepāja wohne und in meinem Projekt arbeite, schon einige Unterschiede der Letten und des Landes zu uns Deutschen bemerkt habe, viele Ecken der Stadt gesehen habe und ein paar Kontakte geknüpft habe, kann ich sagen, dass ich mich hier in meiner kleinen Wohnung im Zentrum der Stadt ziemlich eingelebt habe…
Das wurde mir richtig bewusst, als ich vom On-Arrival-Training vor ca. 3 Wochen zurückgekommen bin und durch die Straßen von Liepāja gelaufen bin – eben irgendwie das Gefühl anzukommen… Das On-Arrival-Training war super. Ich konnte mich endlich mit Leuten austauschen, die sich in der gleichen bzw. einer ähnlichen Situation wie ich befinden, außerdem wurde unserer Gruppe sehr viel über den EFD beigebracht. Wir konnten intensiv über unser Projekt nachdenken und am Ende des Seminars hatte ich meine Ziele wirklich klarer vor Augen. Schade ist nur, dass alle anderen EFDler aus unserer Gruppe über 200 km von mir entfernt in der Umgebung von Riga wohnen. Das hört sich zwar nicht allzu viel an, allerdings habe ich auf der Anreise zum On-Arrival-Training unter anderem gelernt, dass man in diesem kleinen Land trotzdem 7 Stunden für 300 km im Bus verbringen kann, weil die Straßenverhältnisse eindeutig nicht mit den Deutschen vergleichbar sind…
Bei der „Arbeit“ ist im letzten Monat noch nicht wirklich der Alltag eingekehrt, da mir meine Organisation erst einmal Zeit zum Eingewöhnen gegeben hat. Ab nächster Woche habe ich dann endlich einen festen Arbeitsplan, bisher wurde mir immer spontan mitgeteilt wo gerade meine Hilfe gebraucht wird: Im Second-Hand-Shop der Organisation mussten sehr viele Klamotten sortiert und Sommerkleidung durch warme Sachen für den Winter ersetzt werden. Unser großes Projekt „First Aid for saving life“, welches im Sommer zusammen mit vier anderen Jugendgruppen aus unterschiedlichen europäischen Ländern statt finden soll, musste geplant und passend zur Deadline abgeschickt werden – jetzt heißt es erst mal wieder warten und hoffen, dass alles glatt läuft und das Projekt genehmigt und finanziert wird. Außerdem war ich einige Male in der Pēcskola und habe auch mitgeholfen das Programm zu planen. Zum Beispiel habe ich den Kids von Deutschland erzählt und ihnen Spiele beigebracht, mir Sportübungen für alle überlegt und durchgeführt und wir haben zusammen deutsches Essen zubereitet, nämlich Laugenbrötchen mit Obatzda. Nach einem Monat sind die Kinder auch nicht mehr so schüchtern wie am Anfang und sie versuchen mir lettische Wörter und Sätze beizubringen oder trauen sich auch einzelne deutsche oder englische Worte mit mir zu wechseln.
Ab nächster Woche soll auch endlich der Sprachkurs anfangen, da freue ich mich wirklich drauf und das wird auch Zeit. Ich weiß zwar einzelne Worte und wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, kann ich antworten, dass es mir gut geht (das stimmt zwar immer, aber ich weiß gar nicht, wie ich sagen könnte, dass es mir schlecht geht…), nach meinem Missverständnis bei einem Gespräch, bei dem ich völlig überzeugt erklärt habe, dass ich „astoņdesmit“, also 80 Jahre alt bin (und mir nur verwirrte Blicke zugeworfen wurden :D), kann ich auch mein wirkliches Alter angeben und passend zum Winter, der seit Dienstag richtig plötzlich gekommen ist, weiß ich, wie ich ausdrücken kann, dass ich friere.
Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf die nächste Zeit hier! Visu labu, Grüße aus Liepāja,
Eure Paule :)
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